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Für Menschen mit Handicap

Das sind die Innovationen auf der Karlsruher Fachmesse Rehab

Mit dem Lift hoch auf den Trecker: Die Messe Rehab in Karlsruhe zeigt, wie das geht. Und Ferienregionen stellen sich mehr denn je auf die alternde Gesellschaft ein, so dass man auch mit dem Rollator die Natur erkunden kann. Ein Überblick.

Mit dem Lift hoch auf den Trecker: Die junge Frau zeigt am Paravan-Stand der Karlsruher Messe Rehab, wie das funktioniert. Im Hintergrund ein behindertengerechter Tesla, der kein Lenkrad hat.
Mit dem Lift hoch auf den Trecker: Die junge Frau zeigt am Paravan-Stand der Karlsruher Messe Rehab, wie das funktioniert. Im Hintergrund ein behindertengerechter Tesla, der kein Lenkrad hat. Foto: Rake Hora

Der Landwirt aus dem Fränkischen stand nach seinem Unfall vor dem beruflichen Aus: Querschnittslähmung. Doch seit drei Jahren bestellt er mit seinem „Johnny“ wie gewohnt die Äcker. Die Firma Paravan (Pfronstetten) hat den John-Deere-Traktor umgebaut. Mit einem Lift kommt der Bauer nun hoch auf den Fahrersitz.

Es ist nur eines von vielen Beispielen, das die 350 Aussteller aus 18 Ländern noch bis Samstag auf der Rehab zeigen. Schon zum Start sind die Hallen der Messe Karlsruhe sehr gut besucht – die Rehab zählt weltweit zu den bedeutendsten Fachmessen für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion.

Messe Rehab in Karlsruhe: Sportwagen mit Joystick statt Lenkrad

Der John-Deere-Traktor hat ein Lenkrad, der danebenstehende Sportflitzer von Tesla nicht. Paravan, Weltmarktführer für behindertengerechte Fahrzeugumbauten, lässt ihn per Joystick steuern. „Es ist ein Demo-Modell, das zeigt, was möglich ist mit dem autonomen Fahren“, sagt Paravan-Pressesprecherin Anke Leuschke. Für die Straße ist er zugelassen, der Fahrer braucht lediglich einen Joystick-Führerschein.

Dass Menschen mit einem Handicap mitunter nicht mit einem Lenkrad klarkommen, ist auch außerhalb der Fachwelt bekannt. Nicht jedoch, dass viele Rolli-Fahrer mit speziellen Schuhen besser im Alltag klarkommen.

Heide Kohler von der Firma Rollimoden (Flein bei Heilbronn) hat die Lizenz für den Deutschlandvertrieb des US-Herstellers Billy Footwear. Die Schuhe sehen chic aus. Der Unterschied zum Standard-Sneaker: Sie lassen sich per Reißverschluss aufklappen. So lässt sich beispielsweise kontrollieren, ob der Fuß gut drinsteht. Kohler sieht viel Marktpotenzial. „Viele haben den Schuh bislang in Amerika gekauft.“

Unterstützung für den Alltag. Das zeigt die Rehab, Fachmesse für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion, in Karlsruhe. Sie gehört weltweit zu den führenden Messen ihrer Art.
Unterstützung für den Alltag. Das zeigt die Rehab, Fachmesse für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion, in Karlsruhe. Sie gehört weltweit zu den führenden Messen ihrer Art. Foto: Rake Hora

Auf der Rehab tummeln sich etliche solcher Spezialisten. So präsentiert die Firma Berollka-aktiv (Sinsheim) ein Stehgerät. Ein Kind mit einer Querschnittslähmung steht darin, die Schwerkraft kann wirken.

Ergänzt wird das Gerät durch eine mit der Uniklinik Köln entwickelte Vibrationsplatte, „der einzig medizinisch zugelassenen“, wie Verkaufsleiter Thomas Mages sagt. „Wir aktivieren den Dehnreflex, der lässt die Muskeln arbeiten.“ Muskelaufbau im gesamten Körper sei ein Effekt, der ganze Organismus werde aber aktiviert. „Das ist, wie wenn wir Sport machen“, erklärt Mages.

Mit dem Rollator auf den Baumwipfelpfad

Wandern, Bergsteigen, Naturerlebnisse – dafür steht die Ferienregion Bayerischer Wald. „Damit assoziiert man Stock und Stein“, sagt Robert Kürzinger vom Ausstellerteam. Doch die Ferienregion setze mehr denn je auf Barrierefreiheit. So ließen sich auf rollstuhlgerechten Pfaden im Nationalpark Tiere beobachten.

Auch der Baumwipfelpfad sei Rolli tauglich, sagt Lothar Mies. Auch auf die Bergstation des Großen Arbers komme man mit dem Rollstuhl, ergänzt Kathrin Baumann. Wobei sie auch an Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator denkt. Mit Blick auf die alternde Gesellschaft werde Barrierefreiheit in Tourismusgebieten immer wichtiger. „Hoteliers können so auch ihre Stammkunden halten“, sagt Kürzinger.

Auf der Rehab wollen wir zeigen, dass wir individuell versorgen können.
Nadine Romanowski, Bereichsleiterin bei Storch + Beller

Ein Heimspiel hat seit 1980 Storch + Beller auf der Rehab. Fällt der Name der Karlsruher Firma, dann denken viele an Bandagen, Einlagen und Stützstrümpfe. „Auf der Rehab wollen wir zeigen, dass wir individuell versorgen können“, sagt Bereichsleiterin Nadine Romanowski – beispielsweise mit fürs jeweilige Kundenbedürfnis optimierten Einzelanfertigungen. „Jemand, der den ganzen Tag über im Rollstuhl sitzt, will einen angepassten Rollstuhl für sich“, sagt Romanowski.

Einen Themenüberblick möchte die Messe Karlsruhe auf der Rehab mit ihrem sogenannten Marktplatzkonzept verschaffen, so Pressereferentin Marion Künstel. Insgesamt elf gibt es davon, so welche zu „Freizeit und Reisen“, „Auto und Verkehr“ oder „Bauen und Wohnen.“

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