Skip to main content

Empfehlung von Bund und Land

Coronavirus: Darum sollen in Baden-Württemberg jetzt Alltagsmasken getragen werden

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Winfried Kretschmann haben am Mittwoch das Tragen von sogenannten Alltagsmasken für Busse und Bahnen sowie für den Einzelhandel empfohlen. Bisher war immer von Begriffen wie (Atem-)Schutzmasken, Mund-Nasen-Schutz oder Mundschutz die Rede.

None
Anleitung Behelfsmaske nähen Foto: Tanja Mori Monteiro

Mit dem Ausdruck „Alltagsmasken“ sollen die Masken noch mehr in den Alltag integriert werden, was auch die Nutzung steigern soll. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nennt sie gar "Volksmasken".

Außerdem sollen medizinische Masken nicht genutzt werden, sie sind sowieso schon Mangelware. Die Alltagsmasken, beispielsweise aus Stoff, bedecken Mund und Nase - wie etwa auch medizinische Varianten.

Stellen Sie sich ein, in Bälde könnte es ein Gebot zum Tragen von Alltagsmasken geben.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Das Tragen wird zunächst keine generelle Pflicht. „Wir müssen ja das, was wir fordern von den Bürgerinnen und Bürgern, auch wirklich umsetzen können“, sagt die Kanzlerin am Mittwoch. Dennoch haben sie und das baden-württembergische Landesoberhaupt den Bürgern das Tragen ans Herz gelegt. Die Verbreitung des Virus könne so verlangsamt und Leben gerettet werden. Das die Pflicht im Raum steht, wurde aber in einer Rede von Winfried Kretschmann deutlich: „Stellen Sie sich ein, in Bälde könnte es ein Gebot zum Tragen von Alltagsmasken geben."

Mundschutzmaske
Eine selbstgebastelte Mundschutzmaske über der Kästner-Bronzeplastik in Dresden. Ingenieuren zufolge haben Staubsaugerbeutel für eine Maske der Marke Eigenbau hervorragende Filtereigenschaften. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Vorteile der Alltagsmasken

Masken haben das Ziel, eine Ansteckung per Tröpcheninfektion zu vermeiden. Alltagsmasken können dies aber nicht zu 100 Prozent verhindern. Das Infektionsrisiko ist aber geringer, als ohne den Schutz einer Maske. Zudem erzeugt das Tragen der Maske eine positive Signalwirkung: Einige Maskenträger erhoffen sich, dass andere dadurch automatisch mehr Distanz halten. Weil die Krankheit und eine mögliche Ansteckung präsenter sind. Die Abstandsgebote gelten dabei natürlich für alle - egal ob Maskenträger oder nicht.

Viele Vereine und Privatpersonen nähen die wiederverwendbaren Masken selbst und stellen sie kostenfrei in Facebook-Gruppen zur Verfügung. Eine Anleitung zeigt das obenstehende Video. Auch immer mehr Hofläden und andere kleine Shops nehmen genähte Masken in ihr Sortiment auf.

Auch im Internet werden die Alltagsmasken in den unterschiedlichsten Farben und Materialien zum Verkauf angeboten. Die meisten Anleitungen raten zu einem dicken Baumwollstoff oder einem anderen eng gewebten Stoff.

Es kommt auf das Material an

Experten wie Eberhard Knielh, Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Städischen Klinikum Karlsruhe geben jedoch zu bedenken, dass nicht wissenschaftlich belegt sei, ob diese Masken tatsächlich vor einer Übertragung von Erregern schützen. Es komme auch auf das verwendete Material und die individuelle Nutzung an. "Fest gewebte Stoffe könnten besser geeignet sein als leicht gewebte", sagt Kniehl. "Mund und Nase sollten komplett bedeckt sein und keine Lücken zwischen Haut und Maske das seitliche Eindringen von Luft ermöglichen."

None
Für Hygiene im Städtischen Klinikum ist Eberhard Kniehl zuständig. Foto: Dehm

Wie wird die Alltagsmaske gereinigt?

