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Internationale Artistik

Atoll-Festival in Karlsruhe stößt mit neuem Rekord an die eigenen Grenzen

Ständiges Wachstum war nie das Ziel des Atoll-Festivals in Karlsruhe. Doch das aktuelle Angebot an sehenswerten Artistik-Produktionen war offenbar so groß, dass das Kulturzentrum Tollhaus nun einen Rekord aufbietet.

Szene aus der Produktion „Winter“ der italienisch-französischen Formation My!Laika, PR-Foto zum Atoll-Festival 2022 in Karlsruhe
Sogar das Rauchen wird zum Kunststück, wenn beim Atoll-Festival in Karlsruhe wieder Artistik mit Witz und Virtuosität auf dem Programm steht. Szene aus der Produktion „Winter“ der italienisch-französischen Formation My!Laika. Foto: Guido Mencari

So umfangreich war noch kein Jahrgang beim 2016 gegründeten Karlsruher Atoll-Festival. „16 unterschiedliche Produktionen in einem Jahrgang sind ein Rekord“, sagt Bernd Belschner, Geschäftsführer des veranstaltenden Kulturzentrums Tollhaus, und fügt augenzwinkernd hinzu: „Damit verstoßen wir ein wenig gegen unsere eigenen Vorgaben.“

Denn eigentlich will man jede eingeladene Show mehrfach zeigen, mindestens zwei Mal. Schon damit Besucher unter mehreren Zeitfenstern wählen können und somit eine größere Chance haben, die Stücke zu erleben. Denn vieles, was zwischen dem 15. und 25. September im und beim Tollhaus präsentiert wird, ist erstmals in Deutschland zu sehen: In Sachen Artistik und Neuer Zirkus hat sich das junge Festival zum bundesweiten Vorreiter entwickelt.

Das große Angebot an Produktionen, die das Festivalteam für sehenswert hielt, ließ die Mehrfachprogrammierung aber nicht bei jedem Stück zu. In den meisten Fällen freilich gibt es mehrere Chancen. So sind die beiden Stücke des Auftaktabends (15. September) am darauffolgenden Abend wiederholt.

Atoll-Festival-Auftakt mit Papier-Poesie und Heimwerker-Spektakel

Im großen Saal verwandelt die Performance „Pli“ der israelischen Artistin Inbal Ben Haim die Bühne in einen faszinierenden Spielplatz aus Papier, im kleinen Saal widmet sich ein deutsch-österreichisches Trio im Stück „Sawdust Symphony“ der Leidenschaft für Werkzeug, Holz und Objektmanipulation. „Die Beziehung zwischen Mensch und Objekt ist derzeit ein großes Thema im Neuen Zirkus“, sagt Johannes Frisch, Tollhaus-Sprecher und Mitglied des Festivalteams.

Wobei es auch auf diesem Feld bewährte Kräfte gibt: Jean-Paul Lefeuvre und Didier André gelten als „Altmeister“ des Objekttheaters. Das Duo war bereits bei der ersten Atoll-Ausgabe zu Gast und begeisterte damals mit einer sehr speziellen Show in einem kleinen Gewächshaus. Nun verleiht es am 17. und 18. September im großen Saal in seiner Show „Parbleu!“ minimalistischen Requisiten eigenes Leben.

Circus Ronaldo: Zirkusfamilie in sechster und siebter Generation

Weitere Kernthemen des Festivals sind der Austausch zwischen den Generationen und die Sorge um Ressourcen. In zwei Produktionen stehen Väter und Söhne auf der Bühne: Unter dem Titel „Sono io? Bin ich das?“ sind mit Danny und Pepjin Ronaldo die sechste und siebte Generation des flämischen Circus Ronaldo gemeinsam zu erleben (16. bis 18. September), bei der belgischen There There Company agieren in „Carrying My Father“ vier Artisten mit ihren Vätern.

Der zweite Festivalblock beginnt mit der spektakulären Show „Yé! Wasser!“. Mit dem Circus Baobab aus Guinea ist eine der großen afrikanischen Formationen zu Gast in Karlsruhe. Mit 13 Artistinnen und Artisten dürfte die am 21. und 22. September im großen Saal angesetzte Produktion die größte Show des aktuellen Jahrgangs sein.

Auch kleine Formen können für Karlsruher Besucher atemberaubend sein

Wobei erfahrene Atoll-Besucher wissen, dass auch kleine Spielformen von atemberaubender Virtuosität sein können. So gastiert am abschließenden Wochenende (24. und 25. September) unter anderem das belgische Duo Post Uit Huisdalen, das aus einem Jongleur und einem Schlagzeuger besteht und 2017 bereits mit einer hinreißenden Aufführung auf engstem Raum (in einem Lkw) begeisterte. Ihr aktuelles Stück „Man Strikes Back“ ist ebenfalls in einer Kleinspielstätte zu sehen, in der Atoll-Box neben dem Tollhaus.

Auch zwei Zusatzzelte kehren zum Festival zurück: Wie 2019 baut der Circus Ronaldo seine Spielstätte im Otto-Dullenkopf-Park auf, während die italienisch-französische Gruppe My!Laika (ebenfalls vom Jahrgang 2019 bekannt) die Freifläche vor dem Tollhaus nutzt. Insgesamt gibt es acht Spielorte – sieben direkt am Tollhaus und einen im Westteil Karlsruhes: Mit der Objektperformance „Screws“ werden am 22. und 23. September auch mehrere Räume des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) bespielt.

Rund ein Drittel der Karten sind laut Bernd Belschner bereits verkauft. Angesichts der noch laufenden Urlaubszeit und der allgemeinen Zurückhaltung von Kulturbesuchern beim Vorverkauf sei man damit zufrieden und „sehr hoffnungsfroh, dass unser Programm so attraktiv und so besonders ist, dass die Leute kommen werden.“

Service

Programm vom 15. bis 18. sowie vom 21. bis 25. September. Infos und Tickets: www.tollhaus.de

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