Nicht nur quatschen, sondern auch machen. So in etwa lautete der Tenor, über den sich Verkehrsminister Winfried Hermann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Dienstagvormittag einig waren. Die beiden machen gemeinsame Sache und vernetzen die Forschung nach der Zukunft der Mobilität mit konkreter Umsetzung. Heimat findet das Projekt im Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität an der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft.
In den kommenden Jahren sollen in Karlsruhe Kompetenzen zusammengeführt und in einem Netzwerk verknüpft werden. Mit der offiziellen Eröffnung will Theresia Bauer ein Zeichen setzen: „Die Corona-Pandemie hält uns nicht davon ab, an den großen Themen weiterzuarbeiten.“
Strukturen für die Zukunft der Mobilität
Das Institut gieße die Visionen von Wissenschaft und Verkehr in feste Strukturen. Die Anforderungen an die Mobilität der Zukunft ließen sich nur dann bewerkstelligen, wenn alle Akteure zusammenarbeiten. In Karlsruhe würden nun Disziplinen ineinandergreifen, so Bauer.
„Die Herausforderungen des Klimawandels sind enorm – deshalb gilt es, die vielfältige Expertise, die Baden-Württemberg im Bereich Forschung, Entwicklung und Anwendung hat, zu bündeln“, sagt Bauer. Mit dem Institut für Nachhaltige Mobilität sei bereits ein erster großer und wichtiger Schritt gelungen. Dieses wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg über einen Zeitraum von 18 Monaten mit insgesamt 650.000 Euro gefördert und vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg inhaltlich unterstützt.
Verschiedene Experten bilden das Institut
Für Oberbürgermeister Frank Mentrup sitzt das Institut genau am richtigen Ort: „Ich glaube, man hat unsere Stärken erkannt.“ Bereits vor über acht Jahren habe man sich hier dazu entschieden, Alternativen zum Auto zu fördern. Es folgte ein Radwegekonzept und der Ausbau von Carsharing, die beide landesweit Anerkennung finden. „Es geht um ein Miteinander der verschiedenen Formen von Mobilität“, so Mentrup.
Es geht nicht nur darum, über Neues nachzudenken.Winfried Hermann / Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg
Die Fragen rund um Mobilität seien sehr viel breiter aufgestellt, als lediglich die Entscheidung zwischen Fahrrad oder Auto. Das Institut soll künftig den Bogen um alle Menschen spannen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sagt Winfried Hermann. In Karlsruhe soll nicht einfach nur Forschung gemacht werden, sondern vor allem Praxis im Mittelpunkt stehen.
Dazu zählen etwa Fortbildungen oder Untersuchungen im Auftrag von Kommunen, erklärt Hermann. „Es geht nicht nur darum, über Neues nachzudenken“, sagt er. Das Ziel seien neue Ideen, für deren Umsetzung ein professioneller Rat der Schlüssel zum Erfolg sein könne.
Beratungen für Kommunen stehen auf dem Plan
Mobilität habe einerseits eine politische Komponente, so Hermann. Wie viel Prozent Radverkehr soll es geben, wie viel Anteil sollen Fußgänger und Autos haben? Für Hermann habe das Institut doch eher den Charakter eines Dienstleisters. „Hier können sich Gemeinderäte oder Bürgermeister zum Beispiel beraten lassen, welches individuelle Konzept für die jeweilige Kommune funktioniert“, erklärt er. „Wir wollen ganzheitlich denken.“
Nachhaltige Mobilität bedeute für Hermann, ein Bewusstsein für das Verkehrsmittel zu haben. „Beweglich sein, aber nicht zu Lasten der Natur.“