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Revival nach Corona-Zwangspause

Beim Klosterfest in Bad Herrenalb halten die Ritter Einzug

Ritter in echten Rüstungen, mit Schwertern und Schutzschilden marschierten am Wochenende durch das historische Klosterviertel. Was sonst noch geboten war und wie zufrieden die Händler sind.

Imposante Erscheinung: Zusammen mit seinen Freunden marschiert Markus Katz (Mitte) in voller Montur durch das Klosterviertel in Bad Herrenalb. Sie kleiden sich nach dem Vorbild historischer Ritterorden und Adelsgeschlechter.
Zusammen mit seinen Freunden marschiert Markus Katz (Mitte) in voller Montur durch das Klosterviertel in Bad Herrenalb. Foto: Julia Trauden

„Uff“, da kommt selbst ein Ritter ins Schwitzen. Als Markus Katz seine 25 Kilogramm schwere Rüstung inklusive Helm und Kettenhemd anlegt, steht ihm die Anstrengung ins Gesicht geschrieben.

Zwar sind die Temperaturen beim Klosterfest in Bad Herrenalb am Samstag weitaus erträglicher als noch vor wenigen Tagen. Dennoch: Bei 26 Grad und prallem Sonnenschein ist so eine Montur nicht ideal.

Katz und seine Ritterfreunde vom Mittelalterdorf sind das Highlight beim Klosterfest in der Kurstadt - zumindest für die jüngeren Besucher. Diese können nicht nur die eindrucksvollen Rüstungen bewundern, sondern auch Helme selbst anprobieren, Schwerter und Pfeil und Bogen in die Hand nehmen.

Beim Speerkauf legt Omi ihr Veto ein

Gabriele Glaser, die aus Sinzheim zum Kosterfest angereist ist, kann ihren Enkel Simon kaum losreißen von dem Stand mit der Ritterausrüstung. Einen Helm probiert der Achtjährige an, danach entdeckt er einen Speer, den er gerne mit nach Hause nehmen würde.

Aber keine Chance, bei Waffen - auch unechten - ist die Großmutter strikt. Samuels Hinweis, dass die Speerspitze ja „nur aus Kohle“ sei, kann sie nicht umstimmen. Es geht weiter zu anderen Ständen auf dem Klosterfest, das nach zweijähriger Corona-Pause am Wochenende wieder stattfinden konnte.

Neben dem Mittelalterdorf präsentieren Händler an Ständen im Klosterviertel und auf dem Weg zum Kurpark auch Kunsthandwerk, selbstgemachten Schmuck und Spielsachen, Dekoration und Kulinarisches. „Es sind schon schöne Sachen geboten“, lobt Gabriele Glaser, für die es der erste Besuch auf dem Klosterfest seit einigen Jahren ist.

Besucher schätzen die uriges, gemütliches Flair

Silvia und Hans Rauenbühler aus Schöllbronn sind „extra früh gekommen“, um dem großen Trubel am Samstagnachmittag und -abend zu entgehen. Der Kunsthandwerkermarkt locke sie, sagt Silvia Rauenbühler.

Vielleicht finde sie dort etwas Schönes für ihre Tochter, die gerade in ihr neues Haus eingezogen sei. Erstmal will das Ehepaar aber gemütlich über die Bummelmeile schlendern, die „urig gemütliche Atmosphäre“ genießen und sehen, was alles geboten ist.

Individueller Schmuck: Am Stand von Serap Balikan schauen sich Besucher die selbst gehäkelten Halsketten in der Auslage an.
Am Stand von Serap Balikan schauen sich Besucher die selbst gehäkelten Halsketten in der Auslage an. Foto: Julia Trauden

Zur urigen Atmosphäre trägt am Samstagnachmittag neben dem Mittelalterdorf auch der Musikverein Bad Herrenalb-Gaistal bei, der vor der Klosterscheuer Blasmusik spielt.

An den Bierzeltgarnituren vor der Bühne haben sich zahlreiche Besucher niedergelassen, zum Mittagessen oder um ein kühles Bier zu genießen.

Neubürger aus der Ukraine bieten Selbstgebackenes

Einer davon ist Vitaly Minchev, der erst seit kurzem in Bad Herrenalb wohnt. Zusammen mit seiner Frau ist er aus der Ukraine geflohen. So wie rund 100 andere Menschen, die in der Kurstadt leben.

Vor der Klosterkirche erzählen sie mit Bildern und Gedichten ihre Geschichte, zeigen Fotos von ihrer Heimat, wie sie vor dem Krieg aussah und wie jetzt.

Die schönsten Bilder:

Direkt nebenan bieten Inesse Fesan und Nataliia Klymova an einem Stand Selbstgebackenes an: Kuchen, gefüllte Teigtaschen, Kekse in den ukrainischen Farben. „Bedienen Sie sich“, lädt Inesse Fesan einen Besucher am Stand ein, zuzugreifen. Die Frau aus Kiew spricht schon ein paar Worte Deutsch.

Beim Kaufen sind die Menschen dieses Jahr zurückhaltender.
Serap Balikan, Marktbeschickerin

Die Bummelmeile mit ihren Essens- und Verkaufsständen hat sich derweil gefüllt. Die Mittagessenszeit ist vorbei, jetzt geht es auf Einkaufstour.

Am Stand von Serap Balikan interessiert sich eine Kundin für eine gehäkelte bunte Halskette. Am Ende entscheidet sie sich doch gegen den Kauf.

„Beim Kaufen sind die Menschen in diesem Jahr zurückhaltender“, hat Serap Balikan festgestellt. „Sie überlegen es sich dreimal, ob sie Geld ausgeben oder nicht.“

Dennoch ist die Neuenbürgerin zufrieden und froh, auf dem Klosterfest dabei zu sein. „Es gibt viele Stammkunden, die immer wieder kommen“, sagt sie, „ich bin ja schon seit Jahren dabei.“

Ich denke, das bringt dem Ort sehr viel.
Danièlle Lutzi, Inhaberin Modeboutique

Von dem Zulauf, den das Klosterfest bringt, profitiert auch Danièlle Lutzi, die eine Änderungsschneiderei und Boutique für Mode und Accessoires an der Kurpromenade betreibt.

Gerade der verkaufsoffene Sonntag bringe ihr Neukunden. „Es kommen viele Fremde, die sonst nicht hierher finden“, sagt sie. „Ich denke, das bringt dem Ort sehr viel.“

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