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Betriebsratschef optimistisch

Schwierige Situation für Leiharbeiter im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau

Der Lkw-Absatz im Mercedes-Benz-Werk Wörth geht zurück, damit sinkt auch der Arbeitsumfang am Standort Gaggenau. Dem deutlich schrumpfenden Produktionsvolumen im Lkw-Zulieferbereich setzt das Mercedes-Benz-Werk Gaggenau einen „großen Instrumentenkasten an Maßnahmen“ entgegen, sagt Daimler-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht, der auch Betriebsratschef in Gaggenau ist, im BNN-Gespräch. Und: „Wir haben das bisher gut hingekriegt.“

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Schwere Getriebe für die Lkw-Fabrik in Wörth werden im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau, Werkteil Rastatt, produziert. Weil die Lkw-Absatzzahlen deutlich rückläufig sind, hat dies auch Folgen für die Belegschaft in Gaggenau. Foto: Daimler
Der Lkw-Absatz im Mercedes-Benz-Werk Wörth geht zurück, damit sinkt auch der Arbeitsumfang am Standort Gaggenau. Dem deutlich schrumpfenden Produktionsvolumen im Lkw-Zulieferbereich setzt das Mercedes-Benz-Werk Gaggenau einen „großen Instrumentenkasten an Maßnahmen“ entgegen, sagt Daimler-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht, der auch Betriebsratschef in Gaggenau ist. Und meint: „Wir haben das bisher gut hingekriegt.“

Die von Daimler-Chef Ola Källenius in der Strategievorstellung genannte Zahl, bei Mercedes-Benz Trucks Europe den Rotstift ansetzen und die Personalkosten bis Ende 2022 um 300 Millionen Euro senken zu wollen, relativiert der erfahrene Betriebsrat Brecht: Hierüber werde es noch viele Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geben; auch müsse man „jetzt aufpassen, dass keine Dinge passieren, die uns langfristig in unserer Zukunftsfähigkeit behindern“.

Gaggenau eng mit Wörth verbunden

Während die Strategiediskussion rund um den Konzern jetzt erst Fahrt aufnehmen wird, sind die geringeren Absatzzahlen beim Lkw bereits Realität. Dabei ist das Mercedes-Benz-Werk Gaggenau mit der Mehrzahl seiner Arbeitsplätze eng an die Lkw-Fabrik in Wörth angebunden; für die Laster werden an der Murg Getriebe, Achsen und Wandler gefertigt. Fallen in Wörth die Stückzahlen geringer aus, braucht es folglich weniger Zulieferung aus Gaggenau.

In der Pfalz sind, allerdings von einem hohen Niveau kommend, die Zahlen deutlich rückläufig. Nach BNN-Informationen haben sich die täglichen Auslieferungen in Wörth vom langjährigen Mittel 370 Fahrzeuge auf zuletzt 260 bis 300 Lkw spürbar nach unten entwickelt. Diese Zahlen sind nicht bestätigt; Daimler nennt im Regelfall nur die Gesamtzahl an verkauften Einheiten, bricht sie aber nicht auf einzelne Produktionsstätten hinunter.

Der Markt in Europa schwächelt

So hat der Konzern jüngst mitgeteilt, dass im dritten Quartal der Absatz von Daimler Trucks mit 125 400 (Vorjahr: 136 100) Einheiten deutlich unter dem Vorjahresniveau lag. Vor allem die europäischen Lkw-Kunden haben weniger Fahrzeuge als im Vorjahr gekauft.

Das Werk in Wörth ist das größte aller Mercedes-Benz-Lkw-Fabriken, produziert wird auch in der Türkei und in Brasilien. Unter dem „Dach“ von Daimler Trucks tummeln sich aber noch weitere Marken, etwa Fuso Truck (Japan) oder der Freightliner in den USA.

Seit August zeigt die Absatzkurve in Wörth spürbar nach unten, dort hat man unter anderem mit verkürzten Schichten bereits reagiert. Auf „Flexibilisierungsinstrumente“ setzt man auch an der Murg, sieht sich hier nach übereinstimmender Aussage von Standortleitung und Betriebsrat aber gut auf schwankende Auftragseingänge vorbereitet.

Dazu gehört der Abbau von den oft noch sehr gut gefüllten Zeitkonten der Mitarbeiter. Von einem „guten Polster“ und rund 160 Guthaben-Stunden im Schnitt je Mitarbeiter spricht Michael Brecht. Waren es zu Zeiten der Hochkonjunktur bis zu 20 Schichten in der Woche, so habe man inzwischen auf 15 reduziert; „wir haben die Wochenendarbeit herausgenommen“, so Brecht, der Drei-Schicht-Betrieb gelte aber nach wie vor. Zum „Instrumentenkasten“ gehören ferner einzelne Schließungstage, etwa im Getriebebereich.

Situation für Leihkräfte problematisch

Grundsätzlich ist das Benz-Werk Gaggenau längst nicht mehr alleine auf die Lkw-Produktion fokussiert. Standortleiter Thomas Twork sagte bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal: „Neben Getrieben, Achsen und Wandlern für Nutzfahrzeuge fertigen wir hier am Standort auch Komponenten für unsere Pkw. Erfreulich für Gaggenau: Unsere Pkw-Sparte konnte im bisherigen Jahresverlauf einen Absatz auf dem Niveau des Vorjahres erzielen und trägt somit positiv zur Auslastung unseres Standorts bei.“

Ohnehin gilt für die Stammbelegschaft eine lange Beschäftigungssicherung bis Ende 2029. Und die Forderung der Unternehmensleitung, mögliche Entgelterhöhungen aus der Tarifrunde im Frühjahr 2020 nicht zu übernehmen, hat der Gesamtbetriebsrat wie berichtet bereits kategorisch zurückgewiesen.

Weniger positiv läuft es für die Leiharbeiter. Hier konnten zuletzt in Gaggenau, so bedauert Brecht, bis zu 80 Kräfte leider nicht übernommen werden, in Wörth waren es sogar mehrere hundert Arbeitskräfte. Die Situation ist aber nicht einheitlich: Aufgrund einer früheren Vereinbarung, sagt Brecht, seien in Gaggenau in einigen Bereichen 37 Leiharbeiter Ende Oktober übernommen worden.

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