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Bund und Land verlangen bislang keine Tests

Ärger um Testpflicht: Private Kita in Karlsruhe prescht voran

Die Kita Sterngucker in Mühlburg verlangt seit Montag zweimal pro Woche Corona-Tests. Zum Ärger der Eltern. Zu Hause testen dürfen sie ihre Kinder nicht. Nur fürs Zahlen der Schnelltests sollen sie zuständig sein.

Die Kita Sterngucker
Getrübte Idylle: In der Kita Sterngucker rumort es gewaltig. Viele Eltern sind mit dem Konzept für verpflichtende Corona-Tests überhaupt nicht zufrieden. Foto: Jörg Donecker

Unter den Eltern der Kita Sterngucker in Mühlburg ist die Aufregung groß. Seit Montag müssen sie bei Kindern ab drei Jahren direkt in der Garderobe einen Nasenabstrich für einen Corona-Test machen – oder das aktuelle negative Ergebnis von einer offiziellen Teststation vorlegen.

Die Sterngucker-Eltern klagen über fehlendes Vertrauen und einen „unmöglichen und unzumutbaren Umgang“. Sie seien überhaupt nicht eingebunden und am vergangenen Freitag vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Der private Träger „Element-i“ argumentiert, er wolle im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Eindämmung der Pandemie beitragen und „alles dafür tun, dass die Kinderhäuser nicht geschlossen werden“.

Er prescht mit der Einführung einer Kita-internen Testpflicht vor, Land oder Stadt haben bislang nichts vorgegeben. Die Stadt und andere Träger erarbeiten derzeit eine gemeinsame Strategie, vermutlich basierend auf freiwilligen „Lolli-Pool-Tests“, wie sie unserer Redaktion Ende vergangener Woche bestätigten.

Testpficht ab einer Inzidenz von mehr als 100

Darauf warten wollte „Element-i“ nicht. Eine Testpflicht bestehe in den eigenen Einrichtungen derzeit ab einem Inzidenzwert von über 100, teilt Sandra Hänel, die Sprecherin des Trägers, auf Nachfrage der BNN mit. „Element-i“ betreibt über 40 Kinderhäuser, hauptsächlich im Südwesten.

Für große Verwunderung sorgt bei den Sterngucker-Eltern, dass die Kita keine daheim durchgeführten Selbsttests akzeptieren will. „Das ist ein großer Mangel an Vertrauen, was mich sehr enttäuscht“, sagt eine Mutter im Gespräch mit den BNN.

Sie wisse nicht, warum man die Kleinsten anders behandle als beispielsweise Grundschüler. „Warum müssen wir Eltern kontrolliert werden?“, fragt sie. Eine andere meint: „Ein entspanntes Testen daheim, mehr wünschen wir uns nicht.“

Details zur Testung kamen erst am späten Freitag

Um ihr Verhältnis mit dem Träger nicht zu belasten, möchten beide anonym bleiben. Sie hätten mit mehreren Eltern gesprochen, keiner fühle sich damit wohl. Allein beim Elternbeirat äußerten zwölf Eltern ihren Unmut über die Art und Weise der Testung. Man habe lange diskutiert, sich aber schließlich für Tests in der Kita oder an Schnelltest-Stationen entschieden, „um die Durchführung der Tests zu gewährleisten“, erklärt Hänel.

Man wolle „jegliches Risiko einer Ansteckung minimieren“. Verärgert sind die Eltern auch über den Informationsfluss. Die erste Ankündigung stammt vom 12. April, erst am vergangenen Freitag um 17.23 Uhr erreichte sie eine E-Mail mit Details.

„Viel zu spät, um uns noch einbringen zu können“, kritisiert eine Mutter. Auf Rückfragen per Telefon oder Mail habe die Kita außerdem nicht reagiert. Der Träger habe über den Kopf der Eltern über die Tests und den Ablauf entschieden. Beides sei für viele nicht praktikabel.

Ablauf sorgt für Irritationen

„Es wurden einfach Tests für Nasenabstriche bestellt“, beklagt sie. „Dagegen sträuben sich manche Kinder – dabei gäbe es Alternativen wie Spucktests.“ Der Träger stellt es den Eltern frei, eigene Tests mitzubringen, ist in einer E-Mail zu lesen. Diese müssten aber originalverpackt sein und selbst bezahlt werden.

Für sein Vorpreschen wünscht sich „Element-i“ ohnehin die Unterstützung der Eltern. Die wöchentlichen Kosten könne man nicht allein stemmen, heißt es im Schreiben vom Freitag. Deshalb bitte man um Spenden für jeden durchgeführten Selbsttest, solange keine kostenlosen Tests der Kommune zur Verfügung stehen.

Kritik gibt es auch am Testverfahren in der Kita. Eltern berichten, dass sie dafür Termine ausmachen mussten. Dem widerspricht Träger-Sprecherin Sandra Hänel. Doch den BNN liegt der Link zu einer webbasierten Terminplanung vor, in die sich auf Wunsch der Kita jeweils maximal fünf Eltern in halbstündige Zeitfenster zwischen 7.45 und 9.45 Uhr eintragen konnten. Die frühen Termine seien schnell belegt gewesen, „für arbeitende Eltern ein Riesenproblem“, so eine Mutter.

Warten im Regen

Am Montag hatte sie den Test bei ihrem Sohn durchgeführt – in der Garderobe „ohne Fenster“. Danach mussten beide das Kita-Gelände verlassen. Weil es regnete, warteten sie 15 Minuten im Auto. „Für mich sind das traurige Zustände“, erzählt die Mutter. Gerade beim Ablauf scheint es bei „Element-i“ allerdings auch in der internen Kommunikation zu klemmen.

Dass Eltern draußen mit ihren Kindern auf das Ergebnis warten müssten, bestreitet Sprecherin Hänel. „Für den Fall eines positiven Ergebnisses werden sie umgehend benachrichtigt“, sagt sie. In einer Kohorte fiel am Montag bereits ein Test positiv aus. Deshalb schreibt „Element-i“ gemäß eigener Strategie nun Pflichttests statt zweimal pro Woche an vier aufeinanderfolgenden Tagen vor.

Mindestens eine Familie entschied sich Anfang der Woche dafür, ihr Kind lieber von Verwandten betreuen zu lassen. Nicht weil man Tests ablehne, sondern wegen der Umsetzung. Eine andere Mutter beklagt, sie fühle sich „genötigt“, weil sie keine Möglichkeit der Fremdbetreuung habe.

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