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Klagen über Amphibiensterben

Tierschützer zählen rund um Ettlingen deutlich weniger Kröten und Frösche

Nach dem Winterschlaf beginnt die Krötenwanderung. Doch die Tierschützer zählen immer weniger Frösche und Kröten, die sie vor dem Tod bewahren können.

Bei der Krötensammlung
Im Schutz der Sammelkiste: Martin Reuter und Christine Frohnhöfer sammeln entlang des Zaunes an der L566 zwischen Rheinstetten und Ettlingen Erdkröten ein und bringen sie über die Straße. Foto: Stefan Lumpp

Der Winterschlaf ist vorbei. In diesen Tagen befinden sich viele Amphibienarten auf ihrer oft gefährlichen Wanderung zu den Laichgewässern. Wobei Regen und milde Temperaturen Kröten, Frösche, Molche und Co in diesem Jahr früher aus ihren Quartieren locken. Dies bestätigt auch Ettlingens Umweltkoordinator Peter Zapf: „Die Tiere spüren das. Wenn die Frostnächte ausbleiben und es tagsüber nicht kälter als sechs Grad ist, sind sie nicht mehr zu bremsen.“

Einige Arten kehren zur Fortpflanzung an ihre Geburtsgewässer zurück – oft ist diese Laichwanderung mit Gefahren verbunden, denn viele Wanderrouten führen über Straßen. Zahlreiche Kommunen, Naturschutzverbände und Ehrenamtliche setzen sich für den Schutz der Kröten und Frösche ein.

Tunnel sollen Frösche und Kröten vor dem Tod bewahren

Im Raum Ettlingen gibt es zwei markante Gebiete: Am Stadtausgang an der B3 Richtung Wolfartsweier sowie in Schöllbronn am Retzbach in der Nähe des Kriegerdenkmals. Hier führen betonierte, unterirdische Leiteinrichtungen die Amphibien auf die andere Straßenseite. Eine solche Untertunnelung befindet sich auch in Rheinstetten-Neuburgweier am Ortsausgang Richtung Au am Rhein.

Diese Unterführungen können die Tiere ganzjährig vor dem Verkehrstod bewahren, und sie erfordern nicht den täglichen Einsatz von Helfern. Einen Nachteil gibt es jedoch, wie Martin Reuter vom Umweltamt Rheinstetten erklärt: Die Kröten und Frösche würden statistisch nicht erfasst und es sei schwierig, eine Aussage über die Entwicklung der Populationen zu treffen.

Anders sieht es auf der Landesstraße 566 zwischen Rheinstetten und Ettlingen aus. Hier sind Schutzzäune aufgestellt. Die Kröten gelangen durch Falltüren in Sammelkisten. Diese sind zum Erdreich hin geöffnet, mit Laub ausgebettet und bieten somit Schutz in bitterkalten Nächten. Täglich bringen Mitarbeiter des Stadtbetriebs die paarungswilligen Tiere sicher über die Straße und setzen sie an den Gewässern im Naturschutzgebiet Dreispitz wieder aus.

An den Wochenenden sind Martin Reuter und seine Frau die Krötenretter von Rheinstetten. Leider werden ihre Eimer von Jahr zu Jahr immer leerer. „Die Zahlen sind sehr enttäuschend“, sagt Reuter und vergleicht diese mit dem Jahr 2020. Damals habe man 340 Erdkröten und 330 Springfrösche gezählt – zum diesjährigen Wanderhöhepunkt lägen diese im niedrigen zweistelligen Bereich.

Insbesondere die trockenen Sommer mit dem daraus resultierenden schlechten Wasserangebot würden den Amphibien Schwierigkeiten bereiten – sie fänden kaum Nahrung. Nicht alle Wanderrouten können das ganze Jahr abgesichert werden, weshalb viele der Jungtiere unter die Räder kommen. „Durch diesen permanenten Aderlass geht die Population zurück“, erklärt der Experte. Er hofft im Zuge des Ausbaus der L566 auf einen Krötentunnel.

Krötenwanderung mitten durch das Neubaugebiet in Malsch

Zäune für Kröten und Frösche in Hochzeitsstimmung befinden sich seit wenigen Tagen auch im Malscher Ortsteil Sulzbach. Die Route der Amphibien führt dort mitten durchs Neubaugebiet. 14 Freiwillige sind einem Aufruf der Gemeinde und des Umweltschutzvereins gefolgt.

Ein Rückgang der Populationen ist deutlich zu spüren.
Karl Görig, Umweltschutzverein Malsch

Bis April sind sie täglich zur Dämmerung unterwegs und garantieren den Tieren eine sichere Straßenüberquerung. Und Karl Görig vom Umweltschutzverein Malsch sucht weiter nach Ehrenamtlichen. Auch auf dieser Wanderroute sei ein Trend zu erkennen, wie Görig berichtet: „Ein Rückgang der Populationen ist deutlich zu spüren.“ Die Zahlen meldet er an die untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt.

BUND und Nabu appellieren derweil an die Autofahrer, in der Hochphase der Wanderung wachsam zu sein und langsam zu fahren. Denn auch ohne direkt überrollt zu werden, können die Amphibien qualvoll verenden. Durch schnelles Vorbeifahren erzeugter Luftdruck könnte innere Organe platzen lassen. Und schließlich gehe es auch um den Schutz der Ehrenamtlichen, die bei Dunkelheit am Straßenrand Tiere aufsammeln.

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