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Im Alter von 75 Jahren

Der Architekt und frühere KIT-Professor Arno Lederer ist gestorben

Seine Architektur war nie langweilig, ihr Autor streitlustig. Der Architekt und frühere KIT-Professor Arno Lederer ist im Alter von nur 75 Jahren gestorben.

Marktplatz Kalrsruhe
Umstritten: Das Wohn- und Geschäftshaus von Arno Lederer am Marktplatz ist sein bekanntestes Werk in Karlsruhe. Für den Neubau musste die von Erich Schelling entworfene Volksbank aus den 1950er Jahren weichen. Foto: Ulrich Coenen

Seine Gebäude sind unverwechselbar und zeitlos. Auch im Karlsruher Stadtbild hat der Architekt Arno Lederer, der nun im Alter von gerade mal 75 Jahren gestorben ist, Spuren hinterlassen. Das bekannteste Werk seines Büros Lederer + Ragnarsdóttir + Oei (LRO) dort ist zweifellos das 2012 vollendete Wohn- und Geschäftshaus an der Nordseite des Marktplatzes: das Kaiser Karree.

Das Projekt, das aus einem Wettbewerbserfolg von LRO im Jahr 2007 erwachsen ist, war in Karlsruhe hoch umstritten. Der Marktplatz ist eine der bedeutendsten Platzanlagen in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit Rathaus und evangelischer Stadtkirche die beiden prägenden klassizistischen Bauten Friedrich Weinbrenners zumindest äußerlich weitgehend unverändert wiederaufgebaut.

An der Nordseite entstanden hingegen Wohn- und Geschäftshäuser im Stil der Nachkriegsmoderne. Das bedeutendste war die 1956 eröffnete Volksbank nach einem Entwurf von Erich Schelling, der der früheren badischen Hauptstadt mit einer ganzen Reihe von prägenden Gebäuden nach 1945 ihr neues Gesicht gab. Eben diese Volksbank ließ Lederer trotz des Protestes vieler Fachleute für seinen Neubau abreißen.

Der Vorsitzende des Preisgerichts Arno Lederer, spricht am 28.10.2017 in München (Bayern) bei einer Pressekonferenz zum Sieger-Entwurf für das neue Münchner Konzerthaus. Die bayerische Staatsregierung präsentiert den Sieger des Architektenwettbewerbs für das Prestigeprojekt des neuen Konzerthauses für den rund 30 Architekturbüros Entwürfe eingereicht hatten. Foto: Tobias Hase/dpa ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Arno Lederer, Architekt (1947 bis 2023) Foto: Tobias Hase picture alliance / Tobias Hase/dpa

Lederer bezog sich mit seinem Entwurf ausdrücklich auf Weinbrenner, dessen Vorstellungen er durch die moderne Marktbebauung gestört sah. Doch selbst Ulrich Maximilian Schumann, Präsident der Weinbrenner-Gesellschaft und nicht zuletzt wegen seiner Habilitationsschrift der wohl wichtigste Experte für den großherzoglichen Baudirektor, konnte mit Lederers Plänen wenig anfangen und sah in ihnen nur eine oberflächliche Adaption.

Lederer wäre aber nicht Lederer, wenn ihn das beeinflusst hätte. Er war immer meinungsstark und unbeirrbar. Zuletzt hat er das vor einem Jahr bewiesen, als er sich in den Streit um die umstrittene Berufung von Petra Kahlfeldt zur Berliner Senatsbaudirektorin eingeschaltet hat.

Den mehr als 700 Experten, die die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey in einem offenen Brief vor dieser Personalie warnen, warf Lederer mangelnde Umgangsformen vor. Die Fakultät für Architektur und Stadtplanung charakterisiert den verstorbenen Architekten in ihrem Nachruf treffend: „In der Vermittlung seiner Haltung war er konsequent, im Ton aber immer freundlich und zugewandt.“

Der Abschied aus Karlsruhe verlief nicht geräuschlos

Nach seinem Studium in Stuttgart und Wien machte sich Arno Lederer 1979 selbstständig. 1990 wurde er als Professor für Baukonstruktion an die Universität Karlsruhe berufen, das spätere Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Dort hat er bis 2005 gleich mehrere Studentengenerationen mit seiner durch Postmoderne und organisches Bauen bestimmte Architekturauffassung geprägt. Stahl-Glas-Konstruktionen konnte er wenig abgewinnen.

Lederer bevorzugte Massivbauten, oft mit klassischen Lochfassaden. Im zeitgenössischen Architekturbetrieb war er damit ein Außenseiter, aber einer, der für Schönheit und immer auch für Rücksichtnahme auf das historische Bild einer Stadt stand.

Lederers Wechsel an die Universität in seiner Geburtsstadt Stuttgart verlief 2005 nicht geräuschlos. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er mit der Lehrhaltung der Karlsruher Architekturfakultät und dem Einfluss der auf Gebäudetechnik ausgerichteten Lehrstühle unglücklich war.

Langweilig waren Lederers Entwürfe nie. Sein Spiel mit Formen und auch mit Material und Farben machen seine Gebäude unverwechselbar. Zu seinen Hauptwerken zählen das Hessische Staatstheater in Darmstadt, das Kunstmuseum Ravensburg, das Historische Museum in Frankfurt am Main und das Münchner Volkstheater.

Arno Lederer hatte sich gemeinsam mit seiner Ehefrau und Büropartnerin Jórunn Ragnarsdóttir erst zu Beginn des Jahres aus dem gemeinsamen Büro in Stuttgart verabschiedet. Das Paar hatte die letzten Anteile an seine Nachfolger abgegeben und damit den bereits vor einigen Jahren eingeleiteten Generationswechsel endgültig vollzogen. Seinen Ruhestand in Berlin durfte Arno Lederer nicht mehr genießen.

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