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Sozial-ökologischer Wandel

Diakonie Baden: Energiewende sollte nicht vom Geldbeutel abhängen

Die Diakonie Baden befürchtet, dass zu viele Menschen durch den sozial-ökologischen Wandel und die Digitalisierung abgehängt werden könnten. Sie fordert von der Regierung mehr Gerechtigkeit bei der Energiewende

PRODUKTION - 19.01.2022, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Blick auf das "Haus der Diakonie". Am 24. Januar findet die Online-Jahres-Pressekonferenz des Diakonischen Werks Baden statt. Foto: Uli Deck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ruf nach Gerechtigkeit: Die Diakonie Baden, hier der Hauptsitz in Karlsruhe, befürchtet durch die Energiewende eine sich weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich Foto: Uli Deck/dpa

Die Diakonie Baden befürchtet, dass immer mehr Menschen beim sozial-ökologischen Wandel und der Digitalisierung abgehängt werden. Auf der virtuellen Jahrespressekonferenz in Karlsruhe hat der Verein mehr soziale Gerechtigkeit bei der Energiewende gefordert. „Ressourcenschonendes Leben, Arbeiten und Lernen sollte nicht vom Geldbeutel abhängen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Urs Keller. „Ein sozial-ökologischer Wandel gelingt nur, wenn wir alle mitnehmen.“

Auch wenn der Klimaschutz nicht verhandelbar sei, müsse Klimapolitik immer unter der Maßgabe stehen, sozial gerecht sein zu wollen. „Steigende Preise stellen die Existenz vieler Menschen in Frage“, sagt Keller. Besonders benachteiligte Menschen treffe der sozial-ökologische Wandel stark. Dadurch könne sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen.

Durch die anhaltende Inflation und die steigenden Heizkosten warnt die Diakonie Baden außerdem vor einem erhöhten Armutsrisiko. Strom und Wärme müssten nicht nur erneuerbar werden, sondern auch bezahlbar bleiben, heißt es. Auch hier seien besonders die finanziell schwächeren und Hartz-IV Empfänger betroffen, sagt Beatrix Vogt-Wuchter, Vorsitzende der sozialen Einrichtungen der Diakonie Baden.

Geplanter Heizkostenzuschuss zu niedrig

Aufgrund der gestiegenen Strompreise drohen erneut Stromsperren. 2021 sei bei rund 200.000 Menschen in Deutschland Strom und Warmwasser wegen Zahlungsverzug abgedreht worden, berichtet die Organisation. Zwar sei der geplante Heizkostenzuschuss von 135 Euro für Alleinstehende und 175 Euro für einen zwei-Personen-Haushalt ein guter Anfang, dennoch reiche der Betrag nicht für die anstehenden Kosten aus und schließe außerdem Menschen mit Grundsicherung aus. Eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes sei daher notwendig.

Eine weitere Gefahr sieht die Diakonie beim Thema E-Mobilität. Nicht jeder könne sich E-Autos leisten. Für sie müsse eine verkehrstechnische Alternative her. Ein klarer Schritt in die richtige Richtung sei hierbei das ab September 2022 geplante 356-Euro-Ticket für Jugendliche und junge Menschen in Baden-Württemberg. Aber man müsse auch die ältere Bevölkerung beachten und hier ebenfalls günstige Alternativangebote schaffen. Das gelte besonders für Menschen vom Land.

Digitalisierung darf Menschen nicht abhängen

Ebenfalls fordert die Diakonie einen Ausbau der digitalen Grundstrukturen. Zwar habe die Pandemie die Digitalisierung beschleunigt, aber sie habe auch viele Lücken aufgezeigt, die nun dringend behoben werden müssten.

Die Digitalisierung werde vor allem im urbanen Gebiet ausgebaut. Auf dem Land gebe es hingegen teilweise nicht einmal einen Internetzugang. Einrichtungen oder Haushalte ohne eine digitale Grundausstattung würden abgehängt, wie sich beispielsweise beim Home Schooling zeige.

Zudem brauche es mehr niedrigschwellige Angebote und Schulungen, um älteren und bildungsferneren Menschen zum Umgang mit digitalen Medien näher zu bringen. Nur so könne man alle Menschen in die digitale Welt integrieren.

Diakonie Baden will Lebensqualität für alle verbessern

Wie wichtig dies sei, zeige sich beim digitalen Impfpass. „Besonders ältere Menschen bräuchten hier eine aktive Unterstützung im Umgang mit moderner Technik, am besten vor Ort“, sagt Fabienne Gentner, Seniorenbeauftragte der Kirchengemeinde Vorderes und Oberes Kleines Wiesental (Kreis Karlsruhe).

Viele seien durch fehlendes Wissen oder durch nichtexistierende Netzanbindungen sozial abgeschnitten. Daher fordert die Diakonie ein flächendeckendes öffentliches und kostenfreie WLAN in Baden-Württemberg sowie Bildungsprogramme zum Erwerb grundlegender digitaler Kompetenzen.

„Wir möchten alle mitnehmen,“ sagt André Peters, der im Diakonie-Vorstand für Wirtschaft und Finanzen zuständig ist. Die Diakonie wolle alle unterstützen, um mit entsprechender Technik eine bessere Lebensqualität zu erreichen.

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