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BaWü kaum betroffen

Blaumeisensterben in Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt: Experten geben Entwarnung

In einigen Regionen sterben derzeit Tausende Blaumeisen. Experten aus Karlsruhe, Rastatt und Pforzheim geben für die dortigen Vögel Entwarnung. Das für das Blaumeisensterben verantwortliche Bakterium hat bislang kaum Tiere in Baden-Württemberg getötet.

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Gesund und munter: Während in einigen Region Tausende Blaumeisen sterben, verzeichnen die lokalen Nabu Gruppen kaum Verdachtsfälle. Foto: Lechner

Sie ist ein ziemlich schickes Tierchen mit ihren blauen Akzenten auf Kopf, Bauch und Flügeln – dazu strahlendes Gelb und ein markanter Streifen quer durchs Gesicht. Fröhlich hüpft und singt die Blaumeise für gewöhnlich durch zahlreiche heimische Gärten. Doch in den vergangenen zwei Monaten hat das Blaumeisensterben Sorgenfalten bei Naturschützern ausgelöst.

Der Grund dafür, das entdeckte das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, ist ein bakterieller Erreger: Suttonella ornithocola. Seine Folge: eine tödlich Lungenentzündung.

Nabu verfolgt Blaumeisensterben

Für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe, den Landkreis Rastatt und den Enzkreis geben Experten aber Entwarnung. „In Baden-Württemberg hat man das Blaumeisensterben nur am Rande gespürt“, sagt Artur Bossert, Vorsitzender der Nabu Gruppe Karlsruhe.

Über eine bundesweite Meldeaktion sammelt der Nabu Informationen und Zahlen rund um das Geschehen. Auf der Website ist von rund 18.000 Verdachtsmeldungen die Rede, die auf etwa 33.000 von dem Bakterium betroffene Vögel hinweisen.

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Schwerpunkte liegen nicht in Baden-Württemberg

Schwerpunkte der Ereignisse liegen auf der Melde-Karte etwa in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Niedersachsen. Die Zahl gehe inzwischen aber zurück, schreibt der Nabu. Anfang Mai sind die Verdachtsfälle auf rund 100 pro Tag gesunken. Im Vergleich: Das Maximum sind am Karfreitag knapp 1.300. Der Nabu geht davon aus, dass sich die Ereignisse weiter beruhigen.

Mittlerweile ist auch klar, warum die Meisen sterben.
Artur Bossert, Nabu Gruppe Karlsruhe

Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe habe es nur vereinzelt Meldungen gegeben, sagt Bossert. „Mittlerweile ist auch klar, warum die Meisen sterben.“ Das Bakterium Suttonella ornithocola wirkt sich auf die Lunge aus.

„Sehr viele Menschen möchten über den Sommer etwas Gutes tun und stellen Vogelbäder oder Futterstellen auf.“ Doch genau darin würden sich bakterielle Infektionen leicht ausbreiten, wenn das nicht ordnungsgemäß vonstatten gehe, so Bossert.

Futterstellen sind eine Gefahr für die Blaumeisen

Die Vögel treten mit ihren Krallen auf dem Futter herum, stehen darin oder hinterlassen ihren Kot. „Ich plädiere dafür, wenn man füttern möchte, dann muss man das auch alles sauber halten“, sagt Bossert. „Man kann sonst mehr schaden als nutzen.“ So entstehe leicht die Gefahr, dass sich viele Vögel in einer Region gleichzeitig anstecken.

Kopf hoch: Die Blaumeisen in und um Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt sind nur vereinzelt vom tödlichen Bakterium betroffen.
Kopf hoch: Die Blaumeisen in und um Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt sind nur vereinzelt vom tödlichen Bakterium betroffen. Foto: Pleul/dpa

Das für das Blaumeisensterben verantwortliche Bakterium sei erstmals 1996 in England entdeckt worden, erklärt Martin Schmitt vom Veterinäramt im Landkreis Karlsruhe. „Die erkrankten Vögel sitzen an Futterstellen und haben aufgeplustertes und verklebtes Gefieder.“

Wer eine Blaumeise mit Symptomen oder ein totes Tier entdeckt, könne dies melden und es vom Veterinäramt untersuchen lassen. „Außerdem sollte man dort dann nicht weiterfüttern, da das Bakterium sonst weitergegeben werden könnte“, sagt Schmitt.

Landkreis Karlsruhe sowie Rastatt und Enzkreis geben Entwarnung

Stadt- und Landkreis Karlsruhe sind demnach keine Zentren für Blaumeisensterben. Die Untere Naturschutzbehörde im Landkreis Rastatt spricht von nur einer Verdachtsmeldung, bei der eine Blaumeise entsprechende Symptome zeigte.

„Mit aller Vorsicht formuliert, das Blaumeisensterben ist auf niedrigem Niveau an uns vorbeigegangen“, sagt Gerhard Vögele vom Nabu Pforzheim und Enzkreis und berichtet lediglich von einer apathisch dasitzenden Blaumeise. Ansonsten sei man auch dort von besorgniserregenden Meldungen verschont geblieben.

Verluste, die durch das Sterben entstanden sind, werden wieder aufgeholt.
Gerhard Vögele vom Nabu Pforzheim und Enzkreis

Bakterielle Infektionen wie diese würden im Normalfall Ende April abebben, sodass er vorerst keine Wende der Ereignisse befürchtet. „In der Vogelwelt treten immer mal wieder bakterielle Krankheiten auf, die im Grunde nur eine Art betreffen“, so Vögele.

Die Blaumeise sei eine der häufigsten Meisen in Deutschland. „Verluste, die durch das Sterben entstanden sind, werden wieder aufgeholt“, vermutet er. „Das wäre eine bittere Sache gewesen, wenn von der Krankheit eine seltene Art betroffen wäre.“

Vogelbestand nimmt in manchen Arten dramatisch ab

Insgesamt nehme der Vogelbestand ab, berichtet Artur Bossert übergreifend für den Nabu Kreisverband Karlsruhe. Vögel wie die Amsel hielten sich ganz gut – auch wenn diese vor einigen Jahre einem ähnlichen Sterben wie die Blaumeise ausgesetzt war.

„Bei Feldvogelarten wie der Feldlerche haben wir hingegen ein Problem“, so Bossert. „Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft und finden nicht genug Insekten, die in der Brutzeit lebensnotwendig sind.“ Küken liegen mitunter verhungert im Nest. Die Bestände seien zum Teil dramatisch eingebrochen. Darum werde man auch beim Blaumeisensterben hellhörig.

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