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Zähe Tarifverhandlungen

60 Mitarbeiter der AVG streiken in Ettlingen

Ein Warnzeichen haben am Donnerstag die Beschäftigten der AVG-Standorte Ettlingen, Menzingen und Forbach gesetzt. Wegen des Streiks fiel unter anderem die Reinigung der Bahnen flach.

Fühlen sich ungleich behandelt: Mitarbeiter der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) bei der zentralen Versammlung der Streikenden in Ettlingen.
Fühlen sich ungleich behandelt: Mitarbeiter der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) bei der zentralen Versammlung der Streikenden in Ettlingen. Foto: Julia Trauden

Sie wollen mehr Weihnachtsgeld, höhere Zulagen für Nachtdienste sowie Leistungs- und Treueprämien ohne Abzug für krankheitsbedingte Ausfälle: Rund 60 Beschäftigte der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) haben am Donnerstagmorgen auf dem Betriebshofgelände in Ettlingen die Arbeit niedergelegt. Zum Streik aufgerufen hatte die Gewerkschaft verdi.

Auf den Fahrbetrieb hatte der Streik keine Auswirkungen, da er sich auf die Mitarbeiter der Bereiche Fahrzeugwartung, Wagenreinigung, Elektronik und Haltestellenservice bezog.

Konkret bedeutete das etwa, dass Mülleimer in den Bahnen nicht geleert wurden und Toiletten nicht gereinigt wurden, Reparaturen waren ebenso nicht möglich.

In Ettlingen fand die zentrale Versammlung der Streikenden statt, zu der auch Mitarbeiter der AVG-Werkstatt in Menzingen und der Bahnmeisterei in Forbach kamen. Mit der Beteiligung zeigte sich der Verhandlungsführer von verdi Baden-Württemberg, Jan Bleckert, sehr zufrieden.

Die Beteiligung an diesem ersten Arbeitskampftag ist deutlich höher als erwartet.
Jan Bleckert, verdi-Verhandlungsführer

60 der rund 80 zum Streik aufgerufenen Angestellten waren zur zentralen Veranstaltung in Ettlingen gekommen, das entspricht einer Beteiligung von 75 Prozent.

Damit sei sie „deutlich höher als erwartet“, so Bleckert. „Mit diesem starken Signal an den Arbeitgeber hoffen wir auf einen baldigen Termin für die Fortsetzung der Verhandlungen.“

Letztere stagnieren laut Günter Höhn vom AVG-Betriebsrat: „Wir verhandeln seit anderthalb Jahren mit der Geschäftsleitung“, sagt er. Vier Verhandlungsrunden hat es schon gegeben, die letzte wurde am 11. Oktober ohne Ergebnis abgebrochen. „Wir haben das Gefühl, das wird einfach nicht ernst genommen“, sagt Höhn.

Der erste Streik der AVG-Beschäftigten seit 20 Jahren solle alle Mitarbeiter einbeziehen, nicht nur einzelne Gruppen: „Der Kuchen, der verteilt wird, muss an alle Mitarbeiter verteilt werden“, betont Höhn.

AVG-Mitarbeiter wollen volles Weihnachtsgeld und höhere Nachtzuschläge

Nils Jost ist einer derjenigen, die am Donnerstag die Arbeit niedergelegt haben. Der 26-Jährige arbeitet seit Januar 2016 in der Wagenreinigung für die AVG. Die Fahrgäste, meint er, würden vom Streik schon etwas mitbekommen, auch wenn der Fahrbetrieb nicht betroffen sei.

„Bis zum Mittag laufen die Mülleimer über“, vermutet er, und auch die Toiletten müssten vermutlich irgendwann gesperrt werden.

Jost leistet Nachtschichten und arbeitet an Wochenenden. Dafür, findet er, hätte er ein Weihnachtsgeld in Höhe eines vollen Monatsgehalts verdient, wie es seine Kollegen bekommen, und nicht nur eines, das 60 Prozent des Monatsgehalts entspricht.

Außerdem ist Jost der Meinung, dass sein Nachtzuschlag genauso hoch sein sollte wie der eines Fahrzeugführers.

Bereitschaftsdienst am Wochenende zählt auch zum Alltag

Auch Patrup Florin fühlt sich ungleich behandelt. Der 42-Jährige ist am Donnerstagmorgen aus Menzingen zur Versammlung der Streikenden gekommen.

Seit acht Jahren arbeite er als Elektroniker für die AVG, erzählt er, und sei als solcher auch für die Behebung von Störungen an Stellwerken zuständig. Funktionieren die nicht einwandfrei, können die Bahnen nicht fahren.

Florin berichtet davon, wie er im Bereitschaftsdienst zu einem Stellwerksausfall auf der Linie S4 gerufen wurde, und die halbe Nacht von Freitag auf Samstag mit der Behebung des Problems beschäftigt war.

Samstag und Sonntag sei er dann nochmal gerufen worden. „Insgesamt war ich 14 Stunden unterwegs“, sagt er und betont: „Ich mache das fürs Geschäft.“ Für seinen Einsatz sollte er auch entsprechend belohnt werden, meint Florin.

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