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Beeren, Bärlauch und Co.

Nahrhafte Heimat – Was man im Laufe des Jahres sammeln kann

Bärlauch, Birnen oder Pilze – fast das ganze Jahr lang kann man draußen Kräuter, Früchte und andere Gewächse sammeln. Wir haben einige Leckereien zusammengetragen, die unsere Region hergibt.

Holund
Holunder Foto: momanuma - stock.adobe.com

Wo diese sind, erfuhr man früher durch Zufall oder Mundpropaganda.

Heute bietet beispielsweise die Internetplattform mundraub.org ein Karte, auf der Nutzer Streuobstwiesen, Beerensträucher und mehr markieren, wo man legal ernten kann.

Trotzdem: Wer etwas ernten möchte, sollte zuvor immer klären, ob die Pflanze auf privatem Grund steht. Auch in Naturschutzgebieten ist das Sammeln tabu. Darüber hinaus sieht das Bundesnaturschutzgesetz vor, dass nur geringe Mengen für den persönlichen Bedarf mitgenommen werden dürfen.

Wildkräuter: ab Februar

Löwenzahn
Löwenzahn Foto: Reddogs - stock.adobe.com

Spitzwegerich, Giersch, Gundermann und Brennnessel – sie haben schöne Namen und wachsen fast das ganze Jahr lang überall in der Region, doch über Wildkräuter muss man erst einmal etwas lernen, bevor man sie genießen kann. Wer sich dieses Wissen nicht selbst aneignen möchte, für den bietet sich eine Wildkräuterwanderung an, für die es viele Anbieter gibt. Einige von ihnen sind unter www.schwarzwald-tourismus.info zusammengefasst.

Zu den ersten Wildkräutern im Jahreslauf gehört die Schafgarbe, die auf Wiesen, Äckern und in lichten Wäldern schon ab Februar zu finden ist. Ein gutes Anfänger-Wildkraut ist der Löwenzahn. Er ist leicht zu bestimmen und wächst bei vielen im eigenen Garten, spätestens aber auf dem nächsten Feld. Die Blütezeit der Pflanze beginnt schon im März. Essbar sind alle Teile des Löwenzahns, nur der Stängel verursacht bei manchen Menschen Magenbeschwerden. Man kann aus ihm Pesto, Löwenzahnhonig und Pflegeprodukte herstellen. Am einfachsten ist, mit seinen Blättern und Blüten einen Salat aufzupeppen.

Bärlauch: März bis Mai

Bärlauch
Bärlauch Foto: Birgit Brandlhuber - stock.adobe

Er gehört zu den schönsten Düften des Frühjahrs: der leichte Knoblauchgeruch, den der beliebte Bärlauch verbreitet. Manchmal schon im März, definitiv im April sprießen die aromatischen Blätter des Frühlingskrauts im Unterholz feuchter Wälder aus der Erde und warten darauf, gesammelt zu werden.

Sie eignen sich unter anderem ideal für Pesto, für das man einfach 200 g Bärlauch mit 25 g gerösteten Pinienkernen, 25 g Parmesan, ein wenig Salz und gut 200 ml Olivenöl mixen muss.

Auch, wenn es häufig gesagt worden ist: Bitte beim Sammeln äußerste Vorsicht walten lassen. Die grünen Blätter des Bärlauch sind sehr leicht mit denen ihrer äußerst giftigen Doppelgänger, den Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen, zu verwechseln.

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Beim Bärlauch sprießt jedes Blatt an einem einzelnen Stängel aus dem Boden, meist in Gruppen dicht beieinander. Bei Maiglöckchen wachsen immer zwei Blätter an einem Stängel. Bei Herbstzeitlosen entwickeln sich den Stängel umfassende Blätter, die zunächst eng am Stängel anliegen und sich dann öffnen.

Holunder: Juni bis Oktober

Holunder ist leicht zu finden, wenn man weiß, wo man suchen muss: Ab Anfang Juni blüht er wie wild auf Waldlichtungen sowie entlang von Böschungen, Wegesrändern und im Windschatten von Gebäuden. Auf verlassenen Bauernhöfen wächst Holunder wegen der nährstoffreichen Böden besonders reichlich.

