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Neues aus dem Elternleben

Die Eltern-Paparazzi

Stolz wie Oskar sind frisch gebackene Eltern auf ihren Nachwuchs. Zu Recht! Deswegen werden die lieben Kleinen bei jeder möglichen Tätigkeit oder Untätigkeit abgelichtet. Und Stolz will geteilt werden. Seit es soziale Netzwerke gibt, übertreiben jedoch einige mit den Einblicken ins Privatleben.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Wenn ein Baby geboren wird, bringt es Geschenke für seine Eltern mit: Konkret handelt es sich dabei um zwei rosarote Brillen. Die frisch gebackenen Mamas und Papas setzen sich diese Brillen auf und sehen ihren Nachwuchs fortan für immer mit einem vorteilhaften Schein umgeben. Ob es das erste Greifen, Krabbeln oder Laufen ist, die ersten Worte oder die ersten Zahlen, die ersten Basteleien oder Orchesterauftritte, die Medaillen, Pokale oder die Schulerfolge – wenn es um die eigenen Kinder geht, ist man von jedem Meilenstein völlig hingerissen.

Seit es Kameras gibt, werden Kinder deshalb gerne bei jeder Gelegenheit und in jeder Pose abgelichtet. Ob auf dem Spielplatz, beim Spielen daheim oder hübsch gekleidet beim Familienfest: Wie professionelle Paparazzi verfolgen Eltern (die Autorin eingeschlossen) ihre Kinder – immer auf der Jagd nach dem nächsten Motiv. Doch was nützt Stolz, wenn man ihn nicht präsentieren kann? Früher wurde das mit analogen Fotos gemacht, die, aufgefordert oder unaufgefordert, stolz im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis herumgezeigt wurden. Mit dem Aufkommen sozialer Netzwerke haben einige Erziehungsberechtigte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ihre lieben Kleinen der Welt zu präsentieren.

Dabei gibt es Abstufungen: Während die einen nur zur Geburt ein Bild veröffentlichen und auch danach spärlich damit sind, dokumentieren Andere jeden Schritt des Elternseins mit Wort und Bild(ern): Vom positiven Schwangerschaftstest über das erste Bad bis zu Arztterminen, Windelexplosionen, Töpfchentraining und anderen Intimsituationen, die für wichtig genug befunden werden, sie öffentlich zu teilen. Auf die Spitze treiben es diejenigen (dankenswerterweise nur wenigen), die die Privatsphäre ihrer Kinder vollends mit der eigenen verwechseln und eine eigene Facebook-Seite für das drei Wochen alte Baby einrichten, um einfach dort wild Bilder zu posten.

Vor einigen Wochen geisterte die Meldung durch die Medien, dass eine 18-jährige Österreicherin ihre Eltern verklagt, da diese auf Facebook Hunderte Baby- und Kinderfotos von ihr veröffentlicht hatten. Inzwischen ist nicht mehr klar, ob die Nachricht stimmt. Doch ob wahr oder nicht wahr: Wundern würde das keinen.

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