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Saisonauftakt der DTL-Bundesliga

Die Kunstturn-Region Karlsruhe feiert ihr 30-Jähriges mit einem Bundesliga-Heimevent

An diesem Samstag startet die Bundesliga der Kunstturnerinnen in die neue Saison. Der Auftakt ist in Karlsruhe. Mit dem Heimevent feiert die Kunstturn Region auch ihr 30-Jähriges. Wobei die eigentlichen Geburtsjahre erst später waren.

GES/Annegret Hilse// Team SG Karlsruhe - Soellingen mit Annikka URVIKKO, Katja ROLL, Trainerin Tatjana BACHMAYER, Simone MEINZER, Desiree BAUMERT, Maike ROLL, Trainer aus Finnland
Das Team TG Karlsruhe-Soellingen belegte den Zweiten Platz
Turnen 1.Bundesliga Frauen im Sportzentrum Eggenstein , 13.06.2009
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Eine runde Sache: Das Bundesliga-Team der KR Karlsruhe/TG Söllingen mit Annikka Urvikko, Katja Roll, Trainerin Tatjana Bachmayer, Simone Meinzer, Desiree Baumert und Maike Roll (von links) vor dem Liga-Heimwettkampf im Juni 2009 in Eggenstein. Foto: Annegret Hilse/GES

Es hat schnell gehen müssen, damals vor 30 Jahren. Und vielleicht war das einer der Gründe, warum sich die „Kunstturngemeinschaft Region Karlsruhe“ erst mit einigen Jahren Verzögerung von einer eher erzwungenen Zweck- in eine gelebte wie zielstrebige Gemeinschaft wandelte.

Von diesem Moment an nämlich, „da ging es schlagartig in der Entwicklung“, sagt Tatjana Bachmayer. Die 48-Jährige prägt seit 2004 die sportlichen Geschicke im Rudi-Seiter-Zentrum in der Waldstadt, das sich längst als eine der erstklassigen Adressen im deutschen Turnen etabliert hat.

Und das nicht nur, weil der Club zum festen Stamm in der Deutschen Turn-Liga (DTL) gehört, die an diesem Samstag (16 Uhr) mit dem Wettkampf in der Karlsruher Lina-Radke-Halle in ihre neue Bundesliga-Saison startet.

Die eigentlichen Geburtsjahre waren die Nullerjahre

In diesem Rahmen feiert die zwischenzeitlich in „Kunstturn Region Karlsruhe“ umbenannte KRK auch ihr 30-jähriges Bestehen. Wobei nur die chronistisch korrekte Geburtsstunde vom 9. Dezember 1992 in der Gaststätte der TG Eggenstein datiert – seine eigentlichen Geburtsjahre erlebte das Konstrukt in den Nullerjahren.

Die Anfangsjahre waren ein ständiger Kampf ums Überleben.
Joachim Erndwein, KRK-Mitbegründer

„Die Anfangsjahre waren ein ständiger Kampf ums Überleben“, erinnert sich Mitgründer Joachim Erndwein an einen langen, steinigen Weg, der oftmals nur auf dem Papier gemeinsam beschritten wurde. „Jeder Trainer war es gewohnt, selbst das Heft bei seinem Verein in der Hand zu halten“, sagt Erndwein.

Gründung war eine Art Schnellschuss

„Es war eine Zweckgemeinschaft, in der jeder weiter versucht hat, seine eigenen Interessen zu verfolgen“, urteilt Alex Bachmayer, Ehemann von Tatjana und seit mehr als 15 Jahren Vorsitzender der KRK, deren Gründung einst eine Art Schnellschuss war.

Entscheidender Faktor war vor 30 Jahren die Tatsache, dass die Stadt am Ende des Jahres noch Geld übrig hatte, „salopp gesagt“, wie Erndwein bemerkt. Es ging um Fördermittel für einen Satz olympischer Geräte, verbunden allerdings mit dem Hinweis, dass das Geld nur fließe, wenn sich die Clubs auch zusammentun.

