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Caterina Schiestel gewinnt Bundeswettbewerb

Beste Holzblasinstrument-Bauerin in Deutschland kommt aus Karlsruhe – und gibt Einblicke in ihre Arbeit

Caterina Schiestel lebt und arbeitet in Karlsruhe. Außerdem hat sie kürzlich den Bundeswettbewerb der Holzinstrumente-Bauer gewonnen. Egal ob Flöte, Klarinette oder Fagott: Die 24-Jährige weiß, wie der Marsch geblasen wird.

Geschickte Finger, nicht nur fürs Musizieren: Caterina Schiestel genießt es, am Ende eines Arbeitstages ein Ergebnis in Händen zu halten. Die Begeisterung fürs Handwerk hat sie von ihrem Vater.
Geschickte Finger, nicht nur fürs Musizieren: Caterina Schiestel genießt es, am Ende eines Arbeitstages ein Ergebnis in Händen zu halten. Die Begeisterung fürs Handwerk hat sie von ihrem Vater. Foto: Jörg Donecker

Lange hat sie überlegt, ob ein Musikstudium der optimale Weg in ihre Zukunft sein könnte. Immerhin hat Caterina Schiestel nicht nur musikalische Früherziehung genossen, sondern ab dem achten Lebensjahr auch Querflötenunterricht gehabt.

Es folgten Schulorchester, Orchester-Projekte, Musikvereine und vieles andere. Trotz des ausgewiesenen musikalischen Talents hat sich die junge Frau schlussendlich für ein Handwerk entschieden und eine Ausbildung zur Holzblasinstrumentenmacherin absolviert. Nun wurde sie im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks zur Bundessiegerin gekürt.

„Ja“, antwortet sie auf die Frage, ob sie darauf stolz ist, und strahlt. „Meine Begeisterung fürs Handwerk habe ich meinem Vater zu verdanken und mein anhaltendes musikalisches Interesse und meine Leidenschaft für die Querflöte meiner Mutter“, erklärt die 24-Jährige.

Mit ihrem Vater, einem Metallbaumeister, habe sie viele Projekte realisiert, beispielsweise ein Baumhaus gebaut. Von ihrer Mutter habe sie nicht nur das italienische Temperament geerbt, sondern auch die Freude am Musizieren.

Das Handwerk passt in mein Leben.
Caterina Schiestel, Auszubildende

Die junge Frau mit den langen braunen Haaren ist in Neunkirchen im Saarland geboren. Dort schloss sie das Gymnasium mit dem Abitur ab und studierte zunächst vier Semester Musikwissenschaft. In dieser Zeit, so berichtet sie, habe sie einen Ausbildungsplatz gesucht. „Das Handwerk passt besser in mein Leben.“ Man könne am Ende des Tages ein Ergebnis sehen. Den Lebensstil einer Orchestermusikerin mit Zeitverträgen und Stress habe sie sich immer weniger vorstellen können.

Die zündende Idee für eine Ausbildung im Handwerk kam ihr bereits während eines Praktikums in der zehnten Klasse in einem Instrumentenbau- und Reparaturbetrieb in Saarbrücken. Nach dem Abi ging es dann doch erst mal an die Uni.

Das Herz schlägt für die praktische Arbeit

Zwischenzeitlich schrieb die 24-Jährige Bewerbungen an viele Firmen, reiste zu Vorstellungsgesprächen und entschied sich schließlich für die Firma von Johanna Kronthaler in Karlsruhe, einer Meisterwerkstätte für Klarinettenbau. „Danach habe ich mein Studium erfolgreich abgebrochen und die Ausbildung begonnen“, witzelt sie lachend.

Heute ist es unter anderem die Aufgabe der Gesellin und Bundessiegerin im Holzblasinstrumentenmacher-Handwerk, sich um den Klappenbau bei der Herstellung von Klarinetten zu kümmern. Sie erläutert: Klappen dienen bei Holzblasinstrumenten dazu, Tonlöcher zu erreichen, die aufgrund der Größe oder Bauart der normalen Handhaltung nicht zugänglich sind oder die zum Verschließen mit der Fingerkuppe zu groß sind.

Die Ausbildung zur Holzinstrumentbauerin dauert drei Jahre

„Unsere Instrumente sind auf den jeweiligen Musiker zugeschnitten“, unterstreicht Caterina Schiestel. „Jeder spielt anders.“ Die Ausbildung zur Holzinstrumentbauerin dauert drei Jahre. „Ich habe nicht verkürzt“, so die Wahlkarlsruherin, die hier zusammen mit ihrem Freund lebt.

Den Blockunterricht besuchte sie in der Oskar-Walker-Schule in Ludwigsburg. „Das war sehr interessant“, resümiert sie. Von den anderen Ausbildungsberufen wie Klavier- und Cembalobauer oder Orgel- und Harmoniumbauer habe sie viel mitgekriegt. Über die Schule ist die junge Frau des Lobes voll. Auch ihrem Klassenlehrer Tilmann Düring, ihrem Flötenlehrer Christian Ruhnke und Thomas Doll, dem Dirigenten des Schulorchesters in Neunkirchen, habe sie viel zu verdanken. Alle hätten sie musikalisch gefördert und gefordert.

Und wie lautete die Aufgabe beim Bundesentscheid? „Eine Fagottklappe bauen, polstern und dicht machen.“ Es sei nicht ganz einfach gewesen, sagt Schiestel. Die vorgegebenen fünf Stunden habe sie gebraucht. Die Freude über den Siegertitel des Bundeswettbewerbs ist deshalb groß.

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