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Faszination und Gefahr gleichermaßen

Alpenfilm-Festival lockt Bergfans zum Open Air ins Ettlinger Kino Kulisse

Es ist eine riskante Leidenschaft, mit den Bergen. Das wusste auch Line van den Berg, die bei einem Lawinensturz ums Leben kam. Ein Film zeigt ihre Geschichte in der Kulisse in Ettlingen.

Frauen in den Bergen
Die niederländische Bergsteigerin Line van den Berg ließ bei einem Lawinenunglück ihr Leben. Ein Film über sie war Bestandteil des Alpenfilmfestivals zum Auftakt des Ettlinger Open-Air-Kinos. Foto: Alpenfilm festival

Dieter Werner ist eigens aus Rastatt angereist. Er ist passionierter Wanderer und Alpinist und hat nach seiner Pensionierung mehr Zeit, um dieses Hobby zu leben. Sein Ziel am Donnerstagabend ist der Biergarten des Ettlinger Kinos Kulisse.

Dort beginnt die neue Open-Air-Saison mit dem Alpenfilm-Festival der Bad Tölzer Philosophin, Alpinistin, Berg-Buchautorin und Filmemacherin Sandra Freudenberg. Werner freut sich auf die vier Kurzfilme, die Freudenberg mitgebracht hat, ist aber bei einem etwas enttäuscht, wie er sagt.

Für Freudenberg ist die Niederländerin Line van den Berg die beste Bergsteigerin aller Zeiten. In dem Film schildert sie die Erstbesteigung einer Wand im Mont-Blanc-Massiv durch eine Frau. Die Südwand des Grand Jurasse gilt als sehr schwierig.

Alpinistin stirbt bei Lawinenunglück

Zusammen mit ihrer Partnerin Fay formt van den Berg eine feministische Sicht ohne männliche Dominanz auf das Erobern der Berge. Das Tragische an diesem Film: Line van den Berg war noch bei der Premiere von Freudenbergs Festival-Tour dabei. Und nur wenige Tage später wurden sie und ihre Begleitung von einer Lawine in den Tod gerissen.

Sandra Freudenberg hat sich daraufhin mit Fay und van den Bergs Eltern darauf verständigt, den Film auf der Festivaltour von Kiel bis Bozen dennoch zeigen zu dürfen. „Ihre Eltern haben mir gesagt“, berichtet Freudenberg, „dass Line in den Bergen der glücklichste und zufriedenste Mensch war und ich solle die Aufnahmen gerne weiterhin zeigen.“ Tatsächlich waren es beeindruckende Bilder.

Filmemacherin kommt gern nach Ettlingen

Für die gläubige Katholikin Sandra Freudenberg haben die Begriffe heilig und Heiligtum eine besondere Bedeutung. Wobei Glaube und Kirche nicht unbedingt zusammenhängen. Kreuze gehören für sie nicht unbedingt auf Berggipfel. Sie liest sehr viel im Alten Testament.

Die Skandale, die insbesondere die Katholische Kirche derzeit erschüttern, tangieren sie damit nicht wirklich. Für die Frau, die auch gerne in Mittelgebirgen wie der Eifel klettert, sind Berge Heiligtümer und der Alpinismus ist für sie ein Kulturgut. Das lässt sich für Freudenberg auch ausgezeichnet in Filmen vermitteln.

Nach Ettlingen kommt Freudenberg sehr gerne wegen des guten Publikums, sagt sie. Und auch wegen guter Kontakte zu Kulisse-Chef Marcus Neumann. Sie ist zum zweiten Mal im Open-Air-Programm, das noch bis 1. September dauert.

Kulisse-Chef rechnet mit bester Open-Air-Saison

Marcus Neumann ist mit dem Vorverkauf bislang sehr zufrieden: „Manche Vorstellungen sind bereits Woche vorher ausverkauft“, berichtet er. Er bietet in gemütlicher Atmosphäre 460 Plätze auf Stühlen, Liegestühlen und an Tischen. Rund 200 Karten sind am Auftaktabend verkauft und damit sind selbstverständlich auch Lücken zwischen den Fans festzustellen. Neumann rechnet indes mit einer guten, wenn nicht der besten Open-Air-Saison der Kulisse. Die Blockbuster kommen noch.

Manche Vorstellungen sind bereits Woche vorher ausverkauft.
Marcus Neumann
Kulisse-Chef

Und die Atmosphäre ist tatsächlich recht entspannt. Da schlendern zwei ältere Männer beschwingt zur Vorprogramm-Musik und mit Bierflaschen in der Hand zu ihren Plätzen. Zwei junge Mädchen jonglieren riesige Popcorn-Tüten zu ihren Liegestühlen. Wieder andere haben sich einen Flammkuchen geholt und verzehren ihn genüsslich. Oder lassen sich ihr Bio-Getränk schmecken.

Der überwiegende Teil der Kinofans sind begeisterte Wanderer und Alpinisten, so etwa Susanne Schäfer-Morell aus Weingarten. Normalerweise arbeitet sie in einem Architekturbüro. Aber abends als Zweitjob in einer Kletterhalle. Und so oft wie möglich ist sie draußen und am Berg. Klar, dass Filme, wie die am Donnerstagabend, sie sehr interessieren.

Service

Weitere Filme im Open Air und Ticketverkauf: www.kulisse-ettlingen.de

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