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Totenkopfäffchen ziehen um

Eine neue Villa für Herrn Nilsson im Karlsruher Zoo

Im Karlsruher Zoo werden Herr Nilssons Verwandte bald umziehen: Im Raubtierhaus entsteht für die Totenkopfäffchen ein neuen Domizil. Kleine Zoobesucher können durch einen Krabbeltunnel den Tieren sehr nahe kommen. Durch einen Kamin, über eine Gitterbrücke und ein Kletterseil sollen die flinken Krallenäffchen künftig auch nach draußen in eine Kiefer und einen Ginkgo turnen können.

Neues Gehege für Totenkopfäffchen
Ein Tunnel führt kleine Zoobesucher mitten ins neue Gehege der Totenkopfäffchen. Zoochef Matthias Reinschmidt und Zooarchitektin Eva Kaltenbach haben ihn schon getestet. Noch sind Uwe Thürnau und sein Team aber mit Felsbauarbeiten beschäftigt. Foto: jodo

Raus aus der Voliere im Exotenhaus und rein ins neue Heim im Raubtierhaus geht es im Spätsommer für Herrn Nilsson und seine Familie: Im Karlsruher Zoo wird aktuell für die Totenkopfäffchen gebaut.

Gegenüber den Chinaleoparden, wo zuvor vier Terrarien und Abstellräume waren, entsteht ihr neues Domizil, von dem auch ein Gang nach draußen in die Bäume führen wird. Deutlich besser präsentieren kann man die munteren Krallenäffchen, deren Artgenosse als Mitbewohner Pippi Langstrumpfs in der Vill a Kunterbunt Karriere machte, in der neuen Anlage, ist Zoodirektor Matthias Reinschmidt überzeugt.

Totenkopfäffchen
Für die Totenkopfäffchen wird im Karlsruher Zoo gebaut. Foto: Deible

Nah dran

Direkter Kontakt der Totenkopfäffchen mit Menschen endet für letztere häufig mit Kratz- oder Bissspuren – das musste schon Inger Nilsson bei den Dreharbeiten für „Pippi Langstrumpf“ erfahren oder ein Neuseeländer, der ein Exemplar aus dem Zoo in Wellington entführen wollte. Und doch können vor allem die jungen Zoobesucher den Tieren künftig sehr nahe kommen: Ein Krabbeltunnel, in dem die Kinder durch drei Scheiben den Äffchen Auge in Auge gegenüber sitzen können, führt ins Gehege und wieder heraus. Durch eine große Scheibe können die Erwachsenen die Äffchen beobachten – und eventuell auch ihre Kinder, wenn diese durch die Tunnelfenster schauen.

Besucher im Lebensraum

Eingebettet ist die neue Anlage in eine bepflanzte Felslandschaft, die bis in den Besucherweg ragt. So vermittelt sie das Gefühl, man sei mitten im Lebensraum der Tiere, erklärt der Zoochef. Diese sogenannte „Gehege-Immersion“ wurde im Karlsruhe bei vielen neuen Gehegen umgesetzt. Bei den Erdmännchen etwa, den Schnee-Eulen, bei den Elefanten durch die Vegetation und bei den Kängurus durch den Zugang in einen Gehegeabschnitt, so Reinschmidt.

Felsen modelliert

Ganz fertig ist die Felslandschaft der Totenkopfäffchen noch nicht: Andreas Thürnau und seine Mannschaft vom Berliner „Studio Grafico Naturalistico“ sind gerade wieder dabei, den speziellen Spritzbeton aufzutragen, in den dann in Feinarbeit der Fels modelliert wird. Die Ansprüche an ihre Arbeit seien in Karlsruhe hoch, lässt Thürnau durchblicken. Viele Kunstfelsen im Karlsruher Zoo tragen inzwischen seine Handschrift. Einen Tag lang kann man die bis zu acht Zentimeter dicke Schicht, der Kleber beigemischt ist, bearbeiten, berichtet er. Drahtgeflecht, Panzergaze und eine Grundschicht Putz sind unter der Modelliermasse. Aufmerksam verfolgen immer wieder Zoobesucher, wie Linie um Linie die Felsen Konturen annehmen. Die Baustelle ist weitgehend offen. Nur wenn beispielsweise geschweißt wird, muss der Abschnitt gesperrt werden.

Südamerika-Haus

Das Raubtierhaus soll langfristig zum Südamerika-Haus mit Jaguaren, Aras und eventuell Ameisenbären werden, wie es auch im Masterplan für den Zoo festgelegt ist. Die Baumaßnahme für die Totenkopfäffchen für rund 460 000 Euro ist ein erster Schritt in diese Richtung. Mit einher ging die energetische Sanierung des Hauses, für die es Fördermittel der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gab, schildert Zoo-Architektin Eva Kaltenbach.

An Bedürfnisse der Affen angepasst

Rund 55 Quadratmeter ist das neue Innengehege der Totenkopfäffchen groß. Seine Ausgestaltung trägt in vielerlei Hinsicht den Bedürfnissen und Eigenheiten der Tiere Rechnung. Türen müssen so gestaltet sein, dass der Fußbodenbelag aus Holzschnitzeln im Gehege bleibt, man aber noch mit einer Schubkarre agieren kann, Kamera und Lüftung so verkleidet werden, dass die vorwitzigen Äffchen nicht daran hantieren können.

Nach draußen

Tageslicht kommt durch schmale Fenster hoch oben an den Wänden sowie die eigens eingebauten Oberlichter ins Haus. Direkt in die Sonne kommen Herr Nilssons Verwandte aber auch: Durch einen Kamin können sie künftig an einer Liane oder anderen Kletterhilfe nach oben turnen und durch eine langen Gittergang bis weit vors Raubtierhaus laufen. Noch endet diese Brücke im Nichts – künftig soll der Weg der Äffchen aber weiter bis in die Kiefer und den Ginkgo gegenüber vom Löwengehege führen. An einem Seil können sich die Krallenäffchen hinüber in die Bäume hangeln, so Reinschmidts Vorstellung. Ganz ausgereift ist die Idee aber noch nicht, räumt er ein. Vor allem die Frage, wie man die Äffchen wieder zurück in den Gang leitet, ohne dass sie hinüber zum Gehege der Chinaleoparden hüpfen, ist noch in der Diskussion. Bis zum kommenden Frühjahr werde es eine Lösung geben, so Reinschmidt.

Zwei Runzelhornvögel

Wenn das Dutzend Totenkopfäffchen das neue Heim in Beschlag genommen hat, können die Goldkopflöwenäffchen als dritte frei lebende Affenart ins Exotenhaus übersiedeln. Aus medizischen Gründen ist ein Nebeneinander der Tiere ausgeschlossen, erklärt der Zoochef. Ins bisherige Domizil der Totenkopfäffchen werden drei junge Edwardfasane, die der Zoo nachgezogen hat, eine Hörnchenart und zwei Runzelhornvögel einziehen. Das farbenprächtige, gut 60 Zentimeter große Männchen mit dem auffälligen roten Höcker auf dem Schnabel sitzt bereits hinter den Kulissen im Exotenhaus.

Totenkopfäffchen erinnern an Pippi und toten Ara

Leider nicht mehr am Leben ist Rosalinda , der Ara aus dem Pippi-Langstrumpf-Klassiker, der ein Star im Zoo war und der dank der Kinderserie so gut zu den Totenkopfäffchen passte.

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