"Wir spielen lauter als das Gewitter", ruft Max von Einem und wirft die blonden Struwwellocken aus der Stirn. Das Volk wirft die Arme in die Luft - und schlüpft in die bunten Plastiküberwürfe. Der Himmel hängt schwer überm Hügel. Regen droht.
Die Bühnenrückwand bläht sich im aufziehenden Sturm und die mächtigen, aufgehängten Boxen-Reihen kommen ins Pendeln. Doch die Jungs auf der Bühne freuen sich einfach nur, sind sie doch vom letztenjährigen Auftritt beim Vorfest jetzt direkt auf der Hauptbühne gelandet. "Ihr seid das größte Publikum, vor dem wir je spielen durften", sagt Max von Einem später sichtlich gerührt - deutlich zu sehen über Großleinwand.
Ganz vernarrt in die Freude
Sie steigen ein mit mehrstimmigem Gesang, mäandern mühelos vom Folk zum Jazz über Ethno-Pop und zurück. Es mischen sich Rock 'n' Roll-Gesänge hinein und auch Balkan-Klänge. Die Posaune verbindet mit Jazz-Einwürfen und die bunten Ballons tanzen vor dem Blei des Himmels im Wind.
Und das tut auch der Hügel. Ganz vernarrt sind bald alle in diese ansteckende Spielfreude und feiern mit der Gute-Laune-Band. "Sturmmusik", ruft Max aufs Neue und springt zu druckvollen Beats mit dem dicksten Mitglied der Familie der Blechblasinstrumente herum als wöge es nichts.
Musik so bunt wie die Hosen
Nicht nur er ist Multiinstrumentalist. Kontrabassist Ahmed Eid spielt zudem Djembe. Daniel Avi Schneider ist Violinist, zupft sein Instrument schon mal, nimmt zwischenrein die Mandoline und singt. Auf Deutsch - zum Reggae. Merkwürdig, aber es funktioniert doch. Wie seine Hosen, nebenbei bemerkt, die so bunt sind wie Bukaharas Mix aus Balkan, Folk, Jazz und irgendwie ein Überbleibsel aus Hippiezeiten zu sein scheinen.
Das Quartett schafft es, selbst aus eher langweiligem Reggae - man sehe der Autorin ihren Geschmack nach - ein wildes, dichtes Treiben zu machen und vor allem eins: Eine Riesengaudi. Auch Soufian Zoghlami, Gesang und Gitarre, beeindruckt vor allem gesanglich und gibt sein Bestes - trotz Bänderriss - sogar an der Bassdrum.
Der Donner spielt mit
Die hohe Dynamik der Songs schafft mitunter leise Passagen, in die wechselweise der Donner bricht oder wieder ein Freudenausbruch der vier Jungs aus Köln, die wie berauscht sind von ihrem Glück, diesem Gig. Der Hügel dankt es ihnen und schunkelt gar. Alle Hände erhoben, feiern sie die sympathischen Vier von drei Kontinenten. Wiederkommen heißt die Devise, denn die Zugabe blieb offen. Olli Schulz stand halt schon in den Startlöchern.