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Gemischte Zwischenbilanz

2G-Regel und schlechtes Wetter bremsen Adventsshopping in Karlsruhe und der Region aus

Am zweiten Adventswochenende sind die Innenstädte normalerweise voll, die Kunden unterwegs auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Im Corona-Jahr sieht das anders aus, dazu kommt die kurzfristig eingeführte 2G-Regel für den Handel. Das hat Folgen.

Menschen sind am zweiten Adventssamstag in der Karlsruher Innenstadt unterwegs.
Wichtiges Utensil am zweiten Adventssamstag: der Regenschirm. Das schlechte Wetter und die 2G-Regel belasteten den Einzelhandel in Karlsruhe. Foto: Jörg Donecker

Die einen sagen, es hätte kaum schlimmer kommen können, die anderen sind zwar nicht zufrieden, aber immer noch verhalten optimistisch, was den Endspurt im Weihnachtsgeschäft betrifft.

Zur Halbzeit am zweiten Adventssamstag fällt die Bilanz in Karlsruhe, Ettlingen, Pforzheim und im Landkreis Rastatt sehr gemischt aus. Das schlechte Wetter macht hier wie da weniger Laune als sonst aufs Bummeln, die Kundenzahl in den Geschäften bleibt sehr überschaubar.

Neben dem Wetter erweist sich auch die 2G-Regel als Herausforderung für den Handel. Sie sei als „überraschende und schlechte Botschaft kurzfristig am Freitag gekommen“, beklagt Centermanager Andreas Thielemeier von der Karlsruher Postgalerie.

30 bis 40 Prozent Umsatzrückgang in der Karlsruher Postgalerie

„Die Einzelhändler sind dringend auf ein gutes Weihnachtsgeschäft angewiesen und haben es jetzt mit vielen verunsicherten Kunden zu tun.“ Thielemeier spricht von 30 bis 40 Prozent Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr, als am zweiten Adventwochenende schon die coronabedingte Quadratmeterbeschränkung im Handel galt. Gut gelaufen seien in der Postgalerie Geschenk- und Dekoartikel sowie teils schon reduzierte Winterware.

Wir haben vom schlechten Wetter profitiert.
Anne Klausmann, ECE-Center Karlsruhe

Seine Kollegin Anne Klausmann vom ECE-Center mit seinen 130 Geschäften sagt: „Wir haben vom schlechten Wetter profitiert, die Leute sind gern in einen geschützten Raum gekommen.“ Während wie in der Postgalerie an den zentralen Eingängen 2G nicht kontrolliert wird, da sich in beiden Häusern auch Geschäfte des täglichen Bedarfs befinden, stehen an den Türen zu Boutiquen, Schmuckläden und Elektrowarenanbietern entweder Security-Dienste oder jeweils eigenes Personal.

Sie lassen sich Impfzertifikate sowie Personalausweise zeigen. Die Kunden „reagieren fast alle verständnisvoll“, so Klausmann. Lange Schlangen bilden sich bei Wind und starkem Regen den Samstagnachmittag über nur vor den diversen Corona-Testzentren, in den Parkhäusern jenseits des ECE gibt es anders als sonst im Advent reichlich Platz.

Sternlesmarkt-Beschicker verkaufen im Pop-up-Store in Ettlingen ihre Waren

In Ettlingen mit seinen vielen kleinen und vorwiegend inhabergeführten Läden im Zentrum wird der Sternlesmarkt, sonst ein großer Frequenzbringer im Advent, weiter schmerzlich vermisst. In Bekleidungsgeschäften, bei Juwelieren und in den Buchhandlungen ist zwar etwas los, aber nicht übertrieben viel.

Von der 2G-Regelung profitiert nur der Online-Handel.
Claudia Golder, Werbegemeinschaft Ettlingen

„Von der 2G-Regelung profitiert nur der Online-Handel“, sagt Claudia Golder, Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft. Die Leute bestellten jetzt halt bei Amazon anstatt sich in den stationären Handel aufzumachen. Hinzu komme das verheerende Wetter, das gerade noch gefehlt habe.

Als Publikumsmagnet erweist sich der neue Pop-up-Store auf der Einkaufsmeile Leopoldstraße, in dem die Stadt Ettlingen Kunsthandwerkern, die sonst auf dem Sternlesmarkt ihr Geld verdienen, bis 23. Dezember Platz bietet. „Eine tolle Idee“, findet Kundin Bettina Lindmayer. Und Dennis Bayer, der seine Kerzen dort verkauft, meint schlicht: „Besser als nichts.“

In Pforzheim gilt 2G im Einzelhandel bereits seit dem 24. November

Entspannt shoppen ist auch in Pforzheim nicht möglich. Doch in der Goldstadt gilt nicht erst seit neuestem, sondern schon seit dem 24. November die 2G-Regel im Einzelhandel. Das Smartphone mit dem digitalen Impfpass und der Personalausweis sind ständiger Begleiter, wenn es darum geht, in ein Geschäft zu kommen.

Thomas Sänger, Manager der Schlössle-Galerie erklärt, dass das Einkaufcenter nach der Einführung der 2G-Regel rund fünf Prozent weniger Kunden verzeichne. Es zieht sich durch: Viele der befragten Einzelhändler im Center selbst, aber auch außerhalb, beklagen einen Rückgang in der Kundenfrequenz.

Da in der Gastronomie die 2G-plus-Regel gilt, gibt es beispielsweise bei manchen Betreibern von Cafés die Überlegung, ob es nicht wirtschaftlicher wäre, für eine Zeit lang – während 2G plus – zu schließen, anstatt den Betrieb weiter laufen zu lassen.

Einzelhändler im Landkreis Rastatt hoffen auf Shopping vor Ort anstatt im Internet

Nicht direkt von den verschärften Corona-Einschränkungen betroffen ist der Landkreis Rastatt: Hier galt 2G wegen der hohen Inzidenz bereits seit etwa eineinhalb Wochen. Vor allem zu Beginn dieser Regelung hätten sie sich einiges anhören müssen und seien mitunter von Impfgegnern angegangen worden, berichten mehrere Händler aus dem Murgtal. Die meisten Kunden hätten aber Verständnis.

Schließlich wollen alle, dass es die Läden vor Ort auch nächstes Jahr noch gibt.
Melitta Strack, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Gaggenau

Voll sind die Geschäfte hier am zweiten Adventssamstag aber bei Weitem nicht. „Wir hoffen, dass zum Beispiel Familien doch noch ihren Weg in die Stadt finden anstatt nur online zu bestellen, schließlich wollen alle, dass es die Läden vor Ort auch nächstes Jahr noch gibt“, sagt Melitta Strack, Inhaberin der Jeans Box und Vorsitzende der Werbegemeinschaft Gaggenau.

Ihre Kollegin von der Werbegemeinschaft Gernsbach, Sabine Katz von der Bücherstube Katz, sieht das ähnlich. „90 Prozent der Kunden sind auch froh über die Kontrollen der Nachweise, weil sie sich hier so selbst sicherer fühlen.“

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