Zum Sammeln schneidet man die Dolden ab und legt sie in einem Korb, um die Blüten nicht zu zerdrücken. Der Sirup ist einfach gemacht: Etwa 30 Dolden in eine große Schüssel geben und drei mitsamt ihrer Schale in Scheiben geschnittene Zitronen zugeben. 1,5 l Wasser, 1,5 kg Zucker und 50 g Zitronensäure aufkochen und in die Schüssel dazugießen.

Gut zudecken, drei Tage lang ziehen lassen und dabei den lieblichen Duft im ganzen Haus genießen. Anschließend durch ein Sieb abschütten und in Flaschen füllen.

Auch die Beeren des Holunders sind essbar. Sie sind etwa ab August reif und sollten auch erst dann geerntet werden, da sie vorher giftig sind. Sie können beispielsweise zu Saft verarbeitet werden, indem ein Kilo Früchte mit 100 g Zucker eine Stunde lang gekocht werden.

Wilde Beeren: Juni bis August

Brombeeren
Brombeeren Foto: liubov/Adobe Stock

Sie gehören zum besten, was die heimischen Wälder für uns Menschen bereithalten: Beeren. Ob Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren oder die kleinen roten Walderdbeeren – es ist kaum möglich, einem Strauch voll reifer Früchte zu widerstehen.

Zu finden sind Beerensträucher in den Wäldern der Region. Oft muss man einfach Glück haben. ein bisschen Nachhelfen kann man dem Glück aber beispielsweise mit einem Besuch in Enzklösterle, dem selbsternannten Heidelbeerdorf bei Pforzheim, in dessen Tannenwäldern die blauen Früchte besonders gut wachsen.

Wer Beeren sammeln will, sollte einiges beachten. Erstens: Über die genannten Beeren hinaus nur sammeln, wenn man sich auskennt, zu groß ist die Gefahr einer Vergiftung. Zweitens: Nicht direkt an stark befahrenen Straßen sammeln.

Drittens: Um Infektionen zu vermeiden, sollten Früchte vor dem Verzehr grundsätzlich gewaschen werden. Beeren, die nah am Boden gesammelt wurden, lieber zu Marmelade verarbeiten.

Äpfel, Birnen und Co.: August bis Oktober

rote Äpfel
Äpfel Foto: Janelle/Adobe Stock

Streuobstwiesen sind ein Thema für sich. Vor allem in Baden-Württemberg, wo nach Angaben der Landesregierung die größten zusammenhängenden Streuobstbestände in ganz Europa stehen. Da diese allerdings oft nicht mehr bewirtschaftet werden und deshalb akut bedroht, unterstützt das Land aktiv Initiativen, welche die Bewirtschaftung, Nutzung und Verwertung von Streuobstbeständen fördern.

Zu ihnen gehört die Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Sie bringt Besitzer von Wiesen mit Apfel-, Birnen, Pflaumen- und Kirschbäumen mit Menschen zusammen, die sie bewirtschaften wollen, vermarktet Obstsaft und gibt Kurse (streuobstinitiative.de).

Wer ohne Kosten nur ein paar Früchte für den Eigenbedarf pflücken möchte, kann sich bei der Heimatgemeinde kundig machen, wo öffentliche Obstbäume stehen, von denen geerntet werden kann. Private Obstbaumbesitzer kennzeichnen ihre Bäume zu diesem Zweck zum Teil mit einem gelben Papierband.

Hagebutte: ab September

Hagebutten
Hagebutten Foto: Forgem - stock.adobe.com

Für viele Menschen besteht die einzige Verbindung zu Hagebutten in der Erinnerung an den Hagebuttentee, der ihnen einst im Landschulheim aus dampfenden Kannen eingeschenkt wurde und entweder leicht säuerlich oder nach gar nichts schmeckte. Dabei tut das der roten Frucht der Wildrose, die unter anderem zum Bersten mit Vitamin C gefüllt ist, grobes Unrecht.

