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Bäume in der Kaiserstraße

Der Streit um die Platanen in Karlsruher Innenstadt geht in die nächste Runde

Das Treffen zwischen dem Oberbürgermeister und den Platanenschützern ist gescheitert. Nun soll es weitere Proteste geben.

Protestaktion der Initiative „Karlsruher Platanen bleiben“ in der Fußgängerzone
Die Forderungen der Aktivisten sind klar und deutlich auf Transparenten niedergeschrieben – sie wollen die Platanen erhalten, für ein modernes Stadtbild und ein besseres Stadtklima, wie sie es sichtbar auf diesem Archivbild formulieren. Foto: Jörg Donecker

In der entscheidenden Frage um den Erhalt der Platanen in der Fußgängerzone haben beiden Seiten keine Einigung erzielen können. Das bestätigt Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und der Sprecher der Initiative „Karlsruher Platanen bleiben“, Ingo Blechschmidt, gegenüber der Redaktion. Auch Vertreter des Karlsruher Klimabündnisses waren an dem Gespräch beteiligt.

Blechschmidt kündigt nach dem gut 90-minütigen Gespräch weitere Protestaktionen an, wie sie schon im August stattgefunden hatten. Auch will man nun die Unterschriftensammlung für ein mögliches Bürgerbegehren vorantreiben, so der Sprecher von „Karlsruher Platanen bleiben“.

Nach Erklärung des OB seien in einem guten und konstruktiven Gespräch die Standpunkte ausgetauscht worden. Man sei sich bewusst, dass Kräfte zu bündeln seien, um den klimagerechten Umbau der Stadt voranzubringen, auch unter Beteiligungen der Karlsruher Bürger selber.

Karlsruher Oberbürgermeister widerspricht Kritik

Das Schicksal der Platanen in der Karlsruher Fußgängerzone beschäftigt die Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung in der Stadt seit vielen Monaten. Sie seien gefährdet durch den Ersatz alter Leitungen, die schon mehrere Jahrzehnte im Untergrund liegen. Die Neuverlegung hätte Eingriffe in das Wurzelwerk zur Folge, die die Bäume schwächen würden.

So sehr, dass ihre Standsicherheit nicht mehr garantiert werden könne. Die Bäume stünden außerdem zu nahe an den Fassaden der flankierenden Gebäude. Daher neigten sie sich mit ihren Kronen auch in Richtung Straßenmitte. Diesen Standpunkt hat die Stadt im Gespräch am Dienstag mit der Initiative noch einmal bekräftigt.

Der von der Initiative häufig ins Feld geführte Kritik, die Stadt habe bei der Planung der neuen Leitungen nach einem veralteten Regelwerk des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) gearbeitet, widerspricht der Oberbürgermeister im Gespräch: „Alle aktuellen Richtlinien sind einbezogen worden, auch jene der DVGW.“

Wie sehr das Wurzelwerk im Untergrund durch die Neuverlegung von Leitungen gestört werden würde, ist Gegenstand einer aktuellen Untersuchung der Stadt. „Dazu sollen Ende September oder Anfang Oktober die Ergebnisse vorliegen“, erklärt Mentrup. Der Gemeinderat habe dann die Möglichkeit, noch einmal politisch auf die präsentierten Schlussfolgerungen zu reagieren.

Ein weiterer Grund, die Bäume zu fällen: Die Schattenspender seien von einem Pilz befallen. Sie litten unter der sogenannten Massaria-Krankheit. Die Gewächse hätten bereits Schwäche gezeigt, als es im Mai 2022 Berichten der Stadt zufolge zu Astabbrüchen gekommen sei.

Karlsruher Öffentlichkeit diskutiert die Platanenfrage emotional

Etwas anderes spreche noch gegen den Erhalt der Platanen: Die Ansätze der Wurzeln seien so hoch, dass bei Verlegung des neuen Belags kein ausreichendes Oberflächengefälle herzustellen sei. Bei Starkregen sei somit zu erwarten, dass das Wasser in Richtung der Ladeneingänge fließe, nicht in die Gullys.

Das öffentliche Echo auf die angekündigte Fällung der Bäume war groß, auch in der Redaktion gingen zahlreiche Schreiben von Lesern ein, die sich emotional und mit Sachargumenten für den Erhalt der Platanen einsetzten. Auch das Klimabündnis Karlsruhe machte sich für den Erhalt der Platanen stark. Mit den zunehmenden Temperaturen im Sommer sei es wichtiger denn je für das Stadtklima, die Bäume zu erhalten.

Ende November präsentierte das Klimabündnis Karlsruhe ein Gutachten, nachdem die Platanen erhalten werden könnten. Erstellt wurde die Untersuchung von Jürgen Scherle, der selber schon gegen die geplante Fällung auf die Straße ging. Im Dezember 2022 nahmen im Karlsruher Hauptausschuss vom Regierungspräsidium bestellte Experten Stellung.

Zum Erhalt der Platanen äußerten sie sich zum Teil kritisch. Die Arbeiten würden das Wurzelwerk der Bäume voraussichtlich stark beschädigen. Jedoch sei auch klar, dass die zur Pflanzung vorgesehenen Zürgelbäume weniger Schatten werfen würden als die noch stehenden Platanen.

Baumstumpf, Kerzen
Als im Januar zwei Bäume gefällt worden waren, waren die Reaktionen emotional. Passanten hatten Trauerkerzen aufgestellt, wie auf der Archivaufnahme zu sehen ist. Foto: Tanja Schmith

Am 20. Dezember 2022 fiel dann die Entscheidung: Mit einer Mehrheit von neun zu 35 Stimmen votierte der Gemeinderat recht eindeutig für die vorgestellten Neuplanungen und gegen den Erhalt der Platanen. Die ersten beiden Platanen wurden dann unmittelbar östlich des Marktplatzes gefällt, noch im Januar 2023.

Mit dem Erklettern und der Besetzung von vier Platanen an der Ritterstraße Mitte August durch eine neu gegründete Bürgerinitiative nahm die Diskussion wieder Fahrt auf. Einen Teilerfolg konnte die Gruppierung „Karlsruher Platanen bleiben“ mit dem Gesprächstermin bei Oberbürgermeister Frank Mentrup erzielen.

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