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Rückkehr in den Kinosaal

Dokumentarfestival „dokKa“ in Karlsruhe eröffnet

Die Rückkehr in den Kinosaal mit Filmen, deren sachlicher Blick auch gegen den Trend zu „fake news“ hilft: In Karlsruhe ist das Dokumentarfestival „dokKa“ eröffnet worden.

Eröffnung des Karlsruher Dokumentarfestivals „dokKa“ am 14.9.2021
Zurück ins Kino kam das Karlsruher Dokumentarfestival „dokKa“ zum Auftakt seiner sechsten Ausgabe. Im Vorjahr hatte das Festival nur online stattfinden können. Foto: Damian Domes

Schon weit vor Beginn und offiziellem Einlass versammeln sich zahlreiche Besucher vor der Kinemathek. Es wird begrüßt, geplaudert und vor allem sich wiedergesehen.

Der Anlass ist es wert, denn es wird die achte Ausgabe der „dokka“ eröffnet. Das 2014 gegründete Dokumentarfestival war deutschlandweit das erste seiner Art, das neben Filmen auch Hörproduktionen und Kunstinstallationen mit einschließt.

Zum diesjährigen Programm gehört auch das Upcycling-Projekt „Jacke wie Hose“ mit einem dem Kino gegenüberliegenden Ladengeschäft. Zudem wird es am Sonntagabend mit einem Doppelprogramm im AKK im Rahmen von Toujours Kultur auch den ersten Versuch in Richtung Open-Air-Kino geben.

Wir haben richtig viel Programm in vollem Umfang.
Nils Menrad, Festivalleiter „dokKa“

„Wir haben richtig viel Programm in vollem Umfang“, bewertet Festivalleiter Nils Menrad die 18 Beiträge an fünf Tagen. Menrad, der gemeinsam mit Carmen Beckenbach, Mo Frank und Wolfram Wessels das Programm kuratiert hat, erkennt „in den Filmen dieses Jahrgangs wieder den Trend zu kinoartigen Arbeiten, die für die große Leinwand gefilmt, geschnitten und produziert wurden. Es freut mich mit am meisten, dass es nach Corona und einem digitalen Jahr derart cinephile Arbeiten gibt.“ Immerhin liege das letzte im Kino stattfindende Präsenz-Festival nun bereits zwei Jahre und vier Monate zurück, sagt er später bei der Begrüßungsrede.

So ganz lassen vom Digitalen möchten die Veranstalter aber dennoch nicht. Bis auf drei Beiträge wird alles auch online abrufbar sein, sofern man einen entsprechenden Pass erwirbt. Menrad: „Die reine Online-Ausgabe im vergangenen Jahr lief für unsere Verhältnisse sehr erfolgreich und wir haben damit sogar ein wenig mehr Zuschauer erreicht als bei den Präsenzveranstaltungen zuvor. Daher, und weil wir nicht wussten, ob wir nicht doch nur 20 Zuschauer reinlassen dürfen, wollten wir es nicht wieder trennen.“

Auch Oliver Langewitz, der Leiter des ab 22. September in der Schauburg laufenden Filmfestivals „Independent Days“, ist zur Eröffnung der „dokKa“ gekommen. Im Gegensatz zu dieser werden die „Independent Days“ ausschließlich im Kino stattfinden, da eine Online-Präsentation bei rund 140 Filmen ein immenser Aufwand gewesen wäre.

„Die Rechte für ein Streaming hätten wir alle bekommen, aber wir haben uns gesagt, dass uns die Präsenz im Kino für das Festival schlicht sehr wichtig ist“, betont er. Im Kinosaal spricht dann Kulturbürgermeister Alfred Käuflein ein herzliches Grußwort, in dem er auch auf die Definition des Dokumentarischen als sachliche Darstellung von Tatsachen verweist. „Das tut uns ganz einfach gut“, konstatiert er in Anbetracht von Phänomenen wie Fake News.

Dokumentarfilm „Walchensee Forever“ steht im Zentrum

Im Zentrum des Abends steht der Dokumentarfilm „Walchensee Forever“ der deutsch-amerikanischen Filmemacherin Janna Ji Wonders. Es geht um die sich über mehrere Generationen erzählte Geschichte einer Gastwirtsfamilie am oberbayerischen Walchensee, deren Teil Wonders selbst ist.

Eine Familiengeschichte in mehreren Frauengenerationen erzählt der Film „Walchensee forever“, mit dem das Karlsruher Dokumentarfestival „dokKa“ eröffnet wurde.
Eine Familiengeschichte in mehreren Frauengenerationen erzählt der Film „Walchensee forever“, mit dem das Karlsruher Dokumentarfestival „dokKa“ eröffnet wurde. Foto: Farbfilm Verleih

Mit 110 Minuten keine Sekunde zu lang entfaltet sie Biografien, die weit über die der Provinz unterstellte Enge hinausweisen. So bricht Wonders Mutter mit ihrer Schwester in Dirndl und bayerischer Musikalität nach Mexiko auf, erleben die beiden die ersten Ausläufer des Summer of Love in Kalifornien und lernen sie, nach Deutschland heimgekehrt, die Kommune 1 mitsamt Rainer Langhans kennen. Mit welcher bescheidenen Beiläufigkeit Antje „Anna“ Werner von ihrem Leben erzählt, ist nur ein überwältigender Aspekt eines durch und durch stimmigen Filmes.

Am Ende strömen die Besucher, die über zwei Stunden mit Maske im Saal gesessen sind, erst einmal eilig ins Freie. Menrad steht am Ausgang und atmet tief durch, bevor er den Eröffnungsabend mit einer Gesprächsrunde mit Regisseurin Wonders abrundet: „Jetzt ist es also losgegangen.“

Dokumentarfestival „dokKa“

Das Festival bietet bis Sonntag, 19. September, täglich mehrere Programmpunkte in der Kinemathek, Kaiserpassage 6. Die Open-Air-Veranstaltung im Alten Stadion des KIT findet am Sonntag ab 19.30 Uhr statt. Weitere Infos unter www.dokka.de.

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