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Bringsystem bevorzugt

Eigene Mülltonne ist im Landkreis Karlsruhe unbeliebt

Eine Umfrage bringt ans Licht: Nur 16 Prozent wollen Biomüll in einer eigenen Tonne entsorgen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb hofft auf das Interesse von Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen.

Für die Tonne ist die Befragung nicht: Im Landkreis Karlsruhe entscheiden sich nach und nach mehr Menschen für eine eigene Biotonne ab 2021. Bis zur Anzahl in der Kalkulation fehlen aber noch 6.000 Stück.
Für die Tonne ist die Befragung nicht: Im Landkreis Karlsruhe entscheiden sich nach und nach mehr Menschen für eine eigene Biotonne ab 2021. Bis zur Anzahl in der Kalkulation fehlen aber noch 6.000 Stück. Foto: Rake Hora

Einen eigenen Kompost, eine Biotonne oder ein wöchentlicher Ausflug zur Sammelstelle? Diese Frage und die darauf folgenden Kosten oder Ersparnisse beschäftigen die Bürger im Landkreis Karlsruhe seit einigen Monaten. Zum Jahreswechsel muss die Entscheidung gefallen sein. Dann ist der Biomüll getrennt vom Restmüll zu entsorgen.

Bereits im Juni schrieb der Landkreis rund 110.000 Hausbesitzer dazu an, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Damals meldete sich die Hälfte der Befragten zurück. Die Entscheidung für die Biotonne traf allerdings nur ein geringer Anteil. Mit einem erneuten Schreiben startete der Landkreis dann im August einen weiteren Versuch: Das Ergebnis stimmte die Mitglieder des Betriebsausschusses des Abfallwirtschaftsbetriebs positiv.

Inzwischen liegen dem Landkreis Reaktionen von etwa einem Drittel aller Befragten vor. Die Anzahl der Rückmeldungen sei nicht selbstverständlich, betont Uwe Bartl, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs im Kreis. Weiterhin ist die eigene Biotonne jedoch unbeliebt.

Die Hälfte der Befragten will Biomüll künftig selbst zur Sammelstelle bringen, 34 Prozent kompostieren im eigenen Garten. Nur 16 Prozent bestellen die neue Tonne. Das macht in Summe bislang insgesamt etwa 14.000 bestellte Biotonnen und 58.000 Starter-Sets für das Bringsystem. Beides gibt der Landkreis ab Mitte Oktober aus.

Zweifel an Langfristigkeit des Bringsystems

Bartl setzt weitere Hoffnung auf die Wohnungswirtschaft. Von entsprechenden Mehrfamilienhäusern oder großen Wohnanlagen fehle noch die Rückmeldung. Die Corona-Beschränkungen verhinderten vielerorts die Treffen der Eigentümer, um über das Thema zu entscheiden. „Die Biotonne ist für diese aber die beste Lösung“, meint er. Bei Anlagen mit vielen Einheiten steige die Anonymität, unhygienische Umstände könnten die Folge sein, wird der Biomüll nicht regelmäßig entsorgt.

Die Menschen dürfen nicht auf das Bringsystem setzen und weiter ihren Bio- in den Restmüll packen.
Wolfgang Sickinger, SPD-Kreisrat

Landrat Christoph Schnaudigel vermutet, dass sich viele derjenigen, die den Abfall bislang selbst entsorgen möchten, noch umentscheiden und in der Praxis letztlich eine Biotonne anschaffen werden. „Wir müssen dem Ganzen noch Zeit geben, zu wachsen“, findet Schnaudigel.

Kritische Töne wegen der hohen Anzahl an Menschen, die das Bringsystem bevorzugen, kommen unter anderem aus den Reihen der CDU. „Mir graut davor, dass jedes Wochenende Tausende Bürger mit Behältern auf die Sammelplätze der Kommunen fahren“, sagt etwa Thomas Nowitzki. Je mehr die Biotonne aber aufhole, umso ruhiger schlafe man auch mit Blick auf die finanzielle Situation des Betriebs, ergänzt Felix Geider von den Freien Wählern.

Mir graut davor, dass jedes Wochenende Tausende Bürger mit Behältern auf die Sammelplätze der Kommunen fahren.
Thomas Nowitzki, CDU-Kreisrat

Ein Fall dürfe aber nicht eintreten, sagt Wolfgang Sickinger von der SPD. „Die Menschen dürfen nicht auf das Bringsystem setzen und weiter ihren Bio- in den Restmüll packen.“ Diese Sorge teilt Birgit Rösner von den Grünen: „Die Eimer gibt es für die Bürger kostenlos. Was danach passiert, ist aber etwas anderes.“

Eine „Müll-Polizei“ wird es nicht geben

Eine Art „Müll-Polizei“ könne der Landkreis aber nicht einstellen, sagt Betriebsleiter Bartl. Schließlich müsste diese rund 135.000 Hausmülltonnen überprüfen. „Wir haben aber vor, weiter eine Restabfall-Analyse zu machen.“ 60 Prozent davon bestünden derzeit aus Biomüll. Diese Menge soll mit der Biotonne sinken.

Mit der Veränderung im Abfallsystem sind im kommenden Jahr auch Kosten verbunden. In seiner Kalkulation rechnete der Landkreis mit 20.000 Biotonnen und 65.000 Nutzer des Bringsystems.

„Wir können davon ausgehen, dass wir bis Mitte 2021 da sein werden“, sagt Bartl – wenn die Entwicklung entsprechend der Befragung weitergeht. Man liege demnach im Plan. Bei einer Abweichung der geplanten Menge seien nur geringe finanzielle Auswirkungen die Folge: weniger als eine halbe Million Defizit, heißt es in der Vorlage des Landkreises. Diese könne man aber durch das gute Betriebsergebnis aus dem Jahr 2020 ausgleichen. Der Landkreis prognostiziert ein Plus von zwei Millionen Euro.

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