Von Sabine Zoller
„Unser Ziel ist die Gründung eines Heimatmuseums“, so Rosalinde Wetzel. von der Herrenalber Trachtengruppe. Im fast gleichen Atemzug fügt sie an: „Denn wir wollen die Geschichte unserer Heimat mit Leben füllen.“ Der Ausschuss der Bad Herrenalber Trachtengruppe hat dazu bereits die Weichen gestellt. Seit Jahresbeginn ist er selbstständig. Davor gehörte die Trachtengruppe viele Jahre dem Schwarzwaldverein Bad Herrenalb an
„Wir sind nun ein eigenständig agierender und eingetragener Verein, der sich auf die Fahne geschrieben hat, die Traditionen der Kurstadt zu wahren. Dabei wollen wir nicht nur durch traditionelle Volkstänze und Auftritte auf das Erbe unserer Vorfahren aufmerksam machen, sondern in Zukunft auch ein Museum aufbauen, in dem es Geschichte und Geschichten zum Anfassen gibt.“
Mit viel Elan und Energie zeichnet die gebürtige Herrenalberin die Vision des neu gegründeten Vereins, aufbauend auf den vielen Jahren währende Aktivitäten als Untergruppe des Schwarzwaldvereins. Wie zum Beispiel Mitwirkung bei Festivitäten der Kurstadt oder Teilnahmen bei internationalen Trachtenumzügen wie dem Münchner Oktoberfest, bei denen sie die Heimatstadt stets würdig repräsentierten.
Statt Bollenhut eine Backenhaube
Wir tragen eine Backenhaube“, erklärt Rosalinde Wetzel. Sie steht der Herrenalber Trachtengruppe seit 2006. „Natürlich gehört zum Schwarzwald das Image des Bollenhut tragenden „Schwarzwaldmädels“, obwohl es bei den Schwarzwaldtrachten eine Vielzahl von verschiedene Kopfbedeckungen gibt“, so Wetzel.
Bei ihren Auftritten tragen sie die heimische Sonntagstracht, die früher beim Kirchgang und Festen angezogen wurde. Seit wann diese Tracht in Bad Herrenalb getragen wird, ist allerdings nicht eindeutig überliefert. Wetzel geht davon aus, dass sie ihren Ursprung im zweiten Teil des 19. Jahrhundert hat. 1860 berichtet die Oberamtsbeschreibung für den Bereich Neuenbürg über die Bekleidung der Männer mit breitkrempigem Schlapphut, schwarzen Hosen weiß-wollenen Gamaschen.
Frauenkleider weniger auffällig
Weniger spektakulär wird die Frauenkleidung beschrieben, bei der traditionell ein oben am Bund mit einer Wulst versehener dunkler Rock und darüber ein mit „breiten seidenen Bändern versehener Kittel“ getragen wurde. Als Kopfbedeckung diente eine Bändelhaube, die noch heute die Tänzerinnen der Herrenalber Trachtengruppe ziert.
Bereits seit 1926 ist die Samtkappe mit besticktem Kappenboden und rocklangem Moiré-Bändern bei Trachtenfesten in Bad Herrenalb dokumentiert. Besonders Augenmerk gebührt zudem den farbenfrohen Schleifen, mit denen das Mieder der Frauentracht gebunden ist. Auffällig der mit goldfarbenen Knöpfen verzierter Samtrock der Männertracht, unter dem eine rote Cordweste hervorleuchtet und die schwarze Kniebundhose, zu der heute wie einst weiße Strümpfe getragen werden.
Bewahrung des kulturellen Erbes
Der Zweck des Vereins besteht in der Erhaltung und Präsentation seines kulturellen Erbes. „Die Tracht folgt hierbei keinem trendigen Hype, wie man sie von den modischen Stylings für das Münchner Oktoberfest kennt“, ergänzt Wetzel, die nach wie vor die Aufgabe einer Trachtengruppe darin sieht das Alte zu erhalten, um daraus Neues zu gestalten.
Neben 15 Kindern in der Kindergruppe besteht die Trachtengruppe derzeit aus 23 aktiven und 30 passiven Mitgliedern, die allesamt durch die Corona-Pandemie ausgebremst wurden. Der wöchentliche Treff zum Einstudieren von Tänzen und das unbeschwerte Zusammensein in der Gemeinschaft ist derzeit nicht möglich, denn die Proben gestalten sich als schwierig.
Zwar sind Tanzproben nun unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften wieder erlaubt, doch lässt sich das bei Volkstänzen, bei dem doch häufig im Kreis und mit Partnerwechsel getanzt wird, nur schwer umsetzen.
Tanzproben bleiben wegen Corona-Krise ausgesetzt
Aus diesem Grund wurde in Bad Herrenalb vorerst noch nicht mit den Tanzproben begonnen. „Allerdings treffen wir uns inzwischen beim Wandern oder ähnlichen Aktivitäten im Freien. Das ist einfach wichtig um das Vereinsleben und die Kameradschaft aktiv zu halten“, sagt Wetzel. Ihr Fokus ist deshalb zunächst auf die Suche nach einer neuen Bleibe des Vereins gerichtet.
Der Proberaum im einstigen Schulhaus hinter der Klosterkirche sei zu klein. Ideal wäre für sie eine größere Scheune, ehemalige Stallungen oder ein kleines Häuschen. Dabei denkt sie auch an die Gründung des Heimatmuseums. Sie hat für diesen Ort eine Vision von Veranstaltungen mit Vorträgen, Seminaren oder Trachtentreffen zur Heimat- und Brauchtumspflege.
Nähere Informationen zur Trachtengruppe gibt es hier.