Warmes Licht fällt durch die Baumkronen und bringt die bunt gefärbten Blätter zum Leuchten – nach und nach weht sie der Herbstwind von den Bäumen. Wenn die Natur in den kommenden Wochen auf Winterzeit umstellt, offenbart die dritte Jahreszeit die schönsten Farben.
Es lohnt sich also festes Schuhwerk zu schnüren und bei einem Waldspaziergang das Naturspektakel zu erleben. Wie weit ist der Laubfall fortgeschritten? Und welche Einflüsse hat die Trockenheit in diesem Jahr?
Eines wird im Gespräch mit den Förstern in der Region deutlich: Die Laubbäume leiden. Der Hitzesommer war für Buchen, Birken, Eichen und Co hart. Was die Wälder in den vergangenen Monaten durchgemacht haben, lässt der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts erahnen.
Blätter sterben bereits seit August ab
Die Landstriche entlang des Rheins gen Süden sind größtenteils dunkelrot eingefärbt. Heißt: außergewöhnliche Dürre. Schlimmer geht es nicht. Und das zeigt sich in der Herbstzeit: „Das Blattsterben hat bereits im August begonnen, teilweise waren die Baumkronen erschreckend transparent“, erklärt Ettlingens Forstamtsleiter Joachim Lauinger.
Die Laubgehölze werfen im Herbst ihre Blätter ab, um sich auf den winterlichen Wassermangel einzustellen, denn über die Blätter verdunsten sie einen Großteil des durch die Wurzeln aufgesogenen Wassers. Dabei werden auch die Nährstoffe zurückgezogen, damit sie dem Baum im folgenden Jahr wieder zur Verfügung stehen.
Auch Revierleiter Alex Stolz vom Landratsamt Karlsruhe, in dessen Zuständigkeitsbereich der Stadtwald Rheinstetten fällt, berichtet von einem verfrühten Laubfall. Jedoch sei eine Herbstverfärbung derzeit nicht wirklich zu erkennen.
Als erstes hätten vor allem Linden, Hainbuchen und Rotbuchen ihre Blätter abgeworfen. „Durch den zwischenzeitlichen Regen hat sich die Situation wieder etwas entspannt“, so Stolz. Die tatsächlichen Schäden beim Laubholz werde man aber erst im Frühjahr beurteilen können. „Anscheinend kommen Traubeneichen und Roteichen etwas besser mit dem Trockenstress aus.“
Ein Zeichen echter Trockenschäden sei, wenn sich die Blätter direkt von grün auf braun verfärben, erklärt David Wipfler, Leiter der Forstverwaltung Malsch. „Dies ist in diesem Jahr nicht extrem zu beobachten, die Bäume halten mehr aus als man denkt.“
Die Bäume halten mehr aus als man denkt.David Wipfler, Forstverwaltung Malsch
Wipfler geht davon aus, dass momentan drei Jahresniederschläge fehlen – die Lage sei angespannt und dies werde sich nach seiner Einschätzung erstmal nicht ändern. Joachim Lauinger weist darauf hin, dass die Trockenheit in den Wachstumsmonaten von März bis September gravierend ist. Dies führe zu einer Einschränkung der Fotosynthese, das Dicken- und Höhenwachstum werde gebremst, zu erkennen an den dünneren Jahrringen.
Rotbuche ist stark durch die Trockenheit bedroht
Alteingesessen, stark und dennoch von der Trockenheit bedroht ist die Rotbuche. Bereits zwei Mal ist sie zum Baum des Jahres gekürt worden – 2022 erneut. Im Herbst verfärbt sich das Blattwerk gar nicht rot, sondern leuchtend orange. Um den Grund der Namensgebung zu erkennen, muss man genau hinschauen: Das Holz ist rötlich gefärbt.
In Ettlingens Stadtwald ist die Rotbuche mit 44 Prozent Hauptbaumart – somit ist fast jeder zweite Baum eine Buche. „Sie fühlt sich hier sehr wohl, jedoch macht ihr der Klimawandel immer mehr zu schaffen“, so Joachim Lauinger. Gerade an Südhängen, an Waldrändern oder wenn die Bäume durch Stürme freistehen und so der Sonne ausgesetzt sind – folglich bekommen sie den Rindenbrand und vertrocknen. Das Forstamt Ettlingen habe verstärkt festgestellt, dass junge Buchen im Trupp absterben. Und Alex Stolz fügt hinzu: „Ältere Rotbuchen, bei denen aufgrund der Trockenheit Kronenteile abgestorben sind, können sich nicht mehr regenerieren.“
Herbstzeit ist Wanderzeit – also raus in den Wald, bevor der Laubfall den Farbenzauber beendet. Schöne Wanderwege gibt es oft direkt vor der Haustür. Lauinger empfiehlt den Panoramaweg am Wattkopf mit schönem Ausblick auf die Stadt bis zu den Vogesen. Aber auch der Graf-Rhena-Weg entlang der Alb habe seinen Reiz. In der Natur sein und einfach einen Schritt nach dem anderen setzen, ist gleichermaßen erholsam und belebend.