Die Masken sollen bei mindestens 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen oder gebügelt werden. Auch bei 70 Grad in den Backofen legen, reinigt die Maske. Eine Desinfektion oder Reinigung in der Mikrowelle ist ebenfalls möglich. Vorsicht jedoch bei Masken mit Draht - diese bitte nicht in die Mikrowelle legen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät dazu, Masken nach einmaliger Nutzung idealerweise bei 95 Grad, mindestens aber bei 60 Grad, zu waschen und anschließend vollständig zu trocknen. Dies ist auch die Empfehlung von Kniehl.

Es braucht nicht viel: Stoffe, Gummibänder, Draht zu Stabilieirung und eine Nähmaschine, gepaart mit Geschick, und schon kann die Hilfsaktion starten. 1.400 Exemplare der Behelfsmasken haben die Stutenseer hergestellt.
Es braucht nicht viel: Stoffe, Gummibänder, Draht zur Stabilisierung und eine Nähmaschine, gepaart mit Geschick, und schon kann die Hilfsaktion starten. 1.400 Exemplare der Behelfsmasken haben die Stutenseer hergestellt. Foto: pr

Mehr zum Thema:

Was Experten begrüßen und wovor sie warnen

Lauf dem Gesundheitsministerium schützen diese Alltagsmasken andere vor Infektionen. Spezialmasken sollten dem Krankenhauspersonal vorbehalten sein, da diese auch den Träger schützen und derzeit knapp sind.

Das Robert Koch-Institut informierte vor einigen Tagen, dass das Tragen einer Maske im öffentlichen Raum dazu beitragen könnte, die Ausbreitung von Covid-19 zu verringern.

Der Träger sollte sich also nicht in falscher Sicherheit wähnen.
Eberhard Kniehl, Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushaushygiene am Städtischen Klinikum Karlsruhe

Bei korrekter Anwendung sei laut dem Karlsruher Experten Eberhard Kniehl davon auszugehen, dass Stoffmasken das Ansteckungsrisiko verringern: "Sie dürften zum einen die Tröpfchenverbreitung durch Sprechen, Husten und Niesen hemmen und zum anderen den Träger und sein Gegenüber allein durch ihr Vorhandensein für die Abstandsvorgaben sensibilisieren", so seine Einschätzung. Er weißt darauf hin, dass nicht jeder, der das Coronavirus in sich trägt, von seiner Infektion weiß. Auch deshalb könne eine Maske vor diesem Hintergrund das Übertragungsrisiko senken.

Dagegen sei nicht belegt, dass selbstgemachte Masken den Träger selbst vor einer Ansteckung schützen. "Der Träger sollte sich also nicht in falscher Sicherheit wähnen", sagt Kniehl. Vielmehr sei es auch beim Tragen solcher Masken unbedingt angebracht, die Nies- und Hustenetikette, Händehygiene und Abstandsregeln einzuhalten.

Welche Alternativen zu Alltagsmasken gibt es?

Statt Masken können Menschen auch auf Schals, Bandanas oder Tücher zurückgreifen. Hier gilt: Je stabiler das Material, desto besser.

Mehr zum Thema:

Wo es bereits Maskenpflicht gibt

Die deutschen Städte Hanau und Jena haben bereits wegen der hohen Infektionsgefahr eine Maskenpflicht ausgesprochen. In Österreich müssen die Menschen beim Einkaufen Masken tragen. Auch in Tschechien wurde bereits Mitte März eine Maskenpflicht eingeführt und in in Korea hat sie laut Medienberichten maßgeblich zur Eindämmung der Epidemie geführt.

Deshalb empfehlen Bund und Länder auch vor allem das Tragen von Alltagsmasken im ÖPNV und im Handel. Gerade dort, wo Abstands- und Hygieneregeln sehr viel schwieriger eingehalten werden können, kann jede weitere Schutzmaßnahme hilfreich sein.

nach oben Zurück zum Seitenanfang