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„Dramatische Unterversorgung“

Aktionsbündnis Osteoporose bündelt Informationen und Hilfsangebote

In Deutschland leiden 6,3 Millionen Menschen an Osteoporose. Nur jeder Fünfte wird angemessen behandelt. Das Aktionsbündnis Osteoporose hat deshalb eine Kampagne gestartet, die möglichst viele Menschen mit Informationen und Hilfe versorgen will. Ihr Motto: „Sind wir noch ganz dicht?“

Kampagne für Knochengesundheit: Das Aktionsbündnis Osteoporose will mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit. Foto:
Kampagne für Knochengesundheit: Das Aktionsbündnis Osteoporose will mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit. Foto: Insight Bones/Anima Res

Die Situation ist nach Ansicht vieler Fachleute dramatisch und deshalb ist die Frage auch bewusst provokant formuliert: „Sind wir noch ganz dicht?“ steht in dicken weißen Buchstaben auf den großen Plakaten, die immer öfter im Straßenbild auftauchen. Der seltsame Hintergrund erinnert an poröses Mondgestein, das von Löchern und Furchen durchzogen ist. In Wahrheit handelt es sich um einen stark vergrößerten Knochen, an dem die Osteoporose nagt.

Das Plakat ist Teil einer Kampagne, mit der das vor genau einem Jahr gegründete Aktionsbündnis Osteoporose eine breite Öffentlichkeit erreichen will. Denn die Partner des Bündnisses sind sich einig: Die Krankheit braucht mehr Aufmerksamkeit und eine sektorenübergreifende Therapie.

„Nur jeder fünfte der rund 6,3 Millionen Betroffenen in Deutschland wird angemessen behandelt“, heißt es in einer Pressemitteilung des Zusammenschlusses aus medizinischen Fachgesellschaften, Wissensplattformen, Selbsthilfegruppen, Pharma-Unternehmen und vielen mehr.

Viele falsche Annahmen

Über die Krankheit gibt es einige Missverständnisse. Osteoporose ist nicht – wie häufig angenommen – eine Erkrankung, die nur ältere Frauen betrifft. Rund 5,2 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer ab 50Jahren sind betroffen. Doch der Beginn der Erkrankung liegt oft schon viel früher: Bereits ab einem Alter von 35 bis 40 Jahren kann sich unbemerkt jedes Jahr bis zu ein Prozent der Muskel- und Knochenmasse abbauen.

„Eine Osteoporose beginnt oft schleichend“, sagt Wolfgang Böcker, Leiter der Arbeitsgruppe Osteologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). „Wir sehen die Patienten mit einem Knochenbruch in der Klinik. Allerdings wissen die meisten nicht, was die Ursache für die Fraktur ist. Bei einer Befragung unter unseren Patienten war 90 Prozent nicht bekannt, dass sie eine Osteoporose haben.“

Erste Anzeichen der Erkrankung wie Rückenschmerzen sind unspezifisch. Betroffene werten sie oft als Folge des Alters. „Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. Aber bei über 60-Jährigen kann sich dahinter eine unbemerkte Wirbelfraktur verbergen“, so Andreas Kurth, der Vorsitzende des Dachverband Osteologie (DVO). „Auch ein Nachlassen der Muskelkraft im Alter kann ein Hinweis auf ein Osteoporose-Risiko sein“,ergänzt Hans-Christof Schober, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteologie e. V. (DGO).

Knochen brechen ohne Anlass

Weitere Anzeichen der Erkrankung können Knochenbrüche ohne erkennbaren Anlass und eine Verringerung der Körpergröße sein. Diese Anzeichen sollten ein Anlass für einen Arztbesuch sein. „Um das Risiko für Osteoporose-bedingte Frakturen einzuschätzen, reichen oft schon gezielte Fragen nach Schmerzen am Bewegungsapparat und der Einnahme von Medikamenten, die das Osteoporose- und Sturzrisiko fördern“, betont Kurth. Neben dem Arztgespräch und einer körperlichen Untersuchung hilft eine Knochendichtemessung, eine Osteoporose frühzeitig zu erkennen.

Ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren Behandlung der Osteoporose ist nach Ansicht des Aktionsbündnisses die im Juli 2020 in Kraft getretene Richtlinie mit den Anforderungen an ein strukturiertes Behandlungsprogramm für Osteoporose. An diesem „Disease Management Programm“ (DMP) können künftig Frauen ab 50 Jahren und Männer ab 60 Jahren teilnehmen, bei denen der Arzt eine Osteoporose diagnostiziert hat.

Doch das allein reicht nicht, so die Partner des Aktionsbündnisses: Um Osteoporose-Patienten angemessen zu versorgen, fordern sie, dass die Prävention gestärkt und die Zusammenarbeit zwischen Klinik, niedergelassenen Ärzten und allen anderen Akteuren im Gesundheitswesen verbessert wird. „Durch eine zielgerichtete medikamentöse Therapie ließen sich viele der jährlich 765.000 Osteoporose-bedingten Knochenbrüche verhindern“, so Böcker.

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