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Neustart nach Führungskrise

Der neue Intendant am Staatstheater Karlsruhe will „vor allem zuhören“

Ulrich Peters will als Interimsintendant am Staatstheater Karlsruhe nach der Führungskrise zunächst wieder eine vertrauensvolle Atmosphäre ermöglichen. Erste Reaktionen aus dem Haus zeigen verhaltenen Optimismus.

ARCHIV - Der neue Theaterintendant in Münster, Ulrich Peters (Archivfoto vom 07.04.2010), muss in den nächsten Jahren mächtig sparen - sonst droht der Tanzsparte das Aus. Gelinge es nicht, 577 000 Euro jährlich zu sparen, müsse das Tanztheater zur Spielzeit 2014/2015 schließen, sagte ein Sprecher der Stadt Münster am Montag und bestätigte Medienberichte Foto: Sebastian Gabriel dpa/lnw +++ dpa-Bildfunk +++
Für drei Jahre wird Ulrich Peters das Badische Staatstheater Karlsruhe leiten. Foto: Sebastian Gabriel picture alliance / dpa

„Abenteuerlust“ antwortet Ulrich Peters auf die Frage, was ihn dazu motiviert hat, die dreijährige Interimsintendanz am Staatstheater Karlsruhe anzutreten. „Wirklich einen Blumentopf gewinnen kann man als Intendant in einer solchen Konstellation nicht“, räumt der 65-jährige Opernregisseur und erfahrene Theaterleiter im Telefonat mit den BNN ein.

„Wenn es nicht um Karlsruhe gegangen wäre, hätte ich hierfür auch nicht zugesagt. Aber ich hatte im positiven Sinne das Gefühl, mit dieser Stadt noch nicht fertig zu sein.“

Einen Blumentopf gewinnen kann man als Intendant in einer solchen Konstellation nicht.
Ulrich Peters, Interimsintendant am Staatstheater Karlsruhe

Schon von 1997 bis 1999 hatte Peters ein leitendes Amt am Badischen Staatstheater inne, als Oberspielleiter unter dem damaligen Generalintendanten Pavel Fieber. Peters’ 1998 entstandene Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ hatte sich 18 Jahre auf dem Spielplan gehalten. „Ich halte das Staatstheater für ein tolles Haus und habe immer sehr gern hier gearbeitet“, so Peters.

Er übernimmt zum 1. September 2021 das Haus, das durch die Führungskrise um den abzulösenden Generalintendanten Peter Spuhler schwer angeschlagen ist, unter besonderen Vorzeichen: Peters’ Amtszeit ist auf drei Jahre begrenzt und als Übergangsphase angelegt. „Die nächste Saison ist ja bereits vom Haus durchgeplant und in den beiden Spielzeiten danach wird es darum gehen, meiner Nachfolge den Boden zu bereiten“, sagt Peters.

Fokus auf vertrauensvolle Atmosphäre

Er wolle den Fokus darauf legen, am Haus eine vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen, „in der das Team gerne und motiviert arbeitet“. Der Belegschaft vorstellen werde er sich Anfang Juni. Er wolle „intensive Gespräche führen und vor allem zuhören.“

Erste Reaktionen aus dem Haus

Die ersten Reaktionen am Staatstheater auf die Benennung von Peters zeugen von verhaltenem Optimismus. Die Personalratsvorsitzende Barbara Kistner erklärte auf BNN-Anfrage, man gehe davon aus, dass der eingeleitete Zukunftsprozess mit Peters fortgeführt werde.. Peters habe die Bereitschaft erklärt, sich darauf einzulassen. Dies stimme hoffnungsvoll.

„Wir haben auch das Gefühl, dass sich die Findungskommission wirklich bemüht hat, jemanden zu finden, der zum Haus passt und sich um Kooperation bemüht“, sagte Kistner. Dennoch hoffe man für die Zukunft auf noch mehr Transparenz bei der Neubesetzung von Leitungspositionen.

Aus meiner Sicht ist das eine sehr gute Lösung.
Harrie van der Plas, Chorvorstand Staatstheater Karlsruhe

Positiv gestimmt zeigt sich Chorvorstand Harrie van der Plas. Er hat als Sänger bereits mit Peters gearbeitet während dessen Intendanz am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz. „Aus meiner Sicht ist das eine sehr gute Lösung“, so van der Plas gegenüber den BNN. „Ulrich Peters hat viel Erfahrung mit Mehrspartenhäusern. Er fördert die Harmonie in der Zusammenarbeit und man kann gut mit ihm kommunizieren.“

Orchestervorstand Raimund Schmitz erklärt, er hoffe, „dass Peters verbindend ins Haus hinein wirken kann“. Peters bringe die nötige Leitungserfahrung mit. „Positiv ist sicher, dass er offenen Geistes hier ankommen kann, weil er sich nichts mehr beweisen muss“, so Schmitz’ erste Einschätzung.

Diese deckt sich mit der von Operndirektorin Nicole Braunger. Sie sieht in Peters’ Entscheidung ein Zeichen dafür, „dass ihm das Haus am Herzen liegt.“ Denn in künstlerischer Hinsicht biete die Aufgabe einer Interimsintendanz wenig Spielraum.

OB Mentrup sieht „große Sympathie für unsere Stadt“

Über Peters’ Bereitschaft, nach Karlsruhe zu kommen, freut sich auch Oberbürgermeister Frank Mentrup als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates. „Dass er seine langjährige Leitungsexpertise für eine Interimsintendanz in Karlsruhe zur Verfügung stellt, spricht für seine große Sympathie für unsere Stadt und seine Leidenschaft für unser Badisches Staatstheater“, so Mentrup bei der Bekanntgabe von Peters’ Berufung.

Erst ab 2022 zu 100 Prozent in Karlsruhe

Dankbar zeigt sich Mentrup auch für das Entgegenkommen aus Münster, von wo sich Peters nun ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages verabschieden wird. Man habe den Übergang im Sinne eines Interessensausgleichs so organisiert, dass Peters mit seinem Amtsantritt ab 1. September zunächst zu 60 Prozent in Karlsruhe und zu 40 Prozent in Münster tätig sein könne und zum 1. Januar 2022 zu 100 Prozent nach Karlsruhe wechsle, erklärte Mentrup auf BNN-Anfrage.

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