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Mieten pro Quadratmeter steigen

Baugemeinschaft Ettlingen: Unter zehn Euro geht bei Neubauten nichts mehr

Steigende Baukosten und Baunebenkosten machen Wohnen auch bei der Ettlinger Baugemeinschaft immer teurer. Bitter für Mieter: Wenn sie einen Neubau beziehen, müssen sie pro Quadratmeter fast immer mindestens zehn Euro pro Quadratmeter zahlen.

Großbaustelle
Millionenprojekt: 53 neue Mietwohnungen der Ettlinger Baugemeinschaft entstehen bis 2022 an der Ecke Durlacher Straße/Steigenhohlstraße. Foto: Bentz

Mit gut 900 Wohnungen im Bestand ist die Baugemeinschaft Ettlingen die größte in der Stadt. Dass sie trotz ständig neuer Verordnungen und Gesetze, trotz immer höherer Gebühren für Baugenehmigungen neue Wohnungen schafft, liegt am unverändert extrem niedrigen Zinsniveau.

Sozialwohnungen in Grötzingen und Ettlingen

So stellte sie im vergangenen Jahr für 16 Millionen Euro 48 neue Wohnungen in Karlsruhe-Grötzingen (Augustenburgstraße) fertig, die zum Teil über die Erzdiözese Freiburg gefördert werden. Alle Wohnungen sind vermietet. In der Rheinstraße Ettlingen errichtete die Baugemeinschaft 17 Sozialwohnungen in zwei Neubauten. Fünf davon gehen für zehn Jahre an die Stadt Ettlingen, etwa für die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern.

Größtes Neubauprojekt soll bis 2022 fertig sein

Im Pfinztaler Ortsteil Söllingen sind 13 Wohnungen im Bau und eine Kita für 50 Jungen und Mädchen. Mit Abstand das größte Projekt der Baugemeinschaft ist derzeit die Baustelle Durlacher Straße/ Steigenhohlstraße beim Minikreisel. Dort werden 53 Wohnungen geschaffen und eine Gewerbeeinheit. „Bis 2022 wollen wir fertig sein”, sagte Geschäftsführer Thomas Müller, als er die Zahlen bei der Vertreterversammlung präsentierte. Investiert werden mehr als 20 Millionen Euro.

Es gibt Einsprüche von Nachbarn in der Seestraße und Probleme mit dem Bebauungsplan.
Thomas Müller, Geschäftsführer der Baugemeinschaft Ettlingen

Nicht glücklich ist die Genossenschaft über die Entwicklung in der Seestraße im Stadtteil Ettlingenweier., Dort will sie seit langem 13 Sozialwohnungen bauen, kommt aber nicht voran „Es gibt Einsprüche von Nachbarn gegen das Vorhaben, außerdem muss der Bebauungsplan berichtigt werden.”

Unklar sei, so Müller ob angesichts der zeitlichen Verzögerung schon bewilligte Fördergelder des Landes flöten gehen. Sollte dem so sein, werde sich die Baugemeinschaft von dem Projekt verabschieden. Weitere neue Mietwohnungen plant die Genossenschaft in der Eugen-Kleiber-Straße und der Gustav-Hofmann-Straße, beide in Grötzingen.

Praktisch alle Wohnungen vermietet - Kaum Fluktuation

Während die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes weitestgehend abgeschlossen ist, flossen 2019 in die Instandhaltung und Renovierung - etwa nach einem Mieterwechsel- rund 650 000 Euro. Praktisch alle Wohnungen der Genossenschaft sind vermietet. Die Fluktuation bezeichnete Müller mit 6,5 Prozent als „ sehr niedrig”. 65 Mieter kündigten das Mietverhältnis, 18 zogen innerhalb der Baugemeinschaft um. Wer eine Wohnung im Altbestand bewohnt, zahlt im Schnitt 6, 71 Euro je Quadratmeter und knapp zwei Euro Betriebskosten. Das ist deutlich weniger als auf dem freien Wohnungsmarkt in Ettlingen.

Wir brauchen Grundstücke zu einem akzeptablen Preis.
Josef Offele, Aufsichtsratsvorsitzender der Baugemeinschaft

Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende der Baugemeinschaft , Josef Offele sagte denn auch: „Wir wollen weiter Wohnraum zu bezahlbaren Preisen für breite Bevölkerungsschichten schaffen”. Das sei das Geschäft der Genossenschaft seit mehr als 70 Jahren. Unterstützung von der Politik erwartet er dabei in soweit, als dass „man uns bebaubare Grundstücke zu einem akzeptablen Preis verkauft”.

Vier Prozent Dividende für die Mitglieder

Ungebrochen groß ist das Interesse der Menschen an einer Mitgliedschaft in der Ettlinger Genossenschaft. Hier gab es im vorigen Jahr einen Zuwachs um 312 Personen auf nunmehr 3.462 Mitglieder. Sie halten insgesamt 38.122 Geschäftsanteile im Wert von insgesamt 5,7 Millionen Euro und haben ein demokratisches Mitspracherecht.

Und sie bekommen - trotz Nullzinspolitik - eine Dividende: Für 2019 zahlt die Baugemeinschaft erneut vier Prozent. Möglich wird das Thomas Müller zufolge durch ein positives Jahresergebnis von knapp 500.000 Euro, „ das zweitbeste der vergangenen fünf Jahre”. 285.000 Euro davon fließen in die Rücklage, den verbleibenden Bilanzgewinn von 210.600 Euro schüttet man aus.

Unklar sind die Auswirkungen der Corona-Krise

Noch unklar ist, ob und inwieweit sich die Corona-Krise auf die Baugemeinschaft Ettlingen auswirkt. Der Lockdown im Frühjahr hat nur einen geringen Einfluss auf den Mietertrag gehabt. Sollte es zu einer zweiten Corona-Welle mit entsprechenden Auswirkungen für die Wirtschaft kommen, „könnte das auch bei uns zu einem Rückgang der Mieteinnahmen führen”, so Thomas Müller. Insgesamt sehe man für das Wohnungsbauunternehmen „kein großen Risiken” angesichts eines Anlagevermögens von 61 Millionen Euro, Eigenkapital von 18 Millionen Euro und Verbindlichkeiten von gut 49 Millionen Euro. Sie sind vorwiegend dem Neubau-Geschäft geschuldet.







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