Zugegeben, es ist nicht unaufwändig, Hagebutten zu verarbeiten. Zum Ernten sollte man Handschuhe tragen, um sich nicht an den Stacheln der Wildrose zu stechen, die im übrigen vielerorts einfach am Wegesrand wächst. Zu Hause können die Handschuhe gleich angelassen werden, denn die haarigen Kerne der Hagebutte müssen entfernt werden, da sie auf der Haut und im Mund ziemlich jucken können.

Ist das geschafft, kommt der Hagebutte großer Auftritt. Mit 250 g Gelierzucker (2:1), 125 ml Wasser und dem Saft einer halben Zitrone auf 500 g Fruchtfleisch, die man etwa 15 Minuten lang aufkocht, wird sie zur herb-süßen Hagebuttenmarmelade. Oder man macht sie zu einem aromatischen Tee, der so gar nichts mit dem aus der Erinnerung zu tun hat, versprochen.

Pilze: ab September

Steinpilze
Steinpilze Foto: Ivan/Adobe Stock

Passionierte Pilzsammler hüten ihre besten Stellen gerne wie Staatsgeheimnisse, Nachfrage zwecklos. Trotzdem: Auch ohne große Erfahrung kann man mit Glück und Geduld im Schwarzwald rund um Calw, im Bienwald bei Wörth, in den Wäldern im Karlsruher Norden und im Murgtal Maronen-Röhrlinge, Parasolpilze, Rotkappen, die begehrten Steinpilze und sogar Pfifferlinge finden.

Dabei gibt es ein paar Regeln: Wer sammelt, sollte seine Funde nicht mit dem Messer abschneiden, sondern im Ganzen aus dem Boden drehen. Die zugelassene Menge ist nicht genau definiert, mehr als ein Kilo pro Tag sollte aber nicht ins Körbchen wandern.

Auch bei Pilzen gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, denn die Wälder der Region bieten auch giftige Exemplare. Bitte deshalb nur Pilze verzehren, die man zweifelsfrei als essbar bestimmt hat.

Wer sich unsicher ist, für den bietet das Naturkundemuseum in Karlsruhe jeden Herbst montags von 17 bis 19 Uhr eine Pilzberatung an, bei der man seine Fundstücke zeigen und eventuelle Giftpilze aussortieren lassen kann. Start soll dieses Jahr am 15. August sein.

Esskastanie: ab September

Esskastanien fallen von vielen Bäumen in der Region, doch man kann die je nach Gattung auch Marone genannte Nussfrucht nicht erwähnen, ohne einen Blick über den Rhein zu werfen. In der Pfalz gehört die „Keschde“ nämlich so weit zum Kulturgut, dass ihr zu Ehren sogar Feste gefeiert werden.

So lohnt sich etwa im Oktober, wenn die Esskastanien von den Bäumen fallen, ein Besuch des Pfälzer „Keschdewegs“ – eines geschlagene 60 Kilometer langen Wandewegs, der von Hauenstein über Annweiler am Trifels bis Neustadt an der Weinstraße führt.

Auch Dossenheim bei Heidelberg ist berühmt für seine Esskastanien und in Gaggenau-Oberweier ist ebenfalls ein – hier mit „t“ geschrieben – „Keschteweg“ zu finden. Zudem feiert die Gemeinde im Oktober ihr traditionelles „Keschtefest“.

Egal wo sie gesammelt wurden, den Geschmack der Esskastanie genießt man am einfachsten, wenn man sie im Ofen röstet. Dazu mit einem scharfen Messer je ein Kreuz in die Schale der Esskastanie schneiden – es macht nichts, wenn man das Fruchtfleisch dabei anritzt.

Auf einem Backblech verteilen und zusammen mit einer mit Leitungswasser gefüllten, ofenfesten Schale bei 150 Grad Umlauft etwa eine halbe Stunde lang im Ofen rösten.

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