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Mit 91 Jahren

Star-Designer Luigi Colani ist in Karlsruhe gestorben

Am Star-Designer Luigi Colani schieden sich lange die Geister. In den letzten Jahren war es still um den streitbaren Künstler geworden. Jetzt ist er in Karlsruhe gestorben – wo er sogar einmal einen Entwurf für ein neues Wildparkstadion geliefert hatte.

Luigi Colani
Der Designer Luigi Colani starb im Alter von 91 Jahren in Karlsruhe. Foto: Uli Deck

Colanis Markenzeichen war der runde Schwung, die organische Form. Der Universaldesigner entwarf unter anderem Autos und Rennwagen, aber auch Möbel, Geschirr, Brillen, Kameras, Fernseher und Kleidung. "Meine Welt ist rund", sagte er vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr in Karlsruhe, wo er sich zur Ruhe setzte.

Er galt als sehr streitbar. „Mit dieser Art des Auftretens hat er sich sehr geschadet und viele Feinde gemacht“, sagte Peter Weibel, Leiter des Karlsruher ZKM , vor einigen Jahren zu Colanis 85. Geburtstag.

Colani wurde am 2. August 1928 in Berlin geboren. Nach der Schule studierte er an der Berliner Kunstakademie. Später in Paris beschäftigte er sich an der Universität Sorbonne mit Aerodynamik. Im Laufe seines Lebens arbeitete er außer in Deutschland, Italien, Mexiko, den USA oder Russland auch in Japan oder China.

Seit 2002 lebte Colani auch in Neureut, wegen der Nähe zum Mercedes-Werk in Wörth. Dort betrieb er auch sein Entwicklungsstudio "Colani Design Germany". Nebenher lebte er weiter auch in Mailand oder in China und Japan, wo er seit Jahrzehnten Kultstatus hat.

Colanis bekannteste Entwürfe: Die Canon T90 und Fahrzeuge mit wellenförmigem Design

Colani feierte riesige Erfolge etwa mit der legendären Canon T90, die das Design der Marke entscheidend prägte. Er verdiente in den 70er und 80er Jahren viel Geld und er war einer der ersten Designer, der seine Produkte unter seinem Namen vermarktete mit dem so unverwechselbar wellenförmig geschwungenen Schriftzug "Colani".

Für namhafte Möbelhersteller entwarf er Stühle und Tische. Viele seiner eigenen Entwürfe blieben als Skizze in der Schublade, wurden nie mehr als ein Prototyp. Insgesamt beziffert er seine zu Papier gebrachten Ideen auf rund 4000.

Entwurf für Wildparkstadion, Ausstellung in der Nancyhalle

2001 liefert Colani einen spektakulären Entwurf für das Karlsruher Wildparkstadion . Der Entwurf fand bundesweit Beachtung. Auch wenn er sich wenig für Fußball interessierte, wie er damals in einem Interview mit der Welt sagte. Doch die Nachbarin des damaligen KSC-Präsidenten Detlef Dietrich war mit Colani befreundet.

So sah der Entwurf von Luigi Colani für den Neubau des Karlsruher Wildparkstadions aus.
So sah der Entwurf von Luigi Colani für den Neubau des Karlsruher Wildparkstadions aus. Foto: GES

Colani verkündete damals, er werde Designberater des Karslruher SC: "Ich nehme das ganze Designumfeld des KSC fest in die Hand. An den Logos sind wir schon dran." Auch weitere Gebäude auf dem Wildparkgelände, behauptet er, würden unter seiner Regie entstehen. Das alles scheiterte. Wohl auch an den finanziellen Möglichkeiten von Stadt und Karlsruher SC.

Gespräch mit dem Designer im Jahr 2000: KSC-Sportdirektor Guido Buchwald (von links nach rechts), KSC-Präsident Detlef Dietrich, Luigi Colani, seine Managerin und heutige Lebensgefährtin Yazhen Zhao und KSC-Vizepräsident Werner Merkel.
Gespräch mit dem Designer im Jahr 2000: KSC-Sportdirektor Guido Buchwald (von links nach rechts), KSC-Präsident Detlef Dietrich, Luigi Colani, seine Managerin und heutige Lebensgefährtin Yazhen Zhao und KSC-Vizepräsident Werner Merkel. Foto: GES

Von Mai 2004 bis September 2005 gab es in der Nancyhalle am Karlsruher Festplatz eine Schau der wichtigsten Colani-Werke aus mehreren Jahrzehnten – unter dem Titel "Colani – Das Lebenswerk". Zu sehen waren Colani Entwürfe für alles vom Teppich bis zum Champagner-Glas. Allein 2004 besuchten mehr als 60.000 Menschen die Ausstellung. 2007 eröffnete die Schau erneut für einige Monate.

Luigi Colani führt in seinem damaligen Schloss Harkotten ein von ihm gestaltetes Weinglas vor, das statt Stiel eine Vertiefung im Boden hat.
Luigi Colani führt in seinem damaligen Schloss Harkotten ein von ihm gestaltetes Weinglas vor, das statt Stiel eine Vertiefung im Boden hat. Foto: Horst Ossinger/dpa

Zusätzlich gründete sich 2005 in Karlsruhe eine Initiative mit dem Ziel, das Lebenswerk Luigi Colanis dauerhaft in einem Colani-Museum in Karlsruhe zu präsentieren. Den Förderverein gibt es immer noch. Das Museum bisher nicht.

Colani wollte 100 Jahre alt werden

Zuletzt war er leiser geworden. Mit deftigen Worten zog er bis dahin über die in seinen Augen ewiggestrige Designzunft her, beschimpfte die Industrie als ultrakonservativ, verließ sogar Deutschland empört in Richtung China. Zu seinem 90. Geburtstag schließlich wirkte er still und zerbrechlich. Seine Wohnung in Karlsruhe behielt er. Deutschland war für ihn «Heimat». Trotz allem.

Zu seinem 90. Geburtstag hatte er in einem Karlsruher Hotel ein Interview gegeben. Über den Tod wollte er dabei nicht sprechen. „Ich entstamme einer Familie von Hundertjährigen“, sagt er nur knapp. „Warum sollte man sich mit dem Sterben beschäftigen, wenn das Leben so viele Fragen stellt, die noch unbeantwortet sind?“

dpa/BNN/das
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