Die USA wollen erstmals seit dem Ende des Shuttle-Programms 2011 wieder Astronauten vom eigenen Boden und mit eigenen Raketen ins All befördern. An diesem Samstag um 21.22 Uhr MESZ wird der Start der vom Unternehmen SpaceX entwickelten „Falcon 9“-Rakete mit zwei Astronauten im Raumschiff „Dragon“ (Drache) nachgeholt. Er wurde am Mittwoch wegen eines Unwetters verschoben.
Die BNN beantworten hier einige wichtige Fragen rund um den Start.
Wie ist die Wettervorhersage für den geplanten Start?
Die Prognosen waren am Freitag nicht ganz optimal: Die US-Luftwaffe sah die Startchancen am Samstag bei 40 Prozent und eine hohe Regenwahrscheinlichkeit. Ähnliche Vorhersage gilt für das Reserve-Startfenster am Sonntag (21 Uhr MESZ). Die größte Sorge bei den Starts im Sommer sind die Gewitter.
„Die beiden Astronauten befinden sich in ihrer Raumkapsel in einem Faradayschen Käfig, der sie vor Blitzeinschlag schützt. Doch die elektrischen Entladungen könnten in der empfindlichen Bordelektronik zu unerwünschten Ausfällen führen“, erklärt Dr. Manfred Gaida, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn. „Auch starker Wind ist ungünstig“, ergänzt Gaida. „Denn die Trägerrakete ist wie eine hochexplosive, kontrollierte Sprengladung, die in eine Richtung Schub erzeugt und nicht vom Kurs abweichen sollte“.
Warum muss der Start zu einem festgelegten Zeitpunkt erfolgen und kann nicht wenige Stunden später nachgeholt werden?
Das Zusammentreffen der mit 28.000 Stundenkilometern fliegenden ISS mit dem Raumschiff „Dragon“ in 400 Kilometer Höhe ist exakt vorausberechnet. „Man möchte die ISS mit dem geringst-möglichen energetischen Aufwand erreichen, und die möglichen Startfenster sind daher auf die günstigsten Überflugbahnen der Raumstation abgestimmt“, sagt Manfred Gaida.
Wie lange dauert maximal der Flug der „Dragon“ und wie oft wird sie dabei die Erde umkreisen?
Das Andocken an die ISS wird nach etwa 19 Stunden erwartet. Die Raumstation braucht etwa 90 Minuten, um die Erde zu umkreisen, das macht täglich 16 Sonnen-auf- und Untergänge für die Astronauten an Bord. Etwa so viele werden auch die beiden „Dragon“-Insassen Robert Behnken und Douglas Hurley erleben können.
Kann man als Interessierter oder Hobby-Astronom die Annäherung der „Dragon“ an die Raumstation von der Erde beobachten?
Im Prinzip ja. „Man braucht dazu entsprechend ausgerüstete Teleskope, die der vergleichsweise schnellen Bewegung der Satelliten folgen können. Dann ist es möglich, wenigstens den Umriss der ISS im Teleskop zu erkennen und vielleicht auch die ,Dragon’“, erläutert Thomas Reddmann, Astrophysiker am KIT und Vorsitzender der Astronomischen Vereinigung Karlsruhe. „Da das Raumschiff so hell ist wie ein Stern, kann man es auch mit bloßem Auge erkennen. Leider wird es aber am Samstag nach dem Start nicht möglich sein, weil der Himmel zu hell sein wird“, ergänzt Michael Sarcander, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Planetarium Mannheim.
Eine geringe Chance für eine Beobachtung sieht Manfred Gaida vom DLR am Sonntag. „Die ISS wird in der Region Karlsruhe fünf bis sechs Minuten lang ab 22.24 Uhr im Südwesten zu sehen sein, allerdings nicht höher als 20 Grad über dem Horizont“, sagt er. „Ob sich die ,Dragon’ dann noch in der Nähe der Raumstation befindet, hängt vom Verlauf des Rendezvous ab. Planmäßig sollte sie um diese Zeit schon an der ISS angedockt sein.“
Raketenstarts bergen immer ein Risiko. Wie kann sich die Besatzung retten, wenn etwas schiefgeht?
Das US-Raumschiff verfügt über ein Rettungssystem aus acht kleinen „SuperDraco“-Triebwerken. Sie können die Kapsel in Sicherheit bringen, falls die Trägerrakete vor dem Erreichen der Erdumlaufbahn versagt. Die Kapsel würde dann mithilfe eines Fallschirms landen.
Welche Aufgaben haben die Astronauten während ihres Flugs?
Zwar kann die „Dragon“ vollautomatisch fliegen und andocken, aber Behnken und Hurley sollen auch erste Erfahrungen mit der manuellen Steuerung sammeln. Anders als in der russischen „Sojus“, die teils auf herkömmliche Knöpfe und mechanische Schalter setzt, bietet die neue Kapsel Hightech mit Touchscreens. „Die Astronauten werden bereits beim Start gefordert sein und alle Systeme ständig im Blick behalten müssen“, sagt Manfred Gaida.