Deutschland hat die ersten bestätigten Fälle einer Ansteckung mit dem gefährlichen Coronavirus . Dem ersten Patienten, einem 33-Jährigen aus dem oberbayerischen Landkreis Landsberg/Lech, geht es gut. Die Studierenden am KIT reden über das Thema, doch auf dem Campus herrschen Ruhe und Gelassenheit.
Sie kam aus Shanghai. Eigentlich eine Stadt, in der das hochansteckende und gefährliche Coronavirus noch nicht ausgebrochen ist. Doch einige Tage zuvor hatte sie ihre Eltern getroffen, die ihrerseits aus der Region Wuhan stammen, in der sich seit Dezember das Virus rasend schnell ausgebreitet hat. Als die Frau am 19. Januar nach Deutschland einreiste, war sie noch gesund und ohne Beschwerden. Nach ihrer Rückkehr am 23. Januar brach die schwere Lungeninfektion aus.
Der Infizierte fühlte sich "grippig"
Dazwischen passierte es. Bei einer Fortbildung des Autodach- und Standheizungsherstellers Webasto in Gauting-Stockdorf im oberbayerischen Landkreis Starnberg, der auch ein Werk in Wuhan hat, steckte sie am 21. Januar offenbar einen 33-jährigen Mitarbeiter der Firma aus dem Landkreis Landsberg/Lech an.
Am Wochenende fühlte dieser sich „grippig“ und klagte über eine Bronchitis. Am Montag ging es ihm wieder besser, er erschien sogar bei der Arbeit. Doch die Firma entschied sich, ihn auf das Coronavirus testen zu lassen. Und dieser Test fiel positiv aus. Damit hatte auch Deutschland seinen ersten Fall.
Kontaktpersonen werden ermittelt – drei weitere Fälle
Dem Patienten geht es nach den Worten des behandelnden Chefarztes gut, er sei „wach, ansprechbar“ und fieberfrei. Derweil begannen die Behörden, die Kontaktpersonen des Infizierten in der Familie und der Firma zu ermitteln, darunter auch den Kindergarten, in den die Kinder des erkrankten Mannes gehen. Am Dienstagabend wurden drei weitere Fälle bekannt, die mit dem ersten in Verbindung stehen sollen.
Mehr zum Thema:Als Folge des ersten Krankheitsfalls in Deutschland erhöhten die Behörden im ganzen Land ihre Vorsichtsmaßnahmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte vor Panik. Der Fall zeige, „dass wir gut vorbereitet sind“, sagte er. Was ihn allerdings beunruhige, „sind Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken“. Das Robert-Koch-Institut verwies darauf, dass die Gefahr für die Gesundheit der Menschen weiterhin „gering“ sei.
Touristenziel Baden-Baden ist vorbereitet
In der Bäderstadt Baden-Baden, einem beliebten Ziel von Touristen aus dem Reich der Mitte, sind die Behörden vorbereitet, sagte Bürgermeisterin Margret Mergen auf eine entsprechende Anfrage von Gemeinderat Heinrich Liesen im Stadtparlament.
Man arbeite eng mit dem zuständigen Gesundheitsamt im Landratsamt Rastatt zusammen. Im vergangenen Jahr gab es 12.546 Übernachtungen von Gästen aus China einschließlich Hongkong, 400 mehr als im Jahr zuvor.
Auch interessant:Ruhe und Gelassenheit herrschte am Dienstag auf dem Campus-Süd des KIT, auch wenn die rasche Ausbreitung des Virus unter den Studierenden durchaus ein Thema war. „Man redet darüber, aber ohne Panik“, sagte ein Student auch mit Blick auf die zahlreichen Kommilitoninnen und Kommilitonen aus China.
Studierendenwerk des KIT vermietet an viele Chinesen
Das Studierendenwerk Karlsruhe teilte auf BNN-Nachfrage mit, man stehe „mit vielen Stellen in engem Austausch“. Die Einrichtung betreibt und verwaltet 22 Studentenwohnanlagen in Karlsruhe und Pforzheim mit 2775 Wohnheimplätzen in 39 Gebäuden, 2271 in Karlsruhe und 504 in Pforzheim. Der Anteil der chinesischen Studierenden belaufe sich unter den Mietern auf 4,7 Prozent.
Das Studierendenwerk werde „auch in diesem Fall in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stellen entsprechende Maßnahmen einleiten, sollte sich die Notwendigkeit zu raschem und gezieltem Handeln ergeben“, sagte eine Sprecherin. Spezielle Aushänge zur Information der Mieterinnen und Mieter aus China seien derzeit nicht geplant.
Mehr zum Thema:Die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, wo derzeit 30 Regel- und elf Austauschstudierende aus China eingeschrieben sind, verwies darauf, dass sich derzeit keine Studenten aus Karlsruhe in China aufhalten. Austauschstudenten seien bereits im November wegen der Unruhen in Hongkong zurückgekommen, „sodass derzeit keine Rückkehrer mehr erwartet werden“. Das KIT als auch die Hochschule für Musik Karlsruhe wollten hingegen entsprechende Anfragen der BNN nicht beantworten.
Verdachtsfälle in Heidelberg bestätigen sich nicht
In Heidelberg meldeten sich neun Patienten mit Symptomen am Uniklinikum . Sie waren entweder in China oder hatten Kontakt mit einem bereits infizierten Menschen. Doch die Tests fielen negativ aus, wie das Klinikum bekanntgab.
Gewöhnliche Coronaviren sind im Regelfall harmlos. Sie verursachen meistens lediglich milde Erkältungszeichen mit Husten und Schnupfen. Doch das neuartige Coronavirus 2019-nCoV gilt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts als besonders gefährlich.
Wissenschaftler arbeiten an Impfstoff
Es ist hochansteckend, verbreitet sich rasch von Mensch zu Mensch, kann schwere Infektionen der unteren Atemwege verursachen und zu Lungenentzündungen führen. Die Symptome sind heftiger, quälender Husten, Schüttelfrost, plötzlich auftretendes hohes Fieber sowie eitriger Schleim.
Für Risikopatienten, die bereits zuvor an anderen Krankheiten litten, kann die Infektion mit dem Virus zum Tod führen. Fieberhaft wird weltweit an der Entwicklung eines Impfstoffs gearbeitet. Wissenschaftler hoffen, dass bis zum Sommer ein Impfstoff zur Verfügung steht.