Kann man ein Dorf auf Blasmusik-Entzug setzen? Die Corona-Verordnung jedenfalls lässt wenig Spielräume für Spielmannszüge und Blaskapellen. Die Trachtenkapelle aus Obersasbach allerdings hat eine eine Lücke gefunden - und ließ ihre Mitglieder für die Kamera in der jeweils eigenen Karosse zum Konzert antreten.
von unserem Mitarbeiter Roland Spether„Frau horch, unten im Dorf machen sie Brotwurschdmusik.“ Der begeisterte Blasmusiker Leo Bauer traute seinen Ohren nicht, als er nach langer Corona-Zeit endlich wieder einmal eine zünftige Blasmusik hörte und noch dazu jene Hymne, bei der die Musikanten mit dem durstigen Franz auf die Vogelwiese ziehen.
Zum Thema:Blitzschnell ließ der Tubist der Trachtenkapelle Obersasbach sein Handwerkszeug fallen, sprang mit einem großen Satz vom Pritschenhänger, schnappte sich sein Instrument und tuckerte auf einem Lanz-Bulldog vom Berg hinunter ins Dorf und seine Ehefrau fuhr im roten Bus hinterher.
Die Gemeinde stimmte zu
Die Szene auf dem Hof der Musiker-Familie Bauer entwickelte sich gerade wegen der Corona-Krise zu einer köstlichen Hommage für die Blasmusik, die wie so vieles in den vergangenen Wochen wegen des Virus bei Proben, Festen und Feiern verklungen ist.
Deshalb fackelten die Verantwortlichen um Dirigent Thomas Roth und Vorsitzenden Franz Baumann nicht lange, wollten für einen kurzen Moment von sich hören lassen und mit einer Video-Produktion allen signalisieren: „Ein Dorf auf Blasmusikentzug, geht gar nicht“.
Doch ein digitales Konzert, wie andere Orchester und Chöre es bisher gaben, wollte Thomas Roth nicht, allerdings sollten auch ganz streng die aktuellen Anordnungen eingehalten werden. Der Gemeinde Sasbach und deren Ordnungsamt wurde das Anliegen vorgetragen, die „Blasmusik aus dem Auto“ wurde unter Einhaltung entsprechender Auflagen befürwortet und die Musiker waren begeistert.
Die Querflötistin lässt die Schürze fallen
Dirigent Thomas Roth schrieb ein Drehbuch zum Thema „Ein Dorf auf Blasmusikentzug – Video-Musizieren während der Corona-Krise“ und Benedikt Spether filmte fünf lustige Szenen mit Musikern und deren Sehnsucht nach Blasmusik.
Sowohl die Aktiven der Trachtenkapelle als auch die Betrachter sollen ihren Spaß haben. Nur so viel sei verraten, dass eine Musikerin beim Hören der Blasmusik Kochlöffel und Schürze fallen lässt, die Querflöte schnappt und sich ins Dorf aufmacht, ein Schlagzeuger springt im hohen Bogen aus der Hängematte und im Winzerhof Lang wird alles stehen und liegen gelassen und die Schlepper werden angeworfen.
Zur Überraschung aller trafen sich die Musiker auf der Festwiese beim Marmoutierplatz, saßen auf Bulldogs, in Autos und auf Unimogs und freuten sich mit dem „Franz auf der Vogelwiese“.
Dirigent Thomas Roth gab aus einem Mini die Einsätze, die Intonation war bestens und auch Ortsvorsteher Rudi Retsch war voll des Lobes, dass alle Anweisungen eingehalten wurden und die Trachtenkapelle in Kürze mit der Botschaft „#zusammenhalten“ online geht.