Bis heute ist das eine wichtige Fördermaxime der Stadt. „Man musste sich also beeilen“, blickt der frühere KRK-Vorsitzende und ehemalige Sportkreis-Vorstand Erndwein zurück.

Bau der Halle gibt einen Schub

Die neu geschaffene Gemeinschaft kämpfte jedoch fortan nicht zuletzt mit Geldproblemen. 1993 scheiterte einem Sitzungsprotokoll zufolge sogar der Kauf eines PC für die Vereinsverwaltung. Auch fehlte es an einer gemeinsamen (Hallen)-Heimat. Kein Wunder also markiert insbesondere die Eröffnung der Rudi-Seiter-Halle den Wendepunkt in der bisherigen KRK-Geschichte. „Mit dem Bau der Halle hat die Sache richtig an Dynamik gewonnen“, meint Alex Bachmayer.

Schon 2005 waren die Kompetenzen neu geordnet worden, außer Alex Bachmayer (Sport) führten Frank Lautenschläger (Verwaltung) und Werner Meinzer (Finanzen) als Vorstands-Trio den Club, der damals verschuldet war und seit Jahren nun schon auf einem stabilen Fundament steht. Auch deshalb, weil der sportliche Erfolg kam. „Davon sind wir abhängig“, sagt Alex Bachmayer mit Blick auf Fördermittel.

Roll-Schwestern waren erste Kader-Athletinnen

In den Schwestern Maike und Katja Roll hatte die KRK 2006 erstmals zwei Athletinnen im Bundeskader – 2016 bei den Olympischen Spielen stand Pauline Tratz als Ersatzturnerin im deutschen Team. Seit 2006 turnt die KRK ununterbrochen in der Ersten DTL-Liga, erreichte seit 2013 immer das Finale und wurde viermal Vize-Mannschaftsmeister. Und erwies sich als zudem bei den DTL-Finals 2009, 2013, 2014 und 2015 als einfallsreicher Gastgeber.

Erinnert sich Tatjana Bachmayer, die vom Gründungsmitglied TG Söllingen kam, an die ganzen Jahre, findet die diplomierte Trainerin kaum mehr ein Ende. Den größten Erfolg aber, den kann und will sie gar nicht benennen. Wobei: Maike Enderles Auftritt bei der Junioren-EM 2014 in Sofia mit Platz drei am Barren und fünf im Mehrkampf, „das war schon ‘ne Nummer“.

Die Jahre 2015/16 waren ein „Wahnsinn“

Und, natürlich, die Jahre 2015/16, als Leah Grießer und Pauline Tratz erst beim internationalen Test-Event in Rio an die Geräte gingen und sich schließlich um das letzte Olympia-Ticket rangelten, die Starts bei der WM in Glasgow, der Weltcup in Baku, dazu Emma Höfele und Isabelle Stingl bei der Junioren-EM. „Das war ein Wahnsinn“, sagt Bachmayer, die danach erst mal eine Pause brauchte.

Letztlich aber konnte auch Tatjana Bachmayer nicht von der KRK lassen, führt den Verein sportlich mit ihrem Trainerteam stets weiter, getreu dem selbst aufgelegten Motto: „Wir können auch anders.“ Geprägt von Bachmayers eigenen Erfahrungen als junge Turnerin, die schwer an Magersucht erkrankte und eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich hat.

Arbeit in der Halle bleibt immer ein Spagat

Aus gutem Grund sind Waagen in der KRK-Halle tabu. Bachmayer weiß, dass es ganz ohne Druck im Leistungssport nicht geht. Wichtig sei aber, „dass ich als Trainerin nicht ehrgeiziger sein darf als der Athlet“, wie sie mal gegenüber den BNN festhielt. Die Arbeit von ihr und ihrem Team bleibt also immer auch ein Spagat.

Und Tatjana Bachmayer sieht sich und die KRK in den nächsten Jahren noch vor einer ganz anderen Herausforderung. Es sei schwieriger geworden, Kinder für den Leistungssport zu motivieren, sagt Bachmayer, die mindestens einen Trumpf bei sich weiß: Die KRK im Jahr 2022 punktet als echte Gemeinschaft.

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