Das denken Erstwähler aus Ettlingen und der Region über die Landtagswahl
Am Sonntag ist es so weit: Bei der Landtagswahl Baden-Württemberg sind viele junge Menschen zum ersten Mal dazu aufgerufen, ihre Stimme für die Neubildung des Landesparlaments abzugeben.
Dies geschieht in besonderen Zeiten: Um Kontakte bei der Wahl möglichst gering zu halten, werben viele Parteien im Vorfeld mit der Briefwahl.
Doch geht dadurch nicht das Erlebnis des ersten Gangs ins Wahllokal für die junge Menschen verloren? Wie stehen sie zur Landtagswahl?
Katharina Kaiser aus Marxzell hat als 16-Jährige zwar schon bei den Kommunalwahlen 2019 ihre Stimme abgegeben. Dass sie am 14. März zum ersten Mal auch an der Landtagswahl teilnehmen kann, gebe ihr aber das Gefühl einer großen Verantwortung.
Die Entscheidungen der Landesregierung erreichen mehr Menschen als auf kommunaler Ebene.Katharina Kaiser, Schülerin aus Marxzell
„Die Entscheidungen der Landesregierung erreichen mehr Menschen als auf kommunaler Ebene“, erklärt die 18-Jährige. Die Schülerin wird per Brief wählen.
Der Klimaschutz und die Einstellung der Parteien zu Rechten benachteiligter Gruppen sind ihr besonders wichtig. In ihrer Familie sei viel über politische Themen diskutiert worden. Jedoch habe sie ihre Wahl unabhängig von der Meinung ihrer Eltern getroffen.
Informiert hat die Schülerin sich über Webseiten der Parteien sowie durch Interviews und Talkrunden mit Politikern, die als Videos im Internet verfügbar waren. Außerdem nutzte sie den Wahl-O-Mat.
Auch Moritz Hildebrand aus Ettlingenweier ist es wichtig, seine Stimme abzugeben. In vielen anderen Ländern gebe es noch keine politische Partizipation, sagt der 18-Jährige, und hierzulande bekomme man durch sein Kreuz bei der Wahl Macht und Verantwortung übertragen. „Diese sollte man nutzen.“
Der Gang ins Wahllokal ist nicht gefährlicher als ein Einkauf im Supermarkt.Moritz Hildebrand, Schüler aus Ettlingenweier
Umweltschutz, Integration sowie die Corona-Politik der Parteien waren Themen, auf die der Schüler im Wahlkampf besonders geachtet hat. Er empfindet das Ritual des Wahlgangs als wichtig.
Daran ändere auch die Corona-Situation nichts. „Der Gang ins Wahllokal ist nicht gefährlicher als ein Einkauf im Supermarkt“, schätzt er die Situation ein.
Informierte habe er sich hauptsächlich über die Internetseiten der Bundeszentrale für politische Bildung und der einzelnen Parteien. Auch der Gemeinschaftskundeunterricht in der Schule habe ihm bei der Entscheidungsfindung geholfen.
Simon Seifried studiert an der Verwaltungshochschule in Kehl, nimmt zurzeit jedoch aus Ettlingen an den Online-Vorlesungen teil. Er war von 2014 bis 2018 Mitglied des Jugendgemeinderats Ettlingen und sieht die Kommunalpolitik auch als mögliches Karriereziel.
Der 20-Jährige hat seine Stimme schon per Briefwahl abgegeben. Das sei bequemer und in der Pandemie zudem sicherer als der Gang ins Wahllokal.
Wahlwerbung bei Youtube sei ihm dieses Jahr verstärkt aufgefallen, sagt er. Informiert habe es sich vor allem über die sozialen Medien. Eine Sache, die den Studenten besonders interessiert, ist der ÖPNV, auch bezogen auf die Klimapolitik der Parteien.
Die Flüchtlingspolitik ist ihm ebenfalls ein Anliegen. Diskussionen mit Eltern und Geschwistern hätten ihm zwar bei seiner Meinungsbildung geholfen, seine Wahl habe er aber unabhängig von deren Vorstellungen getroffen.
Emily Grethler hat ihren Wahlbrief schon zur Post gebracht. Die 20-Jährige macht eine Ausbildung zur OP-Schwester in der Helios Klinik Karlsruhe. Dabei hat sie die Auswirkungen des Coronavirus täglich vor Augen. Grethler ist der Ansicht, dass jüngere Menschen Älteren beim Gang ins Wahllokal den Vortritt lassen sollten, weil es ihnen selbst leichter falle, per Brief zu wählen.
Zu den Kandidaten hat sie im Internet recherchiert, einige kannte sie schon persönlich: Mit Aisha Fahir (SPD) habe sie bei einer Veranstaltung des Ettlinger Jugendgemeinderats gesprochen, Alena Trauschel (FDP) wohne bei ihr um die Ecke. Der Umgang der Parteien mit der Corona-Pandemie und ihre Ideen für den Klimaschutz sind Themen, auf die die 20-Jährige besonders geachtet hat.
Lea Schmied wird am Wahltag gemeinsam mit ihren Eltern ins Wahllokal gehen. Die 18-jährige Schülerin ist sich schon sicher, wo sie ihr Kreuz setzen wird.
Durch Webseiten von Kandidaten und Parteien, Social Media, aber auch durch Wahlwerbung, die sie von verschiedenen Parteien nach Hause gesendet bekommen hat, habe sie sich eine gute Meinung bilden können. Der Umgang mit der Pandemie, der Klimaschutz und die Partizipation von Jugendlichen sind für sie wichtige Themen.