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„Gesunde Basis statt Ramba-Zamba“

DJK Ost aus Karlsruhe gibt seinen Fußballern höchstens mal ein Bier aus

Die erste Fußballmannschaft der DJK Ost aus Karlsruhe kickt in der B-Klasse. Doch selbst dort fließen vielerorts ein paar Euro. Bei der DJK dagegen höchstens mal ein Bier.

DJK Ost: Trainer Igor Weis, Abteilungsleiter Dominik Nagel und Betreuer Andreas Manyhart (vl.) bei der Besprechung waehrend des Trainings.
Was zählt, ist auf’m Platz: Trainer Igor Weis, Abteilungsleiter Dominik Nagel und Betreuer Andreas Menyhart (von links) am Rande des Trainings bei der DJK Ost Karlsruhe. Foto: Markus Gilliar/GES

Bei der DJK Ost kicken sie noch für ein Bier. Und das gibt es – wenn überhaupt – auch nur, „wenn wir mal gewinnen“, sagt Dominik Nagel und schiebt amüsiert hinterher: „Das haben wir ja schon länger nicht mehr.“ Drei Siege stehen für die erste Mannschaft des Karlsruher Hardtwald-Clubs in dieser Saison erst auf der Habenseite. „Die Stimmung ist trotzdem gut“, stellt Abteilungsleiter Nagel fest. Ein vom Verein ausgegebenes Bier ist hier nicht alles, und Geld erst recht nicht.

„Bei uns steht die Gemeinschaft im Vordergrund, die Freude am gemeinsamen Spiel“, sagt der Vorsitzende Bernd Breitkopf. Wer noch auf ein paar Euro oder gar ein paar mehr Euro aus ist, der sei bei dem B-Klasse-Club traditionell an der falschen Adresse. „Ich kenne das gar nicht anders hier“, sagt Breitkopf, der bald zehn Jahre den Verein führt.

Und auch Andreas Menyhart schüttelt den Kopf. Geld fürs Kicken bei der DJK Ost? Gibt und gab es nicht.

Die Frage ist: „Gesunde Basis oder Ramba-Zamba?“

Und Menyhart muss es wissen, er ist „das Buch des Clubs“, wie Breitkopf sagt. Vergangenes Jahre wurde das Urgestein für seine 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Und in der Zeit hat Menyhart auch zig Vereine gesehen, die erst rauf sind, dann wieder runter und manchmal ganz in der Versenkung verschwunden sind. Die grundsätzliche Frage sei doch, was ein Verein wolle: „Eine gesunde Basis oder Ramba-Zamba?“, sagt der Ex-Spieler und heutige Betreuer der Ost’ler.

„Wir haben acht Abteilungen und als Gesamtverein eine Verantwortung für alle Teams und Sportarten“, betont Breitkopf. Am Ende sei es eben auch eine Frage der Gerechtigkeit: Warum sollten die einen durch Fahrtgelder oder Punktprämien eine Unterstützung erfahren – und die anderen nicht? Außerdem: „Das gibt doch auch nur Knatsch innerhalb von Mannschaften. Wenn zum Beispiel der eine fürs Tor 50 Euro bekommt, der Flankengeber aber nichts“, findet Menyhart.

Auch in der B-Klasse fließen vielerorts Gelder

Selbst in der B-Klasse – der zehnthöchsten oder zweitniedrigsten Spielklasse – fließen aber Gelder, ob als Fahrtgelder oder Prämien. So sind für einen Spieler schon mal 200 oder auch 300 Euro im Monat drin. Klingt wenig, summiert sich aber für die Vereine, die ja alle in der Regel nicht gerade im Geld schwimmen.

Bei der DJK Ost schätzen sie, dass vielleicht knapp die Hälfte der Vereine ihrer Spielklasse nichts zahlen. Insgesamt, so glauben es Breitkopf und Menyhart, habe die Zahl der Vereine, die Spieler auf irgendeine Art und Weise entlohnen, in den vergangenen Jahren aber eher zu- denn abgenommen.

Bei der DJK Ost hingegen müssen die Spieler auch die Trainingsanzüge selbst zahlen sowie den Mitgliedsbeitrag entrichten. Ausnahmen gibt es nur bei sozialen Härtefällen, dann werden Auslagen aber meist aus dem Mannschaftskreis beglichen.

Ein Aufstieg in die A-Klasse könnte mal passieren.
Dominik Nagel, Abteilungsleiter DJK Ost

Der Preis, das wissen die Fußballer am Adenauerring, ist ein Dauer-Dasein in der B-Klasse. Vor gut 25 Jahren kickte der Club mal in der A-Klasse, eine kurze Ausnahme. „Ein Aufstieg in die A-Klasse könnte mal passieren“, sagt Nagel heute. „Aber weiter kommt man ohne Geld nicht“, stellt Breitkopf klar.

„Bei uns sind trotzdem viele gelandet und geblieben, die durchaus auch etwas höher hätten spielen können“, sagt der aus Blankenloch stammende Nagel, der 2007 als Spieler zur DJK Ost gekommen war. „Der Spirit zählt“, findet der 33-Jährige, zum Club kämen deswegen auch die Spieler, „die genau das suchen“.

Engagement gibt es bei der DJK Ost nicht nur auf, auch für den Platz

Die Fußballer der ersten und zweiten Mannschaft, die in der C-Klasse kickt, sehen sich als eine Einheit. „Das sieht man auch daran, dass sich die Mannschaft von sich aus engagiert“, bemerkt der 71 Jahre alte Menyhart. Beispiel sei die „Rasenpflegegruppe“, also diejenigen, die sonntags das Feld einzeichnen und sich auch sonst um das Grün kümmern.

Und was wäre, wenn doch mal ein großzügiger Geldgeber im Hardtwald auftauchen würde? Er würde skeptisch begrüßt werden, schätzt Nagel. Menyhart winkt ebenfalls ab und erinnert an gefallene Clubs: „Wenn ein Hauptsponsor irgendwann sagt ‘Feierabend’, marschieren alle zum nächsten Verein, der zahlt. Und du bist erledigt.“

Eine Nichtabstiegsprämie? Gibt es natürlich auch nicht

„Wenn wir mal etwas Geld hätten, dann würden wir es sicher nicht in Spieler stecken, sondern ins Umfeld und zum Beispiel mal die Kabinen neu machen“, ergänzt Nagel. Und wenn jemand wirklich viel Geld geben wolle, dann könne man ja über einen Kunstrasenplatz nachdenken, „dann kommen ja auch automatisch bessere Spieler“, merkt Nagel mit einem Schmunzeln an.

Aber eigentlich sind sie beim DJK zufrieden, wie es ist. Okay, Platz zwölf mit nur 14 Punkten – das ist nicht, was man sich sportlich von der Hinrunde erwartet hätte. Aber Nagel ist optimistisch, dass es in der zweiten Halbserie besser läuft. „Die Klasse halten wir auf jeden Fall“, sagt der Abteilungsleiter. Und, nein: Es gibt keine Nichtabstiegsprämie. Aber vielleicht das eine oder andere vom Club ausgegebene Bier beim nächsten Sieg.

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