Ein kleiner roter Jonglierball wandert über die Bühne, die Darsteller von " Circus of Global Change " rennen ihm hinterher, versuchen ihn zu erhaschen, bis sie schließlich auf dem Boden rollend um ihn kämpfen. Das geht so lange, bis eine Artistin mit einer riesigen roten Kugel, die fast so groß ist wie sie selbst, auf die Bühne kommt.
Der kleine Jonglierball ist plötzlich egal, die etwa zehn Menschen stürzen sich auf die Riesen-Kugel. In das Bild lässt sich viel hinein interpretieren, etwa der Wettbewerb zwischen den Menschen oder der Wunsch nach immer etwas Neuem und Größeren.
Stück zum Thema "Nachhaltiger Konsum"
Das Stück der Zirkusse "Escuela de la Comedia" aus Nicaragua und "Maccaroni" aus Karlsruhe ist nämlich politischer Natur. Die Darsteller haben sich Gedanken zum Thema „Nachhaltiger Konsum“, dem zwölften Entwicklungsziel der UNO-Agenda 2030, gemacht.
Tuch wird zum Meer
Bei diesem Thema darf natürlich das Meer nicht fehlen, dargestellt aus einem blauen Tuch, das quer über die gesamte Bühne wabernde Wellen simuliert. Die Artisten liegen dahinter, ihre in die Luft gestreckten Beine bewegen sich rhythmisch wie Fischflossen.
Dazwischen fliegen – wie in der Realität – ab und zu Plastiktüten und Tücher in die Luft. Es wird klar, dass hier ein verschmutztes Meer dargestellt wird. So klar, dass das Szenario fast etwas von den drei Artisten im Vordergrund ablenkt, die sich zu lauter Partymusik ihre Diabolos zuschmeißen.
Ihr lasst immer alles liegen!
Nach der Party ist vor dem Aufräumen, allerdings bleibt diese Aufgabe an einer der Darstellerinnen hängen, die wütend die Plastiktüten einsammelt und den Boden fegt. "Ihr lasst immer alles liegen!", tobt sie während ein anderer Darsteller ihr vom Trapez aus zuruft, dass Mülltrennung aber anders aussehe und überhaupt, da hinten liege ja noch etwas.
Die anderen stehen währenddessen mit Jutebeuteln über den Köpfen da und sehen so auch nicht, wie die Aufräumerin und der Mülltrennungsfanatiker gemeinsam auf dem Trapez Kunststücke präsentieren.
Am Schluss arbeiten alle zusammen
Das gesamte Stück ist immer wieder geprägt von Menschen, die sich gegenseitig nichts gönnen oder wegschauen, wenn sie gebraucht werden, egal ob es um in der Luft herumwirbelnde Keulen oder rote Bälle geht.
Doch ganz zum Schluss dreht sich das Blatt, die Gruppe arbeitet endlich zusammen. Die Darsteller helfen einer Sängerin hoch auf das Trapez, bevor sie beeindruckende Pyramiden bauen. Und zeigen so: Gemeinsam ist einiges möglich.
Verpackt in schöne Akrobatik und spannende Jonglage scheinen auch die jüngsten Besucher zufrieden mit dem Stück der zwei Zirkusse aus Nicaragua und Deutschland. „Circus of Global Change“ erhebt nicht den Zeigefinger, sondern präsentiert eine rundum schöne Zirkusnummer.
Bei der tollen Gesamtkonzeption fallen ein paar Drops und wackelige Nummern nicht sonderlich ins Gewicht.