Der querschnittsgelähmte Daniel Sanchez engagiert sich ehrenamtlich beim DRK Ortsverein Hohenwettersbach und Bergwald. Seit acht Jahren sitzt der 37-Jährige im Rollstuhl und hat bereits bei zahlreichen Rettungseinsätzen mitgewirkt. Anfang August hat er seine Prüfung zum Sanitäter mit Erfolg abgelegt.
Von unserem Mitarbeiter Ekart KinkelAm 29. April wurden Bereitschaftsleiter Andreas Trenkle und Ersthelfer Daniel Sanchez vom Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Hohenwettersbach und Bergwald zu einem Notfall in ihren Stadtteil gerufen. Ein Mann war beim Sport zusammengebrochen und konnte dank des beherzten sowie kompetenten Eingreifens der beiden Experten schnell wiederbelebt werden.
„Hätten wir auf das Eintreffen der hauptamtlichen Rettungskräfte gewartet, wäre es vielleicht zu spät gewesen“, sagt Sanchez rückblickend. Für den 37-Jährigen Ersthelfer war die Reanimation ein ganz normaler Einsatz. Denn obwohl Sanchez seit acht Jahren im Rollstuhl sitzt, hat er bereits bei zahlreichen Rettungseinsätzen mitgewirkt und Anfang August auch seine Prüfung zum Sanitäter mit Erfolg abgelegt.
Reanimation aus dem Rollstuhl
„Ich war wohl der erste Rollstuhlfahrer, der das beim DRK in Karlsruhe gemacht hat“, erzählt Sanchez, der für die Reanimation bei der Prüfung noch nicht einmal aus seinem mobilen Hilfsgerät aussteigen musste. Doch für den engagierten Rotkreuzler war die Prüfung ohnehin nur ein Etappe auf seinem weiteren Weg: Im kommenden Jahr will sich Sanchez zum Rettungssanitäter ausbilden lassen.
„Die ehrenamtliche Arbeit bei den Rettungskräften macht einfach sehr viel Spaß. Außerdem kann ich dadurch auch anderen behinderten Leuten Mut machen und mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Sanchez. Gehen kann der Hohenwettersbacher allerdings nicht mehr, denn seit einem schweren Motorradunfall am 7. März 2011 ist er vom Brustbereich abwärts gelähmt. „Das war ein richtig schwerer Schlag“, erinnert sich Sanchez an jenen schicksalhaften Spätwintertag, an dem ihm ein älterer Autofahrer die Vorfahrt nahm und zu Fall brachte.
Ich kann dadurch auch anderen behinderten Leuten Mut machen und mit gutem Beispiel vorangehen.
Doch bereits während der Rehabilitationsmaßnahmen nahm Sanchez sein Leben wieder selbst in die Hand und bestellte ein Spezialauto. Seinen Beruf als Kraftfahrer musste er allerdings an den Nagel hängen, und auch seine Ehe überstand die Belastungen durch die Querschnittslähmung nicht. „Aufgeben kam aber trotzdem nie in Frage“, sagt Sanchez, und bereits kurze Zeit nach dem Unfall habe er sein Leben wieder weitgehend alleine gemeistert.
„Ich kann für mich selber sorgen, einkaufen und fast 95 Prozent aller täglichen Dinge alleine erledigen“, sagt der Vater einer Tochter. Am mühseligsten sei fast noch die berufliche Neuorientierung gewesen, aber trotz einiger bürokratischer Hürden und einem langen Schriftverkehr mit der Rentenversicherung habe er vor zwei Jahren ein Informatik-Studium an der Hochschule Karlsruhe-Technik und Wirtschaft begonnen.
Die ehrenamtliche Arbeit beim DRK bezeichnet Sanchez als ideale Ergänzung zu Studium und Alltag. Aber nur in der Schreibstube sitzen und sich um den Internetauftritt des Ortsvereins kümmern, reicht dem ehemaligen Zeitsoldaten nicht aus.
Ehrenamtliche Arbeit ist ideale Ergänzung zu Studium und Alltag
„Ich wollte raus und den Leuten helfen“, betont Sanchez. An die teilweise ungläubigen Blicke von Unfallopfern und Angehörigen bei den regelmäßigen Rettungseinsätzen hat sich der Rolli-Fahrer mittlerweile gewöhnt. „Und eigentlich gibt es am Ende von den meisten Leuten nur positive Reaktionen“, sagt Sanchez.
Bei den haupt- und ehrenamtlichen Rettungsdiensten gibt es ebenfalls keine Vorbehalte gegen den querschnittsgelähmten Kollegen. „Auch bei einem Großeinsatz gibt es immer sehr viel zu tun“, weiß Sanchez. Und sobald genügend Einsatzkräfte für die Versorgung von Notfallopfern vor Ort seien, kümmere er sich um die Dokumentation eines Einsatzes oder spreche mit den Angehörigen.
Wo liegen bei einem Einsatz eigentlich seine Grenzen? „Wenn es einen Notfall in einem mehrgeschossigen Haus ohne Aufzug gibt, habe ich ein Problem“, sagt Sanchez. „Denn in den dritten Stock robben kann ich leider nicht“.