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Bevölkerungswachstum in der Region Karlsruhe

Neuer Höchstwert durch Zuwanderung aus der Ukraine

Die Einwohnerzahl in der Region zwischen Waghäusel und Bühl ist im Jahr 2022 relativ stark gestiegen. 70 Prozent der zugewanderten Menschen kamen aus der Ukraine.

Quartiersplatz Bahnstadt
Der neue Quartiersplatz in der Bahnstadt in Bruchsal wird schon gut angenommen. Dort entstehen Wohnungen für 1.400 Menschen, die teilweise schon fertiggestellt sind. Foto: Martin Heintzen

Die Zahl der Einwohner in der Region Karlsruhe hat sich im vergangenen Jahr um rund 12.500 erhöht. Das sind 1,2 Prozent mehr innerhalb von nur zwölf Monaten. Dies geht aus den Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg hervor.

Mit einer Einwohnerzahl von rund 1.055.000 Personen zum Silvestertag 2022 erreichte die Region Mittlerer Oberrhein einen neuen Höchstwert.

Dies gehe in erster Linie auf die Zuwanderung zurück, insbesondere aus der Ukraine, teilt der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) mit. Zuvor hatte sich der regionale Bevölkerungstrend in den Jahren 2018 bis 2021 nach einer vorausgegangenen starken Wachstumsphase (2014 bis 2017) kaum bewegt.

So stieg die Einwohnerzahl im Landkreis Karlsruhe um rund 6.100 Personen, also um 1,4 Prozent, und im Landkreis Rastatt um rund 2.700 Menschen (1,2 Prozent) an.

Einwohnerzahl in der Stadt Karlsruhe wächst um 0,7 Prozent

Die Stadt Karlsruhe als das Oberzentrum der Region erzielte im Jahr 2022 einen Anstieg um circa 2.200 Einwohner (0,7 Prozent) auf rund 308.700. Dabei liegt dieser Wert noch unter dem bisherigen Höchstwert von 2018 (313.100 Einwohner).

Die Stadt Baden-Baden erreichte zum Jahresende mit rund 57.000 Einwohnern eine Rekordmarke. Ihre Bevölkerungszahl war 2022 um gut 1.500 Menschen (2,7 Prozent) gewachsen. Dies ist insbesondere auf die hohe Zuwanderung aus der Ukraine zurückzuführen, wie der RVMO auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt.

Bereits 2021 lebten 485 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Baden-Baden, rund ein Prozent der Stadtbevölkerung. In Baden-Württemberg lag 2021 der Anteil der Bevölkerung mit ukrainischer Staatsangehörigkeit bei 0,15 Prozent.

Innerhalb eines Jahres habe sich dann die Zahl der Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Baden-Baden auf 2.190 vervierfacht. Aufgrund des überdurchschnittlichen Bevölkerungsanteils von Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg seien entsprechend viele Verwandte und Bekannte seit Kriegsbeginn nach Baden-Baden zugewandert. 

16.180 Menschen aus der Ukraine leben in der Region Karlsruhe

Im Vergleich lebten 2021 in der Stadt Karlsruhe 1.045 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, was etwa 0,3 Prozent der Gesamtbevölkerung von Karlsruhe entspricht. 2022 waren es dort dann laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg 5.550 Menschen. In der gesamten Region Mittlerer Oberrhein stieg die Anzahl der Einwohner mit ukrainischer Staatsangehörigkeit von 2.445 im Jahr 2021 auf 16.180 im Jahr 2022. 

Die konkreten Zahlen über die Wanderungsbewegungen aus dem Ausland mit der Region Mittlerer Oberrhein liegen laut Regionalverband noch nicht vor. Er geht aber von einem vergleichbaren Verhältnis wie für das Land Baden-Württemberg aus, in dem 70 Prozent der zugewanderten Menschen aus der Ukraine kommen (insgesamt 130.100 Menschen).

In die Bevölkerungszahl eingerechnet werden Menschen, die einen Asylantrag stellen möchten, sobald sie in der Erstaufnahmestelle registriert sind, erklärt der RVMO auf Anfrage. Für geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die bei Verwandten untergekommen seien, gelte eine Meldepflicht nach einer Frist von drei Monaten. Spätestens dann sei eine zugewanderte Person in der Bevölkerungszahl berücksichtigt.

Prozentual betrachtet hat die Gemeinde Sulzfeld im Kraichgau mit einem Plus von viereinhalb Prozent das stärkste Wachstum von allen Gemeinden der Region verbucht. Ursächlich ist dafür laut RVMO besonders ein Neubaugebiet im Osten des Ortes. Die Gemeinschaftsunterkunft mit etwa 80 Personen spiele eher eine Nebenrolle.

Gewachsen sind auch die Städte Bruchsal (zwei Prozent) und Rastatt (1,7 Prozent). Neben dem Zuzug von geflüchteten Menschen aus der Ukraine gab es in diesen beiden Mittelzentren größere Wohnbauprojekte. Der RVMO weist in diesem Zusammenhang auf die Bahnstadt in Bruchsal und Baldenau in Rastatt hin.

Wenn die Bevölkerung zunimmt, ist auch Wohnraum gefragt. „Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum ist auch in der Region Mittlerer Oberrhein weiterhin eine große Herausforderung“, sagt Verbandsdirektor Matthias Proske. 2022 wurden in der Region Mittlerer Oberrhein 2.850 Wohneinheiten fertiggestellt.

Laut Proske „führen mehrere Faktoren wie der demografische Wandel, die Zuwanderung und die Änderung von Lebensstilen dazu, dass von einem deutlich höheren Bedarf an Geschosswohnungsbau in unserer Region auszugehen ist“.

Vorrang sollte die Innenentwicklung haben.
Matthias Proske
Verbandsdirektor

Die Regionalplaner gehen davon aus, dass urbane Siedlungstypen mit Mehrfamilienhäusern und guter ÖPNV-Anbindung zunehmend auch in den Randbereichen der Verdichtungsräume nachgefragt werden. „Vorrang sollte dabei die Innenentwicklung haben“, erklärt Proske.

Eine Erhebung von 2020 hätte ergeben, dass es in der Region rund 1.100 Hektar mögliche Entwicklungsflächen im Innenbereich der Siedlungen gebe, von denen über 300 Hektar für Wohnen kurzfristig umsetzbar wären. „Es gibt noch zahlreiche Schätze als Beitrag zum Flächensparen zu heben“, sagt er. Beispiele dafür seien das geplante Rauch-Areal in Sinzheim auf dem Gelände einer ehemaligen Landmaschinenfabrik oder auch der Wohnpark Mittendrin in Stutensee-Blankenloch auf dem Gelände eines ehemaligen Hallenbades.

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