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Neues aus dem Elternleben

Die lustigen Wutbürger

Wütende Kinder sehen oft ganz schön niedlich aus und sagen in ihrer Wut manchmal ganz schön witzige Sachen. Bei diesem Anblick ernst zu bleiben, fällt der Autorin unserer neuesten Kinderkram-Kolumne manchmal ganz schön schwer.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Kürzlich erteilte mir die Fünfjährige wieder einmal die Höchststrafe. „Du darfst nicht zu meinem Geburtstag kommen!“, brüllte sie, als ich – wie zuvor abgemacht – nach genau zwei Folgen „Bibi und Tina“ die Netflix-App wieder ausschaltete. Laut meinen anderen Eltern-Freunden bin ich damit nicht alleine. Das Ausladen von der eigenen Geburtstagsparty ist für Kinder eine Art Währung. Unter Gleichaltrigen wird dies offenbar als legitime Drohung hingenommen. Für uns als Mütter und Väter ist sie eher amüsant, da die kleinen Wüteriche auch für hieb- und stichfeste Argumente wie „Ohne meine Hilfe gibt es aber keine Party“ oder „Dein Geburtstag ist in zehn Monaten, meinst du wirklich, dass du bis dahin noch sauer bist?“ nicht empfänglich sind.

Als moderne Eltern ist man im Sinne einer zeitgemäßen Erziehung stets bemüht, das eigene Kind ernst zu nehmen. Man stellt sich ihren Fragen, Sorgen und Nöten und versucht, auf Augenhöhe Ratschläge zu geben. Schwierig wird das aber, wenn man einem richtig wütenden Kind gegenübersteht. Nicht traurig-wütend oder Tobsuchtsanfall-wütend – einem Kind, das sich ärgert, weil es im November seine Sandalen nicht anziehen darf oder weil man dessen Apfelschnitze aß, nachdem es selbst sie verschmäht hat. Das fängt schon damit an, dass wütende Kleinkinder wahnsinnig niedlich aussehen, mit ihren roten Gesichtern, den geballten Fäustchen und den kurzen Beinen, die erbost auf den Boden stampfen. Und wenn sie dazu erst seit kurzer Zeit der Sprache mächtig sind, wird es noch schwieriger, das eigene Kichern zu unterdrücken: „Mama doof!“ brüllen sie dann aufgebracht, oder „Will zu meiner Papa“ – womit sie sich grammatikalisch gleich wieder als Mama-Kind entlarven.

Der Zweijährige, der sich durch die „Bibi“-Sucht seiner Schwester zurzeit intensiv mit dem Thema Zauberei beschäftigt, drehte sich jüngst drohend zu mir um, nachdem ich ihm verboten hatte, mit den Zimmertüren zu knallen. Er streckte den Zeigefinger wie einen Stab in meine Richtung, blickte todernst und brüllte unheilvoll: „Ene mene meck, Du bist weg. Hex, hex!“ Auf die Gefahr, nie wieder zu seinem Geburtstag eingeladen zu werden: Wie soll man da nicht lachen?

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