Aufgrund der zunehmenden Zahl schwer erkrankter Corona-Patienten gelangen die Intensivstationen der Kliniken seit geraumer Zeit permanent an ihre Kapazitätsgrenzen. Wesentliches Problem sind die Personalressourcen.
Deshalb hatte das Gesundheitsamt im Landratsamt Karlsruhe zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und den regionalen Kliniken im Zuge eines einwöchigen Testlaufs ausprobiert, ob Notfallsanitäter im dritten Ausbildungsjahr an Kliniken an neuralgischen Punkten in den Bereichen „Intensivstation“, „Intermediate Care Station“ und „Zentrale Notfallaufnahme“ eingesetzt werden können, um im Ernstfall personelle Unterstützung zu leisten.
Angehende Notfallsanitäter verfügen laut DRK bereits während der Ausbildung über einen hohen Ausbildungsstand. Schon ab dem zweiten Ausbildungsjahr fahren sie demnach selbstständig bei Rettungsdiensteinsätzen mit. Sie absolvieren einen Teil ihrer praktischen Ausbildung in den Kliniken.
17 Auszubildende waren Anfang Dezember an den Kliniken des Landkreises Karlsruhe, den ViDia-Kliniken Karlsruhe, am Städtischen Klinikum Karlsruhe und am SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach eingesetzt. In dieser Woche wäre für die Azubis ansonsten theoretischer Unterricht angesetzt gewesen.
Die Spannbreite reichte von Schwierigkeiten, einen Azubi konkret einzusetzen bis zur wertvollen Mitarbeit.Martin Zawichowski, Landkreis-Sprecher
Eine erste Gesprächsrunde nach der Testwoche habe verschiedene Ergebnisse hervorgebracht, je nachdem wo und wie die angehenden Notfallsanitäter eingesetzt waren, teilt das Landratsamt auf Anfrage der Redaktion mit. „Die Spannbreite reichte von Schwierigkeiten, einen Azubi konkret einzusetzen, bis zur wertvollen Mitarbeit“, sagt Pressesprecher Martin Zawichowski.
Angehende Rettungsdienstsanitäter seien grundsätzlich geeignet, in einer coronabedingten Personalnotlage Entlastung zu bringen. Das könne aber nicht pauschal erfolgen, ein Einsatz müsse individuell abgestimmt werden.
Eine Frage der Abwägung
Grundsätzlich müsse beim Einsatz von Rettungsdienst-Auszubildenden auch eine Abwägung zwischen den Belangen des Rettungsdienstes und den Belangen der Kliniken erfolgen.
In einer akuten Notlage sei ein Einsatz für eine begrenzte Zeit aber sinnvoll und möglich. Dafür spreche auch, so Zawichowski, dass nach den bisherigen Erfahrungen die Zahl der Rettungsdiensteinsätze in den Hochphasen der Pandemie signifikant zurückgehe, so dass der Rettungsdienst eine begrenzte Personalreduzierung verkraften könne.
„Der Testlauf hat uns daher eine zusätzliche Handlungsoption verschafft, um bei einer weiteren Verschärfung der Lage eine Triagierung von Intensivpatienten in den Krankenhäusern zu vermeiden oder wenigstens hinauszuzögern“, sagt Zawichowski.
Als Worst-Case-Szenario ist es das richtige Mittel der Wahl.Daniel Schneider, Rettungsdienst-Leiter
„Als Worst-Case-Szenario ist es das richtige Mittel der Wahl“, zeigt sich auch Rettungsdienst-Leiter Daniel Schneider mit der Testwoche zufrieden. Der Einsatz der DRK-Azubis sei auf beiden Seiten gut angekommen. Die Option, die Azubis in Krisensituationen einzusetzen, sei ein „denkbarer Weg“.