Eric Schneider macht sich große Sorgen. Nicht nur um sein Friseurgeschäft in der Karlsruher Innenstadt, auch um seine Mitarbeiter, die er in Kurzarbeit schicken musste. Außerdem sorgt sich der Medienbeauftragte der Friseurinnung Karlsruhe-Bretten um sein Umfeld in der City: „Wenn es in Folge des Lockdowns zu Insolvenzen und Schließungen von Friseuren und anderen Dienstleistern, von inhabergeführtem Einzelhandel und Gastronomie kommt, droht dem Herzen der Stadt eine nie dagewesene Verödung“.
Online-Magazin startet Kampagne
Schneider weist auf die Kampagne #RettetUnsFriseure des Friseur-Onlinemagazins „FürMich“ (FMFM) hin. Mehrere Brandbriefe seien an Politiker versendet worden. Auch der Fachverband der Friseure sei aktiv geworden. Schneider ist ebenso wie seine Ehefrau in der dritten Generation in dem Beruf tätig.
Für seine Branche sieht er schwarz, wenn nicht bald die von der Regierung versprochene finanzielle Unterstützung ankommt. „Wir hatten ein hervorragendes Hygienekonzept mit perfektem Abstand und Lüftung – und trotzdem hat man unsere Türen geschlossen“. Schneider fürchtet, dass die Schwarzarbeit zunehmen wird.
Manch einer hat bereits resigniert
Franck Dollé, ebenfalls ein renommierter Friseur in der City, sieht das genauso. „Wir erkennen doch die frischen Haarschnitte, die an unserem Salon vorbeilaufen. Es sind nicht nur die Fußballer, die ,unter der Hand’ zu einem neuen Style gelangen. „Das ist unerträglich“, sagt Dollé und es hört sich nicht wütend, sondern resigniert an.
Seit 30 Jahren ist er mit seinem Partner Harry Walter selbständig und beide vermissen ihre Kundschaft, die sozialen Kontakte, die Mitarbeiter. Natürlich kämen Anfragen, ob er nicht vorbeikommen könne, Haare schneiden und färben. „Kommt nicht in Frage“. Es gehe um die Solidarität mit den Kollegen. Franck Dollé wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder arbeiten zu können. Denn: „Das ist mein Leben“.
Thilo Rothweiler, Obermeister der Friseurinnung Karlsruhe-Bretten, versteht nicht, „wieso in der Baubranche viele Menschen nah zusammen arbeiten, oft ohne Maske, und niemand gebietet dem Treiben Einhalt. Die haben eine Lobby“, ist er sicher. Rothweiler spricht vom ausgefeilten Hygienekonzept und Luftfiltern in seinem Salon.
Auch er hofft auf die Überbrückungshilfe, doch der Steuerberater habe noch nicht mal die entsprechenden Formulare vorliegen. Mit den Problemen der Friseurbranche habe er sich an die zuständigen Bundestagsabgeordneten gewandt, erzählt er und sagt trocken: „Die nächste Wahl kommt bald“.
Ungewissheit ist eine Zerreißprobe
Die Friseure Rolf Dupps und Rainer Saur leiden mit ihren Angestellten: „Das Kurzarbeitergeld und dazu der Verlust des Trinkgeldes, das trifft sie hart“. Zusätzliche Zuwendungen an Weihnachten hätten das nicht wettgemacht, wissen die Inhaber. Auch sie müssen kämpfen. Von zwölf Monaten des Jahres sind sie fast vier Monate ohne einen Cent Einkommen vergangen.
Hausbesuche, die auch bei ihnen massiv nachgefragt werden, kämen nicht infrage. Der Verkauf von Produkten sei ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Möglich seien Stundungen von Rechnungen, um Luft auf dem Konto zu behalten. Und: „Wir warten auf eine klare Ansage der Politik.“
Marcus Brädle zehrt in der Waldstadt von den aufmunternden Worten seiner Stammkunden. Der Kontakt zu ihnen ist ihm sehr wichtig. Klar, die Ungewissheit, wie lange das Virus die Menschheit noch in Atem hält, zerrt auch an seinen Nerven. Christian Wenz beim Lidellplatz beklagt „vage Regelungen und keine Kontrolle“. Viel Zeit verbringt er mit dem Training seines erst jüngst eingestellten Auszubildenden, und er hofft auf baldige Impfungen.
Kerstin Jestädt hat sich in Knielingen auf Familien mit kleinen Kindern spezialisiert. Diese spielerisch ans Haare waschen und schneiden zu gewöhnen, das fehlt ihr am meisten.