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Fragen und Antworten zum modernen Digitalradio

DAB+: In älteren Autos braucht’s oft eine Ankleb-Antenne

Mehr Programme, kein Rauschen und viele Extras – das moderne Radio DAB+ hört sich gut an, zumal es für Hörerinnen und Hörer nichts zusätzlich kostet. Dennoch gibt es die ein oder andere Hürde, vor allem für so manchen Autofahrer.

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Damit’s schöner klingt: Das moderne DAB+ ersetzt zunehmend das Digitalradio. Für so manchen Autofahrer gibt es dabei aber eine Herausforderung. Foto: Jose Carlos Ichiro/imago images/Addictive Stock

Erst jüngst mussten sich Hörerinnen und Hörer in der Region von „Deutschlandfunk“ und „Deutschlandfunk Kultur“ umstellen – weil sie nur noch über DAB+ zu empfangen sind und nicht mehr über UKW.

Dieses digitale Radio hat viele Vorteile, vor allem im Auto gibt es zuvor aber die ein oder andere technische Herausforderung. BNN-Redakteur Dirk Neubauer hat zu dem Thema Fragen und Antworten zusammengestellt.

Was ist DAB+?

Die Weiterentwicklung des Digital Audio Broadcasting (kurz: DAB+) ist der Nachfolger von UKW, also dem analogen Radio. Das digitale Radio wird vom Sendemast zum Empfangsgerät übertragen.

Warum der neue Standard?

Weil die verfügbaren UKW-Frequenzen komplett belegt sind.

Welche Vorteile hat DAB+?

„Viele“, so der Verein Digitalradio Büro Deutschland, hinter dem Sender, Gerätehersteller und Netzbetreiber stehen. Folgende Stichworte werden genannt: bessere Qualität (rauschfrei und mit stabilem Klangbild), mehr Programme, Empfang unabhängig vom Internet, Versand von Zusatzinfos wie Wetterkarten, Musiktiteln. Und: „Ein DAB+-Autoradio überträgt alle überregionalen Programme auch bei längeren Fahrten an jedem neuen Standort ohne manuellen Frequenzwechsel.“ An Autobahnen liege die Netzabdeckung bei knapp 100 Prozent. Die Digitalradio-Programme sind kostenlos empfangbar – für öffentlich-rechtliche Programmen fällt ja ohnehin unabhängig vom Gerät der Rundfunkbeitrag an.

Das hört sich gut an, was ist dann der Haken?

Man braucht ein DAB+-fähiges Digitalradio. Die gibt es als Radio für die Tasche bis zum Highfidelity-Gerät. Thomas Kühnrich, Pressesprecher des Digitalradio Büro Deutschland, sagt, ab zirka 30 Euro bekomme man ein vernünftiges Gerät für den Haushalt.

Was ist, wenn mein Lieblingssender noch nicht über DAB+ verbreitet wird?

„Alle digitalen Digitalradios empfangen neben DAB+ auch weiterhin UKW“, versichert Kühnrich.

Warum nennen manche DAB+ auch „green radio“?

Bestehende Sendeanlagen können weiterhin genutzt werden. Der Stromverbrauch ist geringer.

„Deutschlandradio“ hat den Betrieb einzelner leistungsschwacher UKW-Sender jüngst eingestellt. Warum?

Weil der Parallelbetrieb von DAB+ und UKW-Sendernetzen mit hohen Kosten für Betrieb und Energie verbunden sei, so die Auskunft des Senders. Betroffen sind unter anderem die Programme „Deutschlandfunk“ und „Deutschlandfunk Kultur“ am Senderstandort Pforzheim. Bis zum Herbst will „Deutschlandradio“ in diesem Jahr bundesweit zwölf neue Sendeanlagen für DAB+ in Betrieb nehmen. Intendant Stefan Raue: „Der DAB+-Ausbau steht für den Anspruch, unser Informations- und Kulturangebot auch im ländlichen Raum für viele Menschen frei zugänglich zu machen.“

Viele hören Radio vor allem im Auto. Empfängt man auch dort DAB+?

Wessen Auto nach dem 21. Dezember 2020 mit einem Radiogerät ausgeliefert wurde, hat automatisch ein DAB+-fähiges an Bord. So schreibt es der Gesetzgeber vor.

Und wer ein Autoradio hat, das nicht DAB+-fähig ist?

Dafür gebe es Lösungen, sagt Kühnrich. Am teuersten ist es nach seinen Worten, das analoge Radio gegen ein zeitgemäßes digitales auszutauschen. Vor allem bei modernen Fahrzeugen mit sogenanntem 2 DIN-Schacht kann das ins Geld gehen und sehr aufwendig sein. In der Regel müsse da auch ein Fachmann, etwa eines Car-HiFi-Geschäfts oder einer Spezialwerkstatt, ran.

Wer das aber nicht will, hat der verloren?

Nein, es gibt Adapterlösungen. Die kosten teils deutlich unter 100 Euro. „Die kann man relativ einfach ohne Hilfe vom Fachmann verwenden“, sagt Kühnrich. Bei Variante 1 wird der Adapter per Klinkenstecker in die AUX-Buchse gesteckt. Bei Variante 2 empfängt der Adapter DAB+ und sendet dieses innerhalb des Autos auf einer freien UKW-Frequenz an das Autoradio. Lena Trautmann von „Auto-Bild“ sagt: „Die DAB+-Nachrüstung mithilfe eines Adapters ist günstig und funktioniert nahezu in jedem Fahrzeugmodell. Und nicht nur das: Zusatzfunktionen wie Handy-Freisprechen bieten einen weiteren Vorteil zu großer Sendervielfalt.“

Dennoch sagt DAB+-Experte Kühnich, dass er Meldungen von Hörern bekommt, die enttäuscht von diesen eingebauten Lösungen sind. Woran liegt’s?

„Die Antenne ist entscheidend“, sagt Kühnrich. Aus optischen Grünen setzen Autohersteller zum Beispiel verstärkt sogenannte „Haifischflossen“ als Antennen ein oder verstecken diese gar in der Stoßstange. Kühnrich verweist daher auf Antennen, oft zum Ankleben, die meist Teil der Adaptersets sind. Ideal sei es, wenn man mit dem Händler vereinbart, dass man die Sets erst mal testet und notfalls zurückgeben kann.

Lässt sich von Kfz-Herstellern und deren Vertragswerkstätten ein analoges Radio problemlos gegen ein DAB+-Radio – kein Fremdfabrikat – austauschen?

„Nein“, sagt Sprecher Martin Tholund für BMW, „da dies herstellerseitig sehr hohen technischen Aufwand bedeutet, bei dem zum Teil sogar Antennen in Heckscheibe und Dachfinne ausgetauscht werden müssten. Bei älteren Modellen wäre sogar ein Wechsel der Headunit und Neuverkabelungen in der Elektronik notwendig.“ Diese Redaktion fragte exemplarisch auch bei VW, Mercedes-Benz und beim Radio-Navi-Hersteller Harman Becker an, erhielt von dort bislang aber kein Statement.

Sicherlich ein Spezialfall: Aber lässt sich eine seinerzeit teure HiFi-Anlage aus Jugendtagen für DAB+ umrüsten?

„Ja“, sagt Kühnrich und verweist auch hier auf den AUX-Anschluss. Das solle man ruhig ausprobieren.



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