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Verkaufsstart am Montag

9-Euro-Ticket sorgt in Ettlingen für Schlangen vor dem KVV-Kundenzentrum

Für Tagesausflüge wollen einige künftig die Bahn statt des Autos nutzen. Mancher befürchtet durch den Ansturm auf die günstigen Tickets aber auch überfüllte Züge und Busse.

Drei Frauen stehen Schlange vor dem KVV-Kundenzentrum am Ettlinger Stadtbahnhof.
Schlange stehen heißt es am Montagmittag vor dem KVV-Kundenzentrum am Ettlinger Stadtbahnhof. Foto: Julia Trauden

Schlange stehen heißt es am Montagmittag vor dem KVV-Kundenzentrum am Ettlinger Stadtbahnhof. Zahlreiche Menschen wollen sich dort das 9-Euro-Ticket sichern, mit dem man ab 1. Juni Regionalbahnen, Busse und Straßenbahnen in ganz Deutschland nutzen kann.

Vor allem Rentner kämen, um die Angebotskarte zu kaufen, berichtet KVV-Mitarbeiterin Aniko Giske, die seit 8 Uhr am Verkaufsschalter sitzt. „Aber auch einige Mamas, die Karten für ihre Kinder besorgen wollen.“

Mehr als 400 vergünstigte Tickets hat Giske bis 13 Uhr bereits ausgegeben. „Ich hatte mit mehr gerechnet“, sagt sie, doch der Tag sei ja noch nicht vorbei. Einige Kunden hätten sich gleich das 9-Euro-Ticket für alle drei Monate, also Juni, Juli und August, gesichert, andere erst einmal die Karte für den Juni.

Besitzer von Monatskarten brauchen kein Extra-Ticket

Hannelore Tschoepe hat sich früh auf den Weg zur KVV-Verkaufsstelle gemacht, weil sie mit einem großen Ansturm gerechnet hatte. Anders als befürchtet, muss die Ettlingerin jedoch nur wenige Minuten warten, bis sie an der Reihe ist – um dann festzustellen, dass sie als Inhaberin einer Senioren-Monatskarte gar nicht extra ein 9-Euro-Ticket buchen muss.

Ihr Abopreis wird automatisch reduziert, sodass sie in den kommenden drei Monaten jeweils nur neun statt 48 Euro zahlt.

Die Monatskarte braucht Tschoepe, weil sie regelmäßig von Ettlingen nach Rüppurr zum Friedhof fährt, oder auch mal nach Bad Herrenalb. Von dem Geld, das sie durch das vergünstigte Ticket spart, will sie sich etwas gönnen: „ein Paar Schuhe oder eine Jacke“, sagt sie.

In der Regel fahre ich mit dem Auto.
Hans Kutterer, Rentner aus Ettlingen

Hans Kutterer, der hinter Tschoepe in der Schlange steht, hat keine Monatskarte für die Straßenbahn. „In der Regel fahre ich mit dem Auto“, erzählt er. Das 9-Euro-Ticket ist für den Ettlinger ein Anlass, es mit dem ÖPNV zu probieren.

Der 71-Jährige will sich zunächst ein Ticket für den Juni kaufen und „mal gucken“, wie voll die Bahnen sein werden – etwa bei Tagesausflügen nach Bad Herrenalb oder Baden-Baden.

Neun Euro seien einfach unschlagbar günstig: „Eine einfache Fahrt nach Karlsruhe kostet ja sonst schon fast vier Euro.“

9 Euro statt 97 Euro pro Monat für die Fahrt zur Arbeitsstelle

Nicht für Ausflüge, sondern für den täglichen Weg zur Arbeit nutzt Stefanie Schlötterer üblicherweise den ÖPNV. „Ich wohne in Malsch-Völkersbach und fahre jeden Tag nach Ittersbach“, sagt die 53-Jährige.

Normalerweise zahlt sie für ihr Monatsticket 97 Euro – in den kommenden Monaten werden ihr davon 88 Euro gutgeschrieben.

Neun Euro, das ist ja fast geschenkt.
Stefanie Schlötterer, Angestellte aus Völkersbach

Für eine Kollegin, die keine Monatskarte hat, hat Schlötterer das 9-Euro-Ticket im KVV-Kundenzentrum in Ettlingen gekauft. „Ich finde das Angebot gut“, lobt sie. „Neun Euro, das ist ja fast geschenkt.“

Zumal man mit dem Ticket durch ganz Deutschland fahren könne. Schlötterer kann sich Ausflüge mit dem Zug nach Heidelberg oder Mannheim vorstellen.

Dauer der Fahrten mit Regionalbahnen ist für junge Leute ein Manko

Über Zugfahrten nach München, Berlin oder Sylt haben sich Theofanis Neteltsidis und seine drei Mitschüler von der Albert-Einstein-Schule informiert.

Die jungen Männer haben ein KVV-Schülerabo, das automatisch in ein 9-Euro-Ticket umgewandelt wird. Am Montagmittag warten die vier an der Ettlinger Haltestelle Wasen auf ihre Bahn nach Hause.

Ein 9-Euro-Ticket, im Hintergrund sieht man die Haltestelle Ettlingen Wasen.
Billiger geht’s kaum: Auch am Kiosk am Ettlinger Wasen gehen am Montag zahlreiche 9-Euro-Tickets über die Theke. Foto: Julia Trauden

„Mal ausprobieren“ wollten sie die erweiterten Reisemöglichkeiten des 9-Euro-Tickets schon, erklären sie unisono. Allerdings sehen sie auch einige Haken.

Da wäre zum einen die Fahrtdauer. „Nach München braucht man neun Stunden mit der Regionalbahn, nach Berlin 18“, erzählt Theofanis von seinen Recherchen. „Und die Züge werden überfüllt sein“, wirft Mitschüler Daniel ein.

Die Resonanz ist sehr gut.
Claudia Schmid, Inhaberin Wasen-Kiosk

Andere schreckt das nicht ab. Die Inhaberin des Wasen-Kiosks, Claudia Schmid, hat zwischen 10 und 12 Uhr insgesamt 30 9-Euro-Tickets verkauft. An Ältere, aber auch an Jugendliche und an die beiden Angestellten des Friseurs um die Ecke. „Die Resonanz ist sehr gut“, sagt sie.

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