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2.500 Euro verloren

Betrug im Handwerk: So wurde ein Betroffener aus dem Raum Karlsruhe abgezockt

Ob Reinigung, der Schlüsseldienst oder der Dachdecker: Betrüger hinterlassen immer mehr Schäden. Ein Betroffener aus dem Großraum Karlsruhe berichtet, wie er von einer Teer-Kolonne abgezockt wurde. Damit will er erreichen, dass andere Menschen von der Masche erfahren.

Das unsaubere Werk der Arbeiter ist für Laien schwer zu erkennen. Dass der Teer in seinem Hof völlig unzureichend eingearbeitet wurde, hat ein Betroffener aus dem Großraum Karlsruhe fotografiert, aber erst einen Tag danach realisiert.
Das unsaubere Werk der Arbeiter ist für Laien schwer zu erkennen. Dass der Teer in seinem Hof völlig unzureichend eingearbeitet wurde, hat ein Betroffener aus dem Großraum Karlsruhe fotografiert, aber erst einen Tag danach realisiert. Foto: pr

Ob Reinigung, der Schlüsseldienst oder der Dachdecker: Betrüger hinterlassen immer mehr Schäden. Ein Betroffener aus dem Großraum Karlsruhe berichtet, wie er von einer Teer-Kolonne abgezockt wurde. Damit will er erreichen, dass andere Menschen von der Masche erfahren.

Der Mann mit der orangenen Warnweste und dem irischen Akzent ist als Schauspieler und Betrüger gut – nicht aber als Handwerker. Eines Tages steht er im Hof von Holger S. und erklärt eilig, er habe noch heißen Bitumen von einer Baustelle aus der Nähe übrig.

Andere Menschen sollen von der Masche erfahren

Holger S. schlägt zu und zahlt nur zwölf statt 80 Euro für den Quadratmeter. „Ich dachte mir, das ist die Gelegenheit.“ Arbeiter kommen in den Hof im Großraum Karlsruhe, nach 20 Minuten fordert der Mann mit der orangenen Weste die Bezahlung.

Holger S. gibt ihm 500 Euro in bar, 2.000 Euro überweist er ihm direkt online. Einen Kaffee später ist der Mann mit der orangenen Weste weg. Am Tag darauf stellt Holger S. fest: Die Asphalt-Schicht kann er einfach wegfegen. „Ein Scheißgefühl“, sagt er.

Der 43-Jährige ist einer Betrugsmasche aufgesessen. Auf der Rechnung steht „Vielen Dank für Ihr Geschäft“ – im Nachhinein wirkt es wie Hohn für das Opfer. Holger S. möchte seinen wahren Namen nicht in der Zeitung lesen. „Das war richtig dumm, meiner Frau war es peinlich.“ Doch er möchte, dass andere Menschen von der Masche erfahren.

Das Geld können Sie sich danach nicht mehr holen
Matthias Bauer, Verbraucherzentrale

Nicht nur falsche Teer-Kolonnen machen ihr mieses Geschäft. Ähnliche Maschen gibt es auch bei anderen Dienstleistungen: Reinigungen, Dachdeckungen, Insektenabwehr, Schlüsseldienste. Betroffene werden durch Flyer auf die günstigen Angebote aufmerksam oder an der Haustüre angesprochen.

Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale rät: „Keinen Vertrag abschließen, keine Vorkasse. Das Geld können Sie sich danach nicht mehr holen.“ Für Türöffnungen haben Betroffene schon 2.000 Euro, für Rohrreinigungen schon 5.000 Euro gezahlt.

Verbraucher sollten auf ordentliche Rechnung bestehen

618 Fälle von Wucher listet das Landeskriminalamt für das Jahr 2018 – 505 konnten demnach aufgeklärt werden. Verbraucher sollten auf eine ordentliche Rechnung bestehen, sagt Bauer. „Wenn die Arbeiter das Geld bar wollen, läuft es in eine falsche Richtung.“ Und man solle sich vorbereiten: „Ist es ein Anbieter mir Ortsnähe? Gibt es einen Fix-Preis?“

Auch in Notfällen sollen man in Ruhe nachdenken. „Das sind keine Handwerker, sondern Pfuscher.“ Verschiedene Versionen sollen die Opfer zum Zahlen bringen, auch wenn die Arbeit nicht ganz oder schlecht gemacht ist: Ein Arbeiter klagt weinerlich über den Druck seines Chefs, ein anderer droht, wieder ein anderer spielt den vertrauenswürdigen Menschen.

Solche Haustürgeschäfte können innerhalb eines Jahres widerrufen werden – wenn man die Arbeiter noch fassen kann. „Die tauchen ab“, sagt Bauer. In den vergangenen fünf Jahren gab es speziell mit einer Teer-Kolonne für die Polizei Karlsruhe Hinweise, aber keine Ermittlungen, so ein Sprecher. „Das wird nach dem Brexit aber interessant.“

Oftmals handele es sich bei den Betrügern um Briten. Nach dem Austritt aus der EU dürften diese laut den Dienstleistungsrichtlinien nicht mehr ohne eine Genehmigung in Deutschland arbeiten. „Die Personalien der Arbeiter werden dann überprüft.“ In jedem Fall rät der Polizeisprecher Bürgern in Verdachtsfällen: „Die Polizei rufen und wenn möglich Auto, Kennzeichen und Personen fotografieren.“

Ratschläge bei der Suche nach seriösen Handwerkern gibt die Verbraucher- zentrale unter www.verbraucherzentrale-bawue.de/handwerker

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