Das Badische Staatstheater steht möglicherweise demnächst ohne Operndirektorin da. Nach Informationen der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) strebt die Spartenchefin Nicole Braunger die vorzeitige Auflösung ihres Vertrags an.
Mehrere Mitarbeiter wollen offenbar Haus verlassen
Die Österreicherin, die ihre Karriere 2006 als Sopranistin begonnen hat und zuletzt als Leiterin der Regie-Abteilung einer Wiener Künstleragentur tätig war, übernahm 2017 die Nachfolge des Karlsruher Opernchefs Michael Fichtenholz, der seinerzeit an die Oper Zürich wechselte. Die Saison 2019/20 ist Braungers zweite Spielzeit. Auch ihr Stellvertreter Patric Seibert, der zweite Kapellmeister Daniele Squeo, die Dramaturgin Deborah Maier und der Künstlerische Produktionsleiter Bernardo Sousa de Macedo wollen offenbar das Haus verlassen.
Intendant bestätigt und dementiert nicht
Peter Spuhler, der Generalintendant des Staatstheaters, bestätigte die anstehende personelle Veränderung nicht, formulierte aber auch kein Dementi. Auf eine Anfrage der BNN antwortete Spuhler mit einem generellen Statement: „Jedes Jahr verlassen Menschen das Theater und ziehen weiter, weil künstlerische Zeitverträge von der einen oder anderen Seite auslaufen oder nicht verlängert werden. Und jedes Jahr kommen neue MitarbeiterInnen dazu.“
Abgang nach kurzer Zeit?
Auf die Nachfrage, dass es doch ungewöhnlich sei, wenn eine Spartenchefin bereits nach derart kurzer Zeit ihr Amt schon wieder aufgeben wolle, kam bis Redaktionsschluss keine weitere Stellungnahme. Es gebe zwei Momente im Jahr, in denen man auf Personalia eingehe, erklärte der 54-Jährige, der das Haus seit der Spielzeit 2011/12 leitet und dessen Vertrag erst im Mai bis August 2026 verlängert wurde: Lediglich bei der Bilanzpressekonferenz und der Spielplanpressekonferenz würden Zu- und Abgänge bekanntgegeben. Im übrigen verwies der Generalintendant auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen.
Frauen in Leitungspositionen
Nicole Braunger war gestern für eine Stellungnahme ebenso wenig zu erreichen wie ihr Stellvertreter. Ihr Fortgang würde eine Besonderheit des Staatstheaters vorzeitig beenden, die noch im März 2018 als Pioniertat gepriesen wurde. Spuhler hob damals besonders hervor, dass nun sämtliche Sparten (außer Kinder- und Jugendtheater), sowie das Künstlerische Betriebsbüro von Frauen geleitet würden: „Wir richten den Blick in die Zukunft mit fünf starken Frauen und einem starken Mann.“