Die deutsch-italienische Freundschaft lebt. Und nicht nur das: Die 15 Jahre alte Partnerschaft zwischen Ettlingen und dem sizilianischen Menfi hat neuen Schwung bekommen. Zuletzt war sie – auch bedingt durch Corona und die damit einhergehende Pause beim Reisen – etwas eingeschlafen.
Am Wochenende zeigte sich gleich in mehrfacher Hinsicht, dass die Verbindung noch funktioniert: Beim Feiern im Schloss gemeinsam mit vier weiteren Ettlinger Partnerstädten genauso wie bei der Einweihung der Piazza Menfi am neu bebauten Festplatz.
Als Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) im Asamsaal den Satz formulierte, wonach Ettlingen der nördlichste Vorort von Menfi sei, und Menfi der südlichste von Ettlingen da brandete spontaner Beifall im international besetzten Publikum auf.
Städtepartnerschaft mit Ettlingen: Rathauschefin Mauceri lädt nach Menfi ein
Der Applaus war auch Menfis Rathauschefin Marilena Mauceri sicher, als sie sagte: „Wir mögen unterschiedlich sein, dennoch verfolgen wir eine gemeinsame Linie. Das macht unsere Partnerschaft aus.“ Mauceri lud auch gleich zur Umbenennung der Piazza della Riviera am Strand von Menfi in Piazza Ettlingen kommendes Frühjahr ein.
Die Bürgermeisterin, vor vier Jahren neu ins Amt gewählt, überreichte Köstlichkeiten vom Hof der Familie Montalbano, die regelmäßig auf der europäischen Meile beim Ettlinger Marktfest Präsenz zeigt.
Künftige Ortseingangsschilder mit Hinweis auf Städtepartnerschaft
Da ließ sich Arnold nicht lumpen: Von der Stadt gab`s drei eigens angefertigte Ortseingangsschilder für Menfi mit dem Hinweis auf „Gemellaggio dal 2007“, also Städtepartnerschaft seit 2007.
Der Rathauschef sprach davon, dass er „große Dankbarkeit“ darüber empfinde, was am Wochenende in Ettlingen in Sachen Städtepartnerschaft bewegt worden sei. In Workshops, an denen die Vertreter aus Menfi, Middelkerke, Clevedon, Löbau und Epernay teilnahmen, seien neue Projekte angestoßen worden.
So soll unter anderem der Kontakt ins sächsische Löbau unter dem neuen OB Albrecht Gubsch vertieft werden, das 2021 ausgefallene 50. Jubiläum mit dem belgischen Middelkerke will man in wenigen Wochen nachholen, und vor allem soll die 70 (!) Jahre alte enge Verbindung mit dem französischen Epernay Ende Juni 2023 in Ettlingen groß gefeiert werden.
Junge Menschen sind für die Städtepartnerschaften unverzichtbar.Johannes Arnold, Oberbürgermeister
Angedacht ist, dass sich Schulen beider Städte genauso einbringen wie Sportler (Sterneradtour/gemeinsamer Lauf) und der Jugendgemeinderat. Gerade das Engagement junger Menschen sei unverzichtbar, so der OB, um die Städtepartnerschaften auch künftig am Leben zu halten.
Arnold und später dann Stadtrat Lorenzo Saladino (CDU), erinnerten daran, dass es einst Gastarbeiter waren, die aus Menfi nach Ettlingen kamen. Sie fanden Arbeit in Betrieben wie Bardusch, Papier Schneider oder Köhler decor und integrierten sich. Man gründete das Centro italiano (1979) in der Stadt, das heute Zentrum für italienische Lebensfreude und Kultur ist. Aus Arbeitskräften wurden Freunde (2004) und schließlich Partner (2007).
Schon am Freitagabend beim Begrüßungsempfang für die Partnerstädte machten Sebastien Horzinski (Tourismuschef Epernay), Arsène Henon (Partnerschaftskomitee Middelkerke), Partnerschafts-Urgestein Brian Chislett (Clevedon) und Albrecht Gubsch deutlich, wie wichtig ihnen der europäische Gedanke gerade in Zeiten der Krise und des Krieges sei. OB Arnold verhehlte dabei nicht, dass er das Fehlen des russischen Gatschina bedauere.
Treffen mit Gatschina derzeit undenkbar
Ettlingen fühle sich mit den Menschen jenseits des Regimes weiter verbunden, ein Treffen mit den Offiziellen sei aber derzeit undenkbar. Dafür dass zwischen Französisch, Englisch, Italienisch und Deutsch reibungslos hin und her gewechselt wurde, sorgte Übersetzer Dario Cordone.
Das Posaunenquartett der Musikschule umrahmte den Festakt, während italienische Vollblutmusiker der Formation „Solo noi“ dafür sorgten, dass im Schloss bis spät in den Samstagabend bei „Azzurro“, „Volare“ und anderen Hits die Post abging.