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Neues aus dem Elternleben

Die Macht der Opposition

Seit dem Start in ihre erste Legislaturperiode als Familie, weiß unsere Kinderkram-Autorin, wie schwer die Bildung einer Großen Koalition ist. Ihr härtester Gegener: Die Opposition in Form von kleinen Querulanten-Parteien.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Ich verteidige Politiker äußerst ungern. Aber angesichts unserer Regierungslosigkeit muss es gesagt werden: Koalitionsbildung ist wahrlich nicht einfach. Und ich kann das auch belegen:

Vor einigen Jahren starteten mein Mann und ich als Große Koalition zweier starker Parteien in unsere erste Legislaturperiode als Familie. Ich – eher so die CDU symbolisierend, mit klaren Vorstellungen von Familienpolitik und einer konservativen Idee von guter Erziehung. Er wie die SPD, lockerer als ich – mit charismatischer Führung und strategischer Kompromissbereitschaft.

Wir waren ein gutes Team, bis sich herausstellte, dass die Erstgeborene nicht daran dachte, sich mit uns in der familienpolitischen Mitte zusammenzuschließen. Stattdessen entpuppte sie sich als Ur-Grüne – eine naturverbundene Idealistin, die im Angesicht von Widerstand ihre militante Seite zeigte und wie ihr Parteikollege Joschka Fischer auch mal mit Steinen warf, beziehungsweise in ihrem Fall mit ihrer Flasche. Schlimmer noch: Konstant arbeitete sie an einer Koalitionsbildung mit ihrem Vater, dessen nostalgischer Hang zur Widerstandverehrung ihre Bestrebungen mit Erfolg krönte. Immer öfter wurde unsere ehemals funktionierende GroKo von linkem Gedankengut durchzogen: Erst auf den Spielplatz, dann aufräumen! Müsli zum Abendessen! Anarchie machte sich breit und die charismatische SPD meines Mannes wurde, wie in der Realität, immer blasser.

Anarchie macht sich breit

Die Aufrechterhaltung unserer Großen Koalition wurde noch komplizierter, als das nächste Mitglied den Plenarsaal unserer Familie betrat. „Das wird bestimmt wieder so ein Linker“, dachte ich, bis sich herausstellte, dass wir uns statt eines weiteren Genossen einen waschechten FDP-Mann angeschafft hatten: immer in Bewegung, klar an kapitalistischen Werten orientiert und noch niedlicher als Christian Lindner. Eine unwiderstehliche Mischung, zu der ich mich als Familien-CDU sofort hingezogen fühlte und die das politische Gleichgewicht wieder herstellte – dachte ich jedenfalls. Denn nach und nach begannen die kleinen Oppositionsparteien, sich gegen uns zu verbünden. „Ein FDP-Grünen-Bündnis? Wo gibt’s denn so was?“, empörten wir uns und wurden doch immer machtloser gegenüber den dauerhaft auf uns einprasselnden Forderungen und Verhandlungen um Süßes, Action und Aufmerksamkeit.

Heute haben wir der derzeitigen Politik nur noch eines voraus: Wir haben tatsächlich eine GroKo. Doch irgendwie gewinnt die Opposition trotzdem immer.

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