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Fragen und Antworten

Bis zu 38 Grad: Am Wochenende wird es auch in der Region Karlsruhe richtig heiß

Wochenende und Sonnenschein – am Samstag wird sich diese Prognose erfüllen. Die Menschen können sich auf Badewetter freuen. Für die Natur hingegen bedeuten Hitze und Trockenheit Stress. Und auch der Städtebau muss sich ändern.

Eine junge Frau kühlt sich in einem Brunnen am Dresdner Albertplatz ab. +++ dpa-Bildfunk +++
Abkühlung gefällig: Am Wochenende wird es zum ersten Mal richtig heiß in diesem Jahr. Wohl dem, der sich erfrischen kann. Foto: Robert Michael/dpa

Noch vor der Sommersonnenwende und damit dem kalendarischen Beginn des Sommers in der kommenden Woche kommt es am Samstag zu einem ersten Tag mit hochsommerlichen Temperaturen.

Vor allem im Südwesten kann es richtig heiß werden, kühler bleibt es dagegen im Norden und Osten.

Unser Redaktionsmitglied Martin Ferber beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie entwickelt sich das Wetter in den nächsten Tagen?

Zwei Dinge kommen zusammen, wie der Diplom-Meteorologe Dominik Jung gegenüber unserer Redaktion erklärt: Zum einen sorgt das stabile Hochdruckgebiet „David“ dafür, dass täglich 15 bis 16 Stunden lang die Sonne scheint. Die Folge: Im Laufe der Woche wird es jeden Tag wärmer, die Temperaturen erreichen in Nord- und Mittelbaden an diesem Mittwoch erstmals die 30-Grad-Marke.

Zum anderen verändert sich die Strömung. Kam bislang eher kühle Luft aus dem Norden, strömt ab der zweiten Wochenhälfte die extrem heiße Luft, die derzeit bereits die iberische Halbinsel und Teile Frankreichs in einen Glutofen verwandelt, nach Deutschland.

Wie heiß ist es dort?

In Andalusien im Süden Spaniens erreichen die Tagestemperaturen derzeit täglich Werte von bis zu 43 Grad, am Freitag wird der Höhepunkt erreicht. In Südfrankreich wird es am Freitag 41 Grad heiß werden.

Derart hohe Werte zu einem so frühen Zeitpunkt sind selbst für die Hitze gewohnten Andalusier ein Problem, bereits im Mai waren auf der iberischen Halbinsel im Monatsmittel die höchsten Temperaturen seit mehr als 100 Jahren gemessen worden.

In Frankreich haben mehrere Wasserversorger zum Wassersparen aufgerufen, der Energiekonzern EDF muss das Atomkraftwerk Saint-Alban an der Rhone wegen des niedrigen Wasserstandes drosseln.

Wird es bei uns auch so heiß werden?

Nicht ganz. Die Meteorologen rechnen am Samstag mit einer Temperatur zwischen 35 und 38 Grad, die 40-Grad-Marke wird nach den Worten von Dominik Jung wohl nicht erreicht. „Das hängt davon ab, welchen Weg die heißen Luftmassen nehmen.“

Wird es so heiß bleiben?

Dominik Jung gibt Entwarnung. Schon am Sonntag sinken die Temperaturen wieder. „In der kommenden Woche gibt es eher normale Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad.“ Das sei für die Jahreszeit normal. Und da die Luftmassen eher trocken seien, seien auch „keine Gewitter unterwegs“. Abgesehen von einzelnen Wärmegewittern im Schwarzwald werde es trocken und freundlich werden, so seine Prognose. Und die Nächte werden mit Werten deutlich unter 20 Grad angenehm sein.

Wie ungewöhnlich sind derart hohe Temperaturen bereits zu so einem frühen Zeitpunkt?

Sie werden häufiger. Schon 2019 gab es Anfang Juni eine Hitzewelle, damals wurde in Nordrhein-Westfalen mit 41,3 Grad ein neuer Hitzerekord gemessen. „Diesen Wert werden wir in den nächsten Jahren übertreffen, auch und gerade im Rheingraben“, sagt Andreas Fink, Professor am Institut für Klimaforschung des KIT Karlsruhe, gegenüber den BNN. „Hitzewellen werden häufiger auftreten und extremer werden.“

Im Rheingraben zwischen Freiburg und Mainz, schon jetzt die heißeste Region Deutschlands, werde es noch mehr Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad geben als bisher. Er verweist auf das Ergebnis einer Studie, wonach die Rekordhitze des Jahres 2003 Ende des Jahrhunderts jeden zweiten Sommer möglich sein könnte.

Welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?

Andreas Fink verweist auf Indien und Pakistan, wo in diesem Frühjahr zwischen März und Mai wochenlang Temperaturen von bis zu 50 Grad herrschten. „Das Auftreten dieser Hitzewelle wäre ohne den Klimawandel wesentlich unwahrscheinlicher gewesen“, sagt er unter Berufung auf Simulationen, in denen die Bedingungen vor 1850 und heute miteinander verglichen werden und die Wahrscheinlichkeiten von Extremwetterereignissen berechnet werden.

Ähnliches gelte für die Antarktis, wo es in diesem Frühjahr fast 30 Grad wärmer war als bisher. Im Norden der USA und im Südwesten Kanadas herrschten im vergangenen Jahr über einen längeren Zeitraum Temperaturen von fast 50 Grad.

Was bedeutet das für die Natur?

„2018 war es in Deutschland langanhaltend heiß und trocken. Beides zusammen ergab ein verknüpftes Extrem, das wir in dieser Form so noch nicht hatten“, sagt Andreas Fink. Die Folgen ließen sich im Harz, im Sauerland oder im Westerwald besichtigen, wo es in der Folge zu einem regelrechten großflächigen Fichtensterben gekommen sei. „Wir haben Trockenstress, das wird die Widerstandsfähigkeit mancher Ökosysteme an die Grenzen bringen.“

Welche Folgen hat dies für den Städtebau?

Die Städte müssen sich ändern, sagt der Klimaforscher Frei. „Wir brauchen möglichst viel Grün, Straßengrün, Dachgrün, große Grünflächen. Belüftungsschneisen dürfen nicht zugebaut werden, Wasserflächen müssen in den Innenstädten für Kühlung sorgen.“

Was tun die Städte dagegen?

Das Umwelt- und das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg verweisen gegenüber den BNN darauf, dass es in etlichen Städten und Landkreisen bereits Hitzeaktionspläne gebe. Die Stadt Karlsruhe habe das Thema Hitze in ihre Klimaanpassungsstrategien integriert. Die Landesregierung unterstütze die Kommunen bei der fachlichen Beratung, zudem gebe es Gelder für Investitionen.

Was können die Menschen tun?

Das Umwelt- und Gesundheitsministerium Baden-Württemberg raten dazu, das Freie zu meiden und auf körperliche Aktivitäten zu verzichten, viel zu trinken, allerdings keinen Alkohol, und beim Essen auf leichte Kost zu achten. Um die Hitze abzuhalten, sollten die Rollläden tagsüber heruntergelassen und die Wohnung nur morgens und abends gelüftet werden.

Bei starker Hitze kühlen lauwarme Duschen, Fußbäder oder feuchte Tücher auf Gesicht, Nacken und Arme ab. Vor allem ältere Menschen sind gefährdet, da sie nicht mehr so stark schwitzen, was für die Kühlung des Organismus sorgt, und ein weniger stark ausgeprägtes Durstgefühl haben.

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