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Baiersbronn

Der Tag nach dem Brand in der "Schwarzwaldstube" – Konkurrenten helfen der "Traube Tonbach"

Die Inhaber des Hotels "Traube Tonbach" und der zerstörten "Schwarzwaldstube" geben sich gefasst und erhalten Hilfe von der Konkurrenz: BNN-Redakteur Georg Keller war am Tag nach dem Brand in Baiersbronn. Mit Gästen und Anwohnern hat er über die Verbundenheit mit dem Drei-Sterne-Restaurant gesprochen.

Die Ruine der "Schwarzwaldstube" ist einsturzgefährdet.
Die Ruine der "Schwarzwaldstube" ist einsturzgefährdet. Foto: Keller

Am Tag eins nach dem Brand läuft rund um das Hotel „Traube Tonbach“ in Baiersbronn alles erstaunlich geordnet ab : Die Abteilung Tonbach der Freiwilligen Feuerwehr stellt eine Brandwache, Mitarbeiter sind mit Absperrungen um das im Jahr 1789 errichtete Stammhaus mit dem Drei-Sterne-Restaurant „Schwarzwaldstube“ beschäftigt. Der Betrieb in dem Fünf-Sterne-Hotel läuft dagegen normal weiter.

„Ich bin jemand, der kämpfen kann“, betont ein äußerlich gefasster Hotelier Heiner Finkbeiner. „Es ist traurig, wenn man hier geboren ist, das geht schon ans Gemüt“. Die über 230 Jahre währende Gastronomietradition der Familie werde fortgeführt. „Der Neuaufbau ist sicher, so zügig wie möglich“.



Heiner Finkbeiner über den Wiederaufbau der „Schwarzwaldstube“: „Es wird ein ganz neues Haus sein“

Mit den Söhnen Mathias und Sebastian steht die nächste Generation parat, um das Lebenswerk von Renate und Heiner Finkbeiner fortzuführen.

Die Ruine in Baiersbronn ist abgesperrt.
Die Ruine in Baiersbronn ist abgesperrt. Foto: Keller

Konkurrenten helfen Gästen und Verantwortlichen der „Traube Tonbach”

Dankbar ist Heiner Finkbeiner für den tatkräftigen Einsatz der Baiersbronner Feuerwehr, die mit 150 Mann im Einsatz war. „Auch die Kollegen haben uns sofort Hilfe angeboten“.

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Noch in der Nacht kümmerten sich Hermann Bareiss vom gleichnamigen Hotel in Mitteltal und Jörg Möhrle vom benachbarten Hotel „Tanne“ um die Versorgung der Einsatzkräfte mit Kaffee, Tee und belegten Brötchen, zum Aufwärmen gab es einen „Gaisburger Marsch“.

Unser erster Gedanke war die Sicherheit der Gäste
Jörg Möhrle

„Unser erster Gedanke war die Sicherheit der Gäste“, erinnert sich Möhrle. „Wir haben keine Konkurrenz, sondern ein sehr gutes Miteinander“, beschreibt er das Verhältnis der Gastronomen. Bedauerlich für Baiersbronn sei, dass die „Schwarzwaldstube“ einige Zeit wegfalle, da das mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant mit Küchenchef Torsten Michel viel Strahlkraft nach außen besitze.

„Mit der bewährten Mannschaft wird sie schnell wieder an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen können“, glaubt Möhrle, der auch 2. Vorsitzender der Dehoga Freudenstadt ist.

Feuerwehr kennt das Hotel gut

Vor dem Gebäude steht eine Gruppe Feuerwehrmänner zusammen. „Das war immer mein Albtraum, solange ich noch Kommandant war“, erzählt Rolf Finkbeiner, mittlerweile Ehrenabteilungkommandant der Tonbacher Wehr. Regelmäßig werden Übungen und Begehungen in dem weiträumigen Hotelbau durchgeführt. „Ortskenntnis ist das A und O.“ Wohnhaft auf der gegenüberliegenden Talseite saßen Rolf Finkbeiner und Ehefrau Hannelore bei dem Brand „in der ersten Reihe“.

Keine Katastrophen-Touristen in Baiersbronn

Apropos: Katastrophen-Touristen fanden sich am Montag keine ein. Lediglich einige Hausgäste nutzten das sonnige Wetter für einen Spaziergang und machten mit dem Smartphone Bilder von der völlig verkohlten Eingangstür. „Wir haben viele schöne Erinnerungen an die Schwarzwaldstube und die Köhlerstube“, betont Dagmar Arnold aus Titisee-Neustadt. „Das ist einfach nur schrecklich, was passiert ist, da hängt Herzblut dran.“

Ehemann Hans-Jürgen Arnold ergänzt: „Wir kommen seit über 20 Jahren hierher.“ Damals standen viele Gebäude noch nicht, deutet er auf die neu errichteten Bereiche.

Anwohner drücken Verbundenheit aus

Zusammen mit Töchterchen Celine ist René Rossow aus dem Baiersbronner Ortsteil Obertal vorbeigekommen, um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. „Ich habe sieben Jahre in dem Haus geschafft“, denkt er gerne an die Zeit in der „Traube Tonbach“ zurück. Die Nachricht vom Brand bezeichnet er als „Hiobsbotschaft“, die Verbundenheit zum Haus sei nach wie vor vorhanden. Wie zur Bestätigung kommt ein früherer Portierkollege zum Händeschütteln vorbei. Er hatte in der Brandnacht frei.

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