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Vorbereitungen haben begonnen

art Karlsruhe unter Corona-Bedingungen: „Da kommt mehr Ruhe rein“

Auch 2021 soll die art Karlsruhe stattfinden. Die Vorbereitungen für die 18. Ausgabe der Kunstmesse sind bereits im Gange. Dabei vertraut man auf ein besonderes Hygiene- und Sicherheitskonzept. Einige treue Galerien haben bereits ihre Teilnahme zugesagt.

Blick auf eine Koje der art Karlsruhe. Links ein Gemälde, hinten ein Gemälde, dazwischen zwei Paar Männerbeine in Cordhosen; die Männer selbst sieht man nicht.
Warten auf Kundschaft: Szene von der art Karlsruhe 2020, die noch vor dem Lockdown stattfinden konnte Foto: Albrecht Meier

Karlsruhe hatte Glück, Köln musste verschieben. Im April hätte die Art Cologne stattfinden sollen, doch Corona machte den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Die Karlsruher Kunstmesse hingegen hatte noch kurz vor dem Lockdown stattfinden können. Köln wird nun vom 18. bis zum 22. November die Messehallen für Händler und Sammler, Enthusiasten und Adabeis öffnen – alles unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen: Tickets ausschließlich online und nur mit vollständiger Registrierung, kein Vorort-Verkauf.

Ähnlich will man in Baden-Württemberg verfahren, wenn dort vom 25. bis 28. Februar die 18. art Karlsruhe ihr Angebot an Malereien, Plastiken, Fotoarbeiten, Zeichnungen und Druckgrafiken präsentiert. „Die Messe findet auf jeden Fall statt“, sagt Ewald Karl Schrade, Initiator und Kurator des Kunstereignisses, „allerdings mit anderen Ideen“.

Zu ihnen gehört, dass (wie in Köln) die Eröffnung auf zwei Tage verteilt wird mit einer reinen VIP-Vernissage und einer für geladene Gäste, die nicht in die VIP-Kategorie fallen. Außerdem soll ein Einbahnstraßen-System eingerichtet werden – durchaus zur Freude von Schrade: „Da kommt mehr Ruhe rein. Außerdem kann man durch die Quergänge jederzeit die Laufrichtung ändern.“

Sehr viel Freiraum

Schrade, dem es gelungen ist, die art Karlsruhe als feste Größe im deutschen Messekalender zu etablieren, sieht gerade in Covid-19-Zeiten sein Konzept der räumlichen Großzügigkeit bestätigt. „Ich bin der Messe sehr dankbar, dass sie mich da unterstützt hat“, sagt der gebürtige Schwabe, der dieser Tage seinen 79. Geburtstag feierte, und erinnert daran, dass allein durch die Skulpturenplätze sehr viel Freiraum bleibt in den ohnehin luftig ausgestatteten Hallen.

Blick in eine Messehalle der art Karlsruhe. Im Vordergrund expressiv gestaltete, bunt bemalte Skulpturen, im Hintergrund Stellwände mit Bildern.
Das große Plus der art Karlsruhe: Skulpturenplätze tragen wesentlich zur räumlichen Großzügigkeit der Kunstmesse bei. Das Bild zeigt Plastiken von Daniel Wagenblast, dem die Galerie Burster (Karlsruhe/Berlin) 2019 einen Skulpturenplatz widmete. Foto: Jürgen Rösner

Noch läuft die Bewerbungsfrist, aber ein detailliertes Konzept für die Messeplanung liegt bereits vor. Dabei geht man von den Besucherzahlen der vergangenen Jahre aus; das waren jeweils etwa 50.000 Kunstinteressierte. „Nach aktueller Verordnung werden wir circa 8.000 Besucher pro Tag zulassen können“, sagt Olga Blaß, die Projektleiterin der art. „Wir werden auf eine gleichmäßige Verteilung auf alle Messetage hinarbeiten, um besucherstarke Tage zu entzerren.“

Blick in eine Karlsruher Messehalle während der art Karlsruhe 2020.
Viel Platz: Helle, weit gespannte Hallen sind ein Markenzeichen der art Karlsruhe, deren 18. Ausgabe Ende Februar 2021 stattfinden soll. Die Vorbereitungen sind bereits im Gange. Foto: Jürgen Rösner

Galerien halten die Treue

Schlangen wie jüngst beim Gallery Weekend in Berlin soll es dank kluger Logistik auf keinen Fall geben, betont Kurator Schrade. Wobei er den Andrang auch als Indiz für eine unverminderte Lust auf Kunst begreift. Die sieht er bei den Sammlern ebenso wie bei den Galeristen, von denen wichtige Akteure bereits ihre Zusage gegeben haben, Ende Februar 2021 wieder in Karlsruhe anzutreten. So hat sich beispielsweise die Galerie Nothelfer bereits angemeldet; sie wurde 1971 im damaligen West-Berlin eröffnet und ist nach eigener Auskunft eine der ältesten, noch aktiven Galerien der Stadt.

Ebenfalls fest gebucht ist die Galerie Dorothea van der Koelen mit Sitz in Mainz und Venedig. Covid 19 hatte für die Galeristin zur Folge, dass sie ihre Tätigkeiten weitgehend auf ihren rheinland-pfälzischen Stammsitz beschränken musste. Aber, erklärt Dorothea van der Koelen ebenso gelassen wie zuversichtlich: „Wir sind seit 40 Jahren krisenerprobt“.

Die promovierte Kunsthistorikerin gehört in Karlsruhe zu den Frauen der ersten Stunde. Schon deshalb steht für sie fest, dass ihr Stand die gleiche Größe wie in den vergangenen Jahren haben werde – nur großzügiger eingerichtet. Selbst die Schwerpunkte der Präsentation stehen fest: Das Duo Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfahler wird mit seiner elektronisch inspirierten Kunst vertreten sein. Außerdem hat van der Koelen vor, Plastiken von Wulf Kirschner kleineren Papierarbeiten von Lore Bert gegenüberzustellen, die 2021 ihren 85. Geburtstag feiert.

Art Cologne als Gradmesser

Eine Anmeldung gibt es auch von der Meyer Riegger Galerie, die nicht nur in Karlsruhe und Berlin, sondern neuerdings auch in Basel Geschäftsräume betreibt. Für sie war 2020 schon deshalb ein schwieriges Jahr, weil die großen internationalen Messen etwa in Hongkong oder Miami abgesagt wurden, an denen Meyer Riegger wiederholt teilnahmen.

Der Umsatz sei um mindestens 50 Prozent eingebrochen, sagt Thomas Riegger, gibt aber zugleich zu bedenken, dass auch die Kosten deutlich geringer waren, weil etwa Reisen und Transporte entfielen. Bei der art Karlsruhe will man wieder an gleicher Stelle auftreten wie früher mit der Einschränkung, dass man über etwas weniger Platz verfügen wird – wegen der erforderlichen Hygienemaßnahmen. Das alles unter Vorbehalt. „Man weiß ja nicht, was noch kommt“, so Riegger.

Noch verhaltener äußert sich Kuno Schlichtenmaier. Die Galerie werde wohl wieder in Karlsruhe dabei sein. Vorher wolle man jedoch einige Fragen klären. Auch Köln wird eine Rolle spielen: Wenn bei der Art Cologne im November alles gut läuft, stehen die Chancen für die art Karlsruhe umso besser. Michael Hübl

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