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Ärztemangel in der Region

Die schwierige Suche nach einem Hausarzt

Über den Ärztemangel auf dem Land wird immer wieder gesprochen. Aber auch in Karlsruhe sieht es nicht unbedingt rosig aus - tatsächlich ist der Mangel laut Kassenärztlicher Vereinigung in ganz Baden-Württemberg ein Problem.

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Über den Ärztemangel auf dem Land wird immer wieder gesprochen. Aber auch in Karlsruhe sieht es nicht unedingt rosig aus - tatsächlich ist der Mangel laut Kassenärztlicher Vereinigung in ganz Baden-Württemberg ein Problem. Foto: N/A

Die Neu-Durlacherin ist sich ihrer Sache sicher: In Karlsruhes größtem Stadtteil einen Allgemeinmediziner zu finden, das kann doch nicht so schwer sein. Aus dem Landkreis ist die BNN-Leserin hierhergezogen, nun möchte sie auch gerne einen Hausarzt in Wohnortnähe haben. Sie hängt sich ans Telefon – und scheitert, ein ums andere Mal. „Tut uns leid, wir sind schon voll“, bekommt sie zu hören. Im besten Fall heißt es noch: „Versuchen Sie es doch im April noch einmal.“ Erst in der fünften Praxis hat sie schließlich Glück.

Das ist im ganzen Land ein Problem
Swantje Middledorff, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg

Fragt man bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) nach, ist die Erfahrung der Durlacherin nicht ungewöhnlich: „Das ist im ganzen Land ein Problem“, sagt die stellvertretende Pressesprecherin der KVBW, Swantje Middeldorff. Der Hausarzt-Mangel betreffe fast alle Regionen. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg 550 freie Hausarztsitze. In Karlsruhe arbeiten 193 Hausärzte. Die Kassenärztliche Vereinigung fasst die Fächerstadt mit den umliegenden Hardtgemeinden und der Stadt Rheinstetten zu einem sogenannten „Mittelbereich Karlsruhe“ zusammen – deswegen gibt es auch nur für diesen Bereich Zahlen zum Versorgungsgrad. Insgesamt sind in diesem Mittelbereich 256 Arztsitze zu finden, was einem Versorgungsgrad von 98,8 Prozent entspricht. Erlaubt ist laut KVBW ein Versorgungsgrad von 110 Prozent. Laut Middeldorff wäre in diesem Gebiet demnach noch Raum für 29 Niederlassungen.

Vielfältige Gründe für den Mangel

Eigentlich sind Arztpraxen verpflichtet, neue Patienten aufzunehmen, sagt Middeldorff. Einzige Ausnahme: Wenn sie so viel zu tun haben, dass die Versorgung der bisherigen Patienten nicht mehr gewährleistet ist, dürfen sie auch ablehnen. Die Gründe für den Mangel an Ärzten sind laut Middeldorff vielfältig. Der durchschnittliche Hausarzt in Baden-Württemberg ist über 50, 30 Prozent von ihnen sind sogar über 60 Jahre alt.

„Ältere Ärzte, die ihre Praxis abgeben wollen, haben oft Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden“, sagt Middeldorff. Unter Studenten sei die Allgemeinmedizin häufig nicht mehr so attraktiv, da man als Facharzt oft mehr verdiene. Zudem wählten auch immer mehr Frauen ein Medizinstudium, und deren Berufs- und Lebensplanung ist nach der Erfahrung von Middeldorff häufig eine andere: „Sie versuchen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, so die KVBW-Pressesprecherin. Immer weniger junge Ärzte seien bereit, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten – was eine eigene Praxis meist mit sich bringt. Außerdem: „Viele scheuen die Verantwortung, eine eigene Praxis zu haben“, so Middeldorff.

Der Stadtteil Neureut bietet derweil dem Ärztemangel die Stirn. Hier haben kürzlich zwei von insgesamt sieben Praxen ihre Pforten zumindest teilweise geschlossen. Eine Praxis wird wegen der ungünstigen Räumlichkeiten nicht weiter geführt, die andere nimmt künftig nur noch Privatpatienten. „Das war für uns Grund, das Thema politisch aufzugreifen“, sagt Ortsvorsteher Achim Weinbrecht. Konkret geht es um eine leer stehende Praxis in der Alten Friedrichstraße, die die Neureuter mithilfe des früheren Geschäftsführers des Städtischen Klinikums, Martin Hansis, wieder zum Leben erwecken wollen. „Es gibt schon potenzielle Bewerber“, freut sich der Ortsvorsteher. Nun werde verhandelt